Was ist erforderlich, um das Fremde angemessen darzustellen? Hubert Fichte ist davon überzeugt, dass jede Erfahrung mehr aufnimmt, als sich an einem Ort abbildet. Jede Erfahrung knüpft auch an frühere Erinnerungen an: Bilder, Vor-Bilder, Wege, Bewegungen. Aber wie verhält es sich, wenn etwas weder das eine noch das andere ist? Weder vertraut noch fremd, weder gewiss noch unsicher. Kann ich mich auf meine Wahrnehmung verlassen, wenn meine Wirklichkeit eine Konstruktion ist? Was kann ich wissen, was glauben. Oder: Woran muss ich zweifeln?
Es geschah an einem meiner letzten Tage in Soë. Jedenfalls in der letzten Woche. Kurz vor meinem Abflug nach Bali. Eines Morgens steht Sapay unerwartet vor der Tür. Es ist noch früh. Für mich, weniger für ihn. Er war schon einige Stunden unterwegs und hat sein Haus in Nakmofa schon vor Sonnenaufgang verlassen. Ich muss unbedingt noch jemanden kennenlernen, drängt er mich. Jemand wichtigen! Einen Mann! Er wohnt ganz in der Nähe, am Ende der Ahmed Yani, wo es zu den Bungalows der Provinzregierung hinaufgeht.
Meine Arbeit in Amanuban war beendet. Meinen Abschied hatte ich vor einer Woche aufwändig zelebriert. Alle waren gekommen. Reden und Geschenke wurden ausgetauscht. Ein Schwein wurde geschlachtet und gegessen. Und vieles mehr. Der Abschied vollendet. Was blieb war ordnen, packen, abreisen. Ob ich will oder nicht. Der neue Beamte im Kantor Imigrasi in Kupang hatte ein Machtwort gesprochen. Über meine Wünsche hinweg, meine Beziehungen ignorierend, jeden meiner Freunde in Amanuban beleidigend. Er war Javaner. Und das reichte. Wäre ich nicht Deutscher, sagte er, würde er mir Schwierigkeiten machen, die ich nicht vergäße.