Samstag, 25. April 2020

Der Sonba`i-Krieg - Die Dichtung


Vorbemerkung

Die mündliche Dichtung über den Krieg, den Tubani Nope gegen den Sonba`i führte (Makenat Sonba`i), den Herrscher in Molo und Miomafo, Pai Neno und Oenam, bildet in den Überlieferungen der Kuan Fatu-Chronik den dritten Expansionskrieg zur Gründung des vorindonesischen Banams. Vorgetragen wurde diese Dichtung von J. Ch. Sapay in der Nacht zum 11. Februar 1991 im großen Lopo von Nai Lete, Kuan Fatu, Südamanuban.

Prolog: Die Protagonisten des Konflikts (Vers 1 - 9)

1 Lasi neon apinat neon aklahat - matua kaum mausi kaut maena kaum [ maama ]
So lautet die Überlieferung Himmel du Strahlender, Sonne, du Versengende - mein Herr, mein Herrscher, meine Mutter und [ meine Vater ]
2 Nok neu bait batan nua sin ma nausena [ nua sin ]
In Bezug auf die beiden Grenzziehungen, auf die definierten Grenzen [ zwischen den beiden ]

Die beiden Begriffe bait batan und nausena - eine Grenze beziehungsweise einen Grenzverlauf betreffend - werden in diesem Vers in paralleler Bedeutung verwendet, müssen aber näher erklärt werden. Beide Termini bezeichnen die Definition einer Grenze. Bait batan ist in Bezug auf die Zuteiltung einer Grenze undifferenziert, deren Verlauf ist nicht näher angegebenen. Nausena bezeichnet dagegen einen genau definierten Grenzverlauf. In Amanuban heißt eine weitverbreitete, dornige Kaktusart naus. Das Verb sen, (an-)pflanzen, wird im Zusammenhang mit der Befestigung von Siedlungen oder militärischen Anlagen verwendet, schwer zu überwindende Zäune, die zum Schutz mit diesen Kakteen bepflanzt wurden und nur einen relativ versteckten Zugang (toi) offen ließen.

3 Ni Nitin, Ni At Keser, Ni Fanu, Ni Alul, Ni Maman, Ni Am Nekun, Ni Utan, Ni Koe, Ni Kono, Ni Oematan, Ni Babu, Ni Bife, Ni Bahan, Ni Tainbena, Ni Mela, Ni Manbait bi Molom, Meu Mofat, Pai Nenom [ Oenam ]
Zwischen Ni Nitin, Ni At Keser, Ni Fanu, Ni Alul, Ni Maman, Ni Am Nekun, Ni Utan, Ni Koe, Ni Kono, Ni Oematan, Ni Babu, Ni Bife, Ni Bahan, Ni Tainbena, Ni Mela, Ni Manbait in Molo und Miomofo, Pai Neno und [ Oenam ]

At Keser, Kaiser, als ein großer Herrcher, wobei Kaiser als ein Lehnwort aus dem Niederländischen zu betrachten ist. Bezeichnet wird mit diesem Titel jedenfalls der Sonba`i, Konkurrent und Widersacher der Nope-Dynastie im Norden und Nordosten des vorindonesisch feudalen Banams.
Die Aufzählung der geographischen Ortsnamen Molo und Miomofo, Pai Neno und Oenam, Synonyme der rituellen Rede, bringt die Ursprungsorte des Reichs des Sonba`i in Erinnerung wie diejenigen der Nope-Dynastie - Klaban und Tain Lasi, in Maunu und Niki Niki - im folgenden Vers.
Der persönliche Artikel Ni vor Eigennamen ist im Uab Banamas, dem Amanubandialekt des Uab Meto, ungewöhnlich, wo Na` die entsprechende Partikel ist. Ni in dieser Position in Molo spricht für eine Herkunft aus dem Dialekt, der in Nordzentraltimor (Insana oder Beboki) gesprochen wird, letztlich aber eine Entlehung aus Amarasi, Südzentraltimor, andeutet. In Verbindung mit anderen, für den Amanubandialekt untypischen Begriffen wie beispielsweise ainaf, Mutter, weist die Verwendung dieser Bezeichnungen auf das Alter dieser Tonis-Dichtungen sowie auf die Beziehung von Ton und Finit, Babis und Sapai mit dem indigenen Herrschern im Territorium hin, wohin Tubani Nope Abi Loemnanu vertrieben hat.
Ursprünglich lautete der Titel für die Atoin Meto-Aristokratie Nai, ein Terminus, der zuallererst die Erde, den Erdboden bezeichnet. Kognate Begriffe aus verwandten ostindonesischen Sprachen sind rai in Rote oder lai bei den benachbarten Tetun in Zentraltimor. Der Titel des höchsten politischen Repräsentanten der Tetun ist als Liulai überliefert, und Mythenabbrevationen der Atoin Meto berichten von Ahnen, die aus Erdspalten oder Höhlen kamen, um die namhaften Namengruppen zu gründen.

4 Nok Ni Koli, Ni Toli, Ni Amu, Ni Nope, Ni Nuban, Ni Toi bi Klabnam Tain Lasit Maunum
[ Nik Nik ]

Und Ni Koli, Ni Toli, Ni Amu, Ni Nope, Ni Nuban, Ni Toi in Klaban und Tain Lasi, in Maunu und [ Niki Niki ]

Die Kopfjagd im Reich des Sonba`i (Vers 5 - 41)

5 Afit maken-maken mat ma`oet [ ma`oet ]
In früheren Zeiten schossen wir und schnitten wir Köpfe ab [ schnitten sie ab ]
6 Es puin tenuam ma nak [ tenu ]
Nämlich von drei Männern, die Köpfe [ die drei ]
7 Sbo Oematan ilnonam [ maten ]
Von Sobe Oematan, denn er war allein [ und er starb ]
8 Tuklua Sonba`iam Tain Suan ilnokam [ maten ]
Und von Tuklau Sonba`i und Tani Suna, auch sie waren allein [ und sie starben ]
9 Okat poh tek puin tenuam ma nak [ tenu ]
Schließlich hielten wir drei Männer und Köpfe in beiden Händen [ drei ]
10 Tipu`okat fain teman li`ok [ fain tem ]
Und dann kehrten wir um, wendeten uns und kehrten [ zurück ]
11 Neu Klabnam Tain Lasit Maunum [ Nik Nik ]
Nach Klaban, und Tain Lasi, nach Maunu und [ Niki Niki ]
12 Neon apinat neon [ aklahat ]
Himmel du Strahlender, Sonne, du [ Versengende ]
13 Ni Nitin, Ni At Keser, Ni Fanu, Ni Alul, Ni Maman, Ni Am Nekun nabela in neknam in tainat nabela in nopnam [ in nanan ]
Ni Nitin, Ni At Keser, Ni Fanu, Ni Alul, Ni Maman und Ni Am Nekun äußerten ihre Gedanken und ihren Willen, äußerten ihre Gefühle und [ ihr Innerstes ]
14 Nak: „Kais opnam Ni Ut in pal in naman in taonam [ mahonin“ ]
Und sie sprachen: „Verschütte nicht Ni Utans Eigentum, seinen Anteil, seine Eigenschaften und seine
[ Abstammung ]

Pal, Eigentum, Besitz; nama`, Teil, Anteil; taon, Charakter, Merkmal, Eigenschaft; mahonin, Abstammung, Leben, besitzen.
Ni Utan, der in diesem Vers zwar nicht explizit genannt wird, ist einer der inferioren politischen Funktionsträger des Sonba`i, was seine nachgeordnete oder fehlende Nennung im Vers zeigt (vgl.a. Vers 3). Es ist nicht unbedingt notwendig, jedes Mal alle beteiligten Personen eines repräsentierenden Eigennamenbündels aufzuführen, da sie gegenseitig pars pro toto gelten. In Vers 14 formuliert die Sonba`i-Allianz ihre Sorge, dass die Kopfjagd Nopes in Molo destruktive Konsequenzen nach sich zieht. Ihr Apell fordert ihre Kontrahenten dazu auf, mit der sozialen Identität und dem territorialen Besitz der Namengruppe, die Ni Utan repräsentiert, nicht leichfertig umzugehen, sie nicht auszuschütten (kais opan).

15 Esat lek neno mat lek [ fai ]
So wurde der Tag bestimmt und festgelegt wurde [ die Nacht ]
16 He ta`ekum tatef he nafat tatosi`aham [ opah ]
Damit wir zusammentreffen und aufeinandertreffen, damit wir es vergossen und [ ausschütteten ]
17 Neon apinat neon [ aklahat ]
Himmel du Strahlender, Sonne, du [ Versengende ]
18 Es Ni Kono, Ni Oematan, Ni Bahan, Ni Tainbena, Ni Mela, Ni Manbait an lekam man lul puin mese ma nak [ mese ]
Sodass Ni Kono, Ni Oematan, Ni Bahan, Ni Tainbena, Ni Mela, Ni Manbait ihn zeigten und ihn bestimmten, den einen Mann und den Kopf den [ einen ]
19 Ni Oematan etu lanan man pi`o [ lanan ]
Ni Oematan gab die Losung aus und folgte [ dem Weg ]
20 Nem Ofum ma Nenuat sona Bone ma mnela [ Bone ]
Kam so nach Ofu und Nenu, in die Savanne von Bone, auf die Ebene von [ Bone ]
21 Neon apinat neon [ aklahat ]
Himmel du Strahlender, Sonne, du [ Versengende ]
22 Ekut binem natef [ bin ]
Dort traf er und begegnete [ dort ]
23 Ni Koli, Ni Toli, Ni Amu, Ni Nope, Ni Nuban, Ni Toi bi Klabnam Tain Lasit Maunum [ Nik Nik ]
Ni Koli, Ni Toli, Ni Amu, Ni Nope, Ni Nuban, Ni Toi in Klaban, und Tain Lasi, aus Maunu, und [ Niki Niki ]
24 Nunu pupuf Banam lete pupuf [ Banam ]
Die Waringinspitze Banam und die Lete-Spitze [ Banam ]
25 Niuf ainaf Banam tais ainaf [ Banam ]
Die Mutter des Sees Banam, die Mutter des Meers [ Banam ]
26 Naitnan noni lun ika ais toki nabela lek-lekom namautu [ lek-leok ]
Nahm das noni ika ais toki und präsentierte es, wie es sich gehörte, bewahrte [ es ordentlich ]

Die Bedeutung des parallelen Paars noni ika / asi toki ist ungeklärt. Mit diesem Paar des rituellen Registers des Tonis bezeichnet der Dichter-Sprecher den Tribut, den Sobe Oematan den Herren des Waldes, Ton und Finit, Babis und Sapai, anbietet (noni, Silber).

27 Neu Meowa nae kliko Sole, Nome, Nabuasa`, Teflopo hum kenum [ mat kenu ]
Für die älteren Krieger-Kopfjäger und die jüngeren Krieger-Kopfjäger, für Sole und Nome, für Nabuasa` und Teflopo, legte er es nieder [ vor ihre Augen ]
28 Es i neon apinat neon[ aklahat ]
Himmel du Strahlender, Sonne, du [ Versengende ]
29 Seu man ol Nai bo`esam fanum Meo [ bo`esam faun ]
Sie pflückten und schluckten es, die achtzehn Nai und die Meo [ die achtzehn ]
30 Hen lonum man saefafot tan popom [ naheun ]
Um es zu steigern und aufzufüllen, um anzuwachsen und es [ zu füllen ]

Lonu, etwas vermehren oder eine bereits vorhandene Menge weiter zu steigern. Saefafo, etwas so auffüllen, dass es überläuft. Popo, anschwellen lassen. Nahenu, voll, gefüllt. In diesem Kontext ist nahenu bereits redundant, da die Steigerung schon so weit fortgeschritten ist, dass sie optimal ist. Der Sättigungsgrad, der mit lonu, saefafo und popo ausgedrückt wird, ist mehr als erreicht.

31 Tabela hit nekam hit taikat tabela hit nopnam [ hit nanak ]
Wir äußerten unsere Gedanken und unseren Willen, unsere Gefühle und unser [ Innerstes ]
32 Ton und Finit, Babis und Sapai nabela in neknam nabela in nopnam [ in nanan ]
Ton und Finit, Babis und Sapai äußerten ihre Gedanken, äußerten ihre Gefühle und [ ihr Innerstes ]
33 Kin-kinoh in enu leo` ole usaip [ ole ]
--- ??? ---

Das parallele Paar aus dem Tonis-Register, das der Dichter-Sprecher in diesem Vers verwendet, lautet eno leo` / usapi leo`. Er setzt Tür (eno) in eine parallele Beziehung mit dem Kusambi-Baum (Schleichera oleosa) der Trockensavanne, verwandt mit den Rambutan aus der Familie der Sapidaceae. Das bedeutet, dass zwischen beiden Begriffen eine synomyme Bedeutung besteht. Möglicherweise ist leo` statt le`u ein Transkriptionsfehler, sodass ich keine Übersetzung anbieten kann. Ist allerdings le`u richtig, dann: eno le`u / usapi le`u, das Tür mit der numinosen Aura / der Kusambi-Baum mit der numinosen Aura. Es handelt sich bei dieser Formulierung um die metaphorische Umschschreibung des Ortes, an dem die Kontrahenten zu Verhandlungen zusammenkamen, sicherlich irgendwo im Grenzgebiet zwischen dem südlichen Molo und dem nördlichen Amanuban, wobei ich den genauen Ort nicht kenne.

34 Nabela nan in neknam in tainat nabela in nopnam [ in nanan ]
Sie äußerten ihre Gedanken und ihren Willen, äußerten ihre Gefühle und [ ihr Innerstes ]
35 Esa kui nua ma kui [ mese ]
Nämlich den einen Büffel und das Pferd das [ eine ]
36 Kui mese nahaekbonam [ namnibon ]
Das eine Pferd wurde aufgestellt, und [ hingestellt ]
37 Muit panit ta smalam [ fain to` ]
Die Nase geölt und das Haar herabhängen gelassen, wurden sie [ wie das Volk ]

Muti panan bezeichnet das Ölen der Nase mit Kusambi- oder Kemiri-Öl (fenu; Lichtnussbaum - Aleurites moluccanus), um in einem Streit den Sieg über den Gegner symbolisch auszudrücken. Das Reiben von Spucke an einem Ohrläppchen besitzt die gleiche Bedeutung (muti - Bezeichnung für Öliges; panan, Nase). Mit smala bezeichnet man das „Haar“, die Fäden, die am oberen Ende aus einem Maiskolben unten heraushängen. Als semantische Einheit verstanden, bedeuten diese drei Lexeme muit panan, smala und fain to drei Phasen eines Erniedriungsprozesses, eine Demütigung, die eine Person hohen, sozial-politischen Status, in einen niedrigen versetzt, in die unterste soziale Schicht der einfachen Bevölkerung (fain to`, werden wie das Volk).
Muit asu in panan sagt man auch, wenn man die Nase eines Jagdhunds ölt, um seinen Geruchssinn zu verbessern, sie eigentlich von Schmutz und Sekret reinigt. Jagdhunde werden in Amanuban gut gepflegt, im Gegensatz zu ihren weniger nützlichen Artgenossen. Um ihren Jagdtrieb, ihre Motivation und Fähigkeit zu erhalten, füttert man sie mit Fleisch.
Im Prosatext, der umgangssprachlichen Erzählung, die von Musa Leni Seo stammt, heißt es ebenfalls: muit pana smala fain to`, womit auf eine Veränderung, eine Gestalt- oder Statusveränderung (Inkarnation) hingewiesen wird.

38 On toisnat onat lonum mat saefa`of bat on optat lonum [ saefa`of ]
So steigerten und vermehrten sie das Grenzgebiet, und die Buße wurde gesteigert und [ vermehrt ]

Lonu, saefafo sowie tosi beziehen sich darauf, dass etwas hinzugefügt wird, etwas wird aufgefüllt; meist im Zusammenhang mit Flüssigkeiten – Wasser, Honig oder Schnaps.

39 Noni lun ika ais toki neon apinat neon [ aklahat ]
Den (noni lun ika / asi toki) Tribut – Himmel, du Stahlender, Sonne, du [ Versengende ]
40 Na`at saiptan malkosanam tatnan am takesi`et tat keut tan bikaes ikom mnanum tatnan am [ takesi ]
Damit malokosa geschält wird, übergeben und fortgebracht wird, das Pferd mit dem langen Schwanz geschnitten, übergeben und [ fortgebracht wird ]

Während sapi in feine Streifen schneiden bedeutet, bezeichnet ketu ein undifferenziertes Abschneiden. Bikase iko mnanu ist der lange Pferdeschweif und möglicherweise eine Metapher für die Kopftrophäe. Was mit malokosa abgeschnitten wird, weiß ich nicht.


Grenzziehung und Friedensabkommen (Vers 42 - 59)


41 Neu nunuh kemo esam baki us mese es Molom Miomafat, Pai Nenom [ Oenam ]
Beim Waringin mit den Trittstufen, am Mittelpunkt des Zauns, nämlich in Molo und Miomafo, in Pai Neno und [ Oenam ]

Kemo heißen in Fruchtbäume eingeschlagene Trittstufen, die es erleichtern, diese abzuernten. Ein baki usan ist ein Zaun, der einen Ursprungsort, einen Nabel (usan), umgibt. Nunuh kemo / baki usan ist eine formelhafte Metapher des Tonis-Registers für den Gründungsort des Reichs des Sonba`i, wo vielleicht ein Waringinbaum (Pappelfeige; Ficus religiosa) am Ursprungsort stand (steht).

42 Ni Nitin, Ni At Keser, Ni Fanu, Ni Alul, Ni Maman, Ni Amnekun, Ni Utan, Ni Koe, Ni Kono, Ni Oematan, Ni Babu, Ni Bife, Ni Bahan, Ni Tainbena, Ni Mela, Ni Manbait on nekan naloit nonan fanim nabalbon [ fain ]
Mit Ni Nitin, Ni At Keser, Ni Fanu, Ni Alul, Ni Maman, Ni Amnekun, Ni Utan, Ni Koe, Ni Kono, Ni Oematan, Ni Babu, Ni Bife, Ni Bahan, Ni Tainbena, Ni Mela und Ni Manbait, die ihre Gedanken erneuerten und sie [ wieder in Ordnung brachten ]
43 Batan nua sinim ma nausena [ nua sin ]
Zwei Grenzen waren es, und die Grenzbefestigungen [ die beiden ]
44 Tatenim mat oina [ tein ]
Wiederholten wieder es, und verlegten sie [ wieder ]
45 Es iyam naokat tipu`okat fain teman li`ok [ fain tem ]
Und anschließend kehrten wir zurück, wendeten und kamen [ zurück ]
46 Ni Nitin, Ni At Keser nabela in neknam in tainat in nopnam [ in nanan ]
Und Ni Nitin, Ni At Keser äußerte seine Gedanken und seinen Willen, seine Gefühle und [ sein Innerstes ]
47 Nak hana fetin nale`u kitim hen nu`al [ nale`u kit ]
Und sprach: „Wir wollen die Zerstörung beenden, wir wollen uns befreien von [ der Zerstörung ]
48 Es iyat nabela in neknam ka lekot nabela in tainat [ ka leko ]
Denn unser Wille war nicht gut, und unsere Entscheidung (den Krieg zu führen) war [ schlecht ]
49 Namaut het kail anet nabalaham mat nun abas [ nabalah ]
Mögen wir die Nadel dauerhaft einstechen, und den Faden einfädeln [ dauerhaft ]
50 Tutam nabalah tat matalum [ nabalah ]
Unseren Dialog dauerhaft aufnehmen und uns verbinden [ auf Dauer ]

Ntut bezieht sich auf die auf eine Frage gegebene Antwort, tutam meint die Fortsetzung des Gesprächs. Der Terminus ntut stammt aus dem Molo-Dialekt (in Amanuban lutan). Beide Begriffe bezeichnen in der Regel Angelegenheiten der Abstammung, Nachfolge oder Regierung. In Vers 50 heißt es tutam nabalah, der Dialog zwischen den beiden Gruppen soll nicht enden.

51 Naitnan bi fe puin nua`am ma nak [ nua ]
Sie brachten zwei Frauen, zwei Maiskolben und die Köpfe [ die zwei ]
52 Tunem bi Mana napohot sin lek-lekom nana`at sin [ lek-leok ]
Bi Tune und Bi Mana, nahmen sie gut in beide Hände, hielten sie fest [ gut ]
53 Noni niuf sio`am naut sio bo` siom [ sio ]
Brachten Silber im Wert von neuntausend, neunhundert, neunzig und [ neun ]
54 Napohot sinim nana`at sin neu Ni Koli, Ni Toli, Ni Amu, Ni Nope bi Klabnam Tain Lasit Maunum [ Nik Nik ]
Hielten ihn (die Tribut) in beiden Händen und hielten alles fest, nämlich Ni Koli, Ni Toli, Ni Amu und Ni Nope in Klaban und Tain Lasi, in Maunu und [ Niki Niki ]
55 Nok in Meo in Nai pune bo`esam fanum nak [ bo`esam faun ]
Zusammen mit ihren Krieger-Kopfjägern, ihren Herren, den achtzehn Maiskolben und den Köpfen [ den achtzehn ]
56 Tipu`okat fanim man li`ok [ fain nem ]
Wir kehrten zurück, wendeten um und gingen [ zurück ]
57 On hiti baf esam koe bako esat on manu han esam ai [ pin es ]
Strömten zusammen und jubelten vor Freude, ein Huhn mit einer Stimme und ein Feuer mit
[ einer Flamme ]
58 Bi Klabnam Tain Lasit Maunum [ Nik Nik ]
In Klaban, und Tain Lasi, in Maunu und [ Niki Niki ]
59 Tok nin esat on nahaekbonam namnibonat ona tok hau meni i esat nahaekbonam
[ namnibon ]

Ein Thron wurde errichtet und aufgestellt, ein Sandelholzthron wurde aufgestellt und [ aufgerichtet ]

Ein tok nine ist ein Stuhl mit beidseitigen Armlehnen, der bis heute in den Empfangsräumen der meisten rechteckigen rumah sehat, den als gesunde Häuser von der indonesischen Administration propagierten, modernen Wohngebäude steht, und der allein dem Haushaltsvorstand vorbehalten ist. Der tok hau meni, ein Stuhl aus Sandelholz, war früher alleiniges Privileg des Fürsten (usi oder usif).

Die Inthronisation des Usi Banam (Vers 60 - 72)

60 Fani tenim sufam kau fat hitit fani tenim pah am [ nama`]
Wir kehrten zurück zu unseren Kindern, und zurück in unserer Land, auf [ unser Gebiet ]
61 Hitit tat naim ta`nakat tat kesrok mat Uis fam bi Klabnam Tain Lasit Maunum [ Nik Nik ]
Und wir entschieden auch, wer uns regieren sollte, wer Keser und wer Usif in sein sollte in Klaban und Tain Lasi, in Maunu und [ Niki Niki ]

Mit dem Sonba`i-Krieg beendete Tubani Nope seine territoriale Expansion. Banam, das heutige Amanuban, war durch den Gebietszuwachs aus drei Kriegen, als ein mächtiges Usiftum entstanden. Tubani gründete eine Dynastie, die unter dem Namen Nope bis in die fünfziger Jahres des 20. Jahrhunderts ununterbrochen herrschte, als Kusa Nope, der letzte Uis Banam, starb.

62 Al on hit Meonut tamepan sinim [ tahela ]
Seine Meo stützten seine Stellung und [ verstärkten sie ]

Der Kriegerstand der Meo bildete die Voraussetzung für die politische Kontinuität und Stabilität des neuen Usiftums. Zwei der Schlüsselbegriffe im Register der rituellen Rede sind die fast synonymen Verben tamepan und tahelan. Die Wurzel hel bedeutet ziehen, zu sich heranziehen – je stärker gezogen wird, desto stabiler ist die Verbindung. Mepan ist unsicher in diesem Zusammenhang, wahrscheinlich aber verstärken, doch sicher ist, das beide ein (An-)Ziehen zur Manipulation in die eigene Sphäre bezeichnen, als einen Zuwachs von Macht und Stärke. Amepan, eine Spannung oder einen Druck verstärken.
Nahelan sagt man, wenn ein Gürtel oder eine Schlaufe enger zugezogen wird, wie beispielsweise der Rückengurt (niun) am Kettbaum (atis) des Gurtwebgeräts; jedoch nicht namepan.
Nahelan in der Bedeutung von verstärken ist im Molo-Dialekt sehr gebräuchlich, während der Begriff in Amanuban eher die Ausnahme ist, wo namepan das Wort der Wahl ist.

63 Sole und Nome, Nabuasa` und Teflopo nok feot le`u puin ha ma nak [ ha ]
Sole und Nome, Nabuasa` und Teflopo, mit den Fetu Le`u, den vier Maiskolben und den Köpfen den
[ vieren ]
64 Kuna und Saefatu, Banu und Tasesab fe` nekin saunat namepnam nahelan nasaba nim kenum hae kenu natiknam [ nasapan ]
Kuna und Saefatu, Banu und Tasesab kommen hinunter, stärkten sie, verstärken sie, stossen mit ihren Händen zur Seite und treten mit ihren Füssen nach vorne, treten aus und [ stossen zur Seite ]

Nekin saun, nach unten kommen; nekin sae, nach oben steigen; nekin ketu sich gerade aus (vorwärts) bewegen. Nekin bedeutet hier die Richtung, in der eine Bewegung ausgeführt wird.
Sole und Nome, Nabuasa` und Teflopo sind die vier Großen Krieger-Kopfjäger Banams (die Meo Nae Banam), die intern in ältere (Sole und Nome) und jüngere Geschwister (Nabuasa` und Teflopo) unterschieden werden. Die Feto Le`u sind die ihnen zur Seite stehenden Funktionäre, die für die wirtschaftliche Versorung der Meo Nae und die Akkumulation des Tributs an das politische Zentrum zusätndig sind. Zwischen diesen politischen Funktionären, ihren Namengruppen, bestehen verbindlich geregelte Beziehungen (durch die kulturspezifische Adat, lasi, definiert), die sich in einer über Generationen bestehenden, wirtschaftlichen, sozialen und rituellen Koperation äußern.

65 He Pah Nenu Banamat Bunuam [ Bi Ten ]
Damit das Land Nenu und Bunu, Bunu und [ Bi Teno ]

Die vier Orte repräsentieren das Ortsnamenbündel für Banam in der rituellen Rede, nicht zu verwechseln mit Klaban und Tain Lasi, Maunu und Niki Niki, das das Herrschaftsgebiet der Nope-Dynastie bezeichnet.

66 Nati nenuonam [ nakon ]
Möge es weit und [ ausgedehnt werden ]
67 Nekin saenut natiknam nasaban henati Pah Nenu Banamat Bunuam [ Bi Ten ]
Sie machten es groß und traten es breit, traten es weit, das Land Nenu und Banam, Bunu und [ Bi Teno ]
68 Nati nenuonam [ nakonbon ]
Weit werde und [ ausgedehnt ]
69 Henati`an helnan sis makuke man helnan oin [ makuke ]
Um das junge Fleisch zu schneiden und den Honig zu ernten [ den jungen ]
70 Ta`hao`am tafati hit tuak hit usik hit enkam [ hit amak ]
Und ihn zu ernähren und zu füttern, unseren Herrn und unseren Herrscher, unsere Mutter und [ unseren Vater ]
71 Ni Koli, Ni Toli, Ni Amu, Ni Nope, Ni Nuban, Ni Toi bi Klabnam Tain Lasit Maunum [ Nik Nik ]
Ni Koli, Ni Toli, Ni Amu, Ni Nope, Ni Nuban und Ni Toi in Klaban und Tain Lasi, in Maunu und [ Niki Niki ]

Epilog: Die moralische Belehrung der Ritualgemeinschaft (Vers 72 - 84)

72 Hit fanut hit lasit aut ninat ta`teta talaliem tanu`un [ talali ]
Unser Schwur und unser Geschichte, so glaube ich, ist damit erzählt, es ist entschieden und sie ist erinnert [ zu Ende ]
73 Henati keona betin pah nama` Ton, Finit, Babis, Sapai bi Maemletet, Kua Muke [ Bi Taek ]
Damit die Jugend im Territorium von Ton und Finit, von Babis und Sapai in Mae und Nai Lete, in Kua Muke und [ Bi Taek ]
74 Nait mifini nabalahat miponi`em [ nabalah ]
Auf immer verbunden bleibt, verwoben bleibt [ für immer ]
75 Henati`an tia tut muni`am taul [ muni ]
Damit fortgesetzt wird und verbunden wird [ schießlich ]
76 In talun in tolin in fanun in lasi in elan in otan es i nat im naponib nabalahat mina`em [ nabalah ]
In Erwiderung und Rede, Schwur und Geschiche, Herkunft und Gedanken bleiben wir für immer verbunden, wird es festgehalten [ für immer ]

Die Lexeme in diesem Vers beziehen sich alle auf eine verbindliche Vereinbarung, die an Individuen oder soziale Gruppen gebunden ist, mit der Vorstellung, das sie über Generationen hinweg aufrechterhalten bleibt: talun (Antwort, Erwiderung; talu, das Folgende mit dem Vorhergehenden verbinden); tonin (rituelle Rede, die aus formelhaft komponierten Versen besteht, und einem verbindlichen Kanon verpflichtet ist); fanu (Eid, Versprechen; aber auch ein Pakt, der mit einer bindenden Vereinbarung geschlossen wird; ein Fluch, der durch das mit ihm belegte Verhalten einer Person aktiviert wird; in fanun in ne, eine Bindung, die mit einer magischen Beschwörung durch einen Vers (ne) ausgesprochen wird); lasi (jede Angelegenheit, die einer Klärung bedarf, oder die aufgrund bestimmter Vorschriften geregelt werden muss, ein soziales oder politisches Problem, eine Rechtssache, aber auch eine Überlieferung; lasi ist die kulturspezifische Variation der pan-indonesischen Adat); elan (das Wachstumssegment des Bambus mit zwei Wachstumsaugen (matan), eine botanische Metapher, die sich auf kontinuierliches Wachstum bezieht; vgl. auch den Tonis-Vers mapepa, masanu, ma`ela, ma`ota (Kontinuität und Dauer besitzen, einen Anfang und ein Ende haben).
Sapays fasst am Ende seiner Rede eine charakteristische Botschaft zusammen, wie sie sich fast immer als Einleitng oder Abschluss einer rituellen Rede findet:

  • Vers 76 thematisiert den Wechsel der Übermittlung und der Tradierung oraler, historischer Traditionen in ihrer Funktion als Basis und Identität für die Gemeinschaft (talun / tonis).
  • Vers 76 bezeichnet Dauer und Kontinuität, eine ununterbrochene Geschichte, als Garantie für den Bestand ethnischer Identität (elan / otan). Das parallele Wortpaar ela ma ota drückt eine ununterbrochene Abstammung von einem Ursprung metaphorisch aus: eine kontinuierliche Bewegung in die Zukunft. Sowohl ela als auch ota sind botanische Termini, die sich auf das Wachstum von Pflanzen beziehen. In den Tonis-Texten bezeichnen die Dichter-Sprecher mit ihnen prozessuale Verläufe, die darauf verweisen, dass ein Prozess sich in der Zeit fortsetzt, ohne sich dabei von seinem Ursprung zu lösen. Diese Kontinuität macht sich der Dichter-Sprecher in seinen Kompositionen zu nutze, wenn er daran erinnert, dass eine Abstammungslinie oder eine Geschichte noch nicht abgerissen ist, sondern immer weiter voranschreitet, so wie auch die Pflanze immer weiter wächst.
  • Vers 76 bezieht sich auf eine rechtlich verbindliche Ordnung, deren Sicherung gemeinschaftliche Normen und Werte auf Grundlage einer biologischer Abstammung garantiert, die in den sozial-politischen Institutionen ihre Realisierung findet (fanu / lasi).

77 Neu afi tasabna nimak tatikan haekat lali kitim alkiti Naiya Lamu Humone tatik okem tasab [ oke ]
Früher stießen wir mit den Füßen zur Seite aus, traten es mit den Füßen breit, wir alle, wir gemeinsam, die Meo Lamu Humone`, wir alle traten es zur Seite breit und traten es mit den Füßen breit [ wir alle ]
78 Na`at mo`e Oe Banamam So`it [ Banam ]
So haben wir den Oe Banam gemacht, den So`it [ Banam ]

Ein oe manu funu, wie Wellen geformte Hahnenfedern, bilden einen Teil des Krieger-Kopfjägerornats, der auf der Stirn getragen wurde. Ein so`it ist ein dreizinkiger Kamm aus Büffelhorn, der den auf dem Hinterkopf getragenen Knoten (bu`it) in Position hält. J.Ch.bringt mit dieser Metapher zum Ausdruck, wie prächtig das in den neuen Grenzen geschaffene Banam ist.

79 Na makana` in kitim [ maboni ]
Wir haben unseren Namen erworben und unseren [ Ruf ]
80 Hit tuak hit usik hit enkam [ hit amak ]
Für unseren Herr, unseren Herrscher, unsere Mutter und [ unseren Vater ]
81 Bukae sis fafit nalalim bukae mak anet [ nalali ]
Der sein Schweinefleisch essen und seinen Ladangreis [ aufessen kann ]
82 Es aenat on iyam naonat [ on i ]
So lauten die Worte und ihr Verlauf [ ist so ]
83 Henati nek me nahinem tem me [ nahin ]
Damit dein Herz es versteht und dein Bauch [ es begreift ]
84 Nahin neu neon apinat neo [ aklahat ]
Damit du es verstehst - Himmel du Strahlender, Sonne du [ Versengende ]


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