Vorbemerkung
Die Tonis-Dichtung, die Ni Nenos Geschichte (Lasi Ni Neno) erzählt, überliefert die Migration der Namengruppe Neno aus Nunbela in Molo in den Lamu nach Südamanuban. Sie handelt von der Herkunft Nenos, eines Vasalls der herrschenden Klasse des feudalen, vorindonesischen Kuan Fatus, und deren Schwierigkeiten sich im Lamu anzusiedeln, aber auch von seiner herzlichen Aufnahme durch die Herren des Bodens, die wiederholten Versuche eine neue Heimat zu finden und letztlich die Ansiedlung und politische Allianz mit der rituell-politischen Konförderation, die in den Kuan Fatu-Dichtungen durch Ni Sole repräsentiert wird. Musa Leni Seo hat diese Version am 13. Februar 1992 in Nai Lete, Kuan Fatu, vorgetragen.
Lasi ist ein nicht eindeutig zu übersetzendes Lexem, zu vielfältig ist das Zusammentreffen unterschiedlicher Bedeutungen, die eng miteinander verbunden sind. So ist es für Einheimische und auch für Fremde erforderlich, die jeweilige Bedeutung von lasi kontextuell zu erschließen. Das auffälligste Merkmal dieses schillernden Begriffes ist der formelle Charakter derjenigen Situationen, die als lasi gelten. In diesem Rahmen bildet lasi eine Kategorie, die rituelle Situationen, Sitten und Gebräuche bezeichnet, eben alles, was die Atoin Meto als traditionell (meto, einheimisch) auffassen, historische Überlieferungen, soziale und politische Ordnungen, rechtliche Sachverhalte sowie durch Gewohnheit entstandene Konsensualisierungen, aber auch die Gültigkeit von Überzeugungen. Lasi oder lais meto ist insofern mit dem panindonesischen Konzept der Adat identisch.