Samstag, 15. Februar 2020

Die Protagonisten der Kuan Fatu-Chronik


Ton und Finit, Babis und Sapai

Die Tonis-Dichtungen aus Kuan Fatu, heute ein indonesisches Dorf in Südamanuban, berichten über Themen der regionalen Geschichte der vorindonesischen Bevölkerung der Domäne Kuan Fatu, deren Grenzen weit über die des rezenten Dorfs hinausgehen, und die geprägt sind von der politischen Herrschaft von vier alliierten Namengruppen: Ton und Finit, Babis und Sapai, verwandtschaftlich verbundene Gruppen, die parallel zur indonesischen Adminstration auch heute noch inoffiziellen politischen Einfluss in dieser Domäne ausüben. Die Funktion der Texte der Kuan Fatu-Chronik besteht darin, von ihrer Herkunft, von den Taten ihrer Ahnen, historischen Ereignissen, ihren gegenseitigen Beziehungen sowie von der Legitimierung ihrer Herrschaft über das Territorium Kuan Fatu zu erzählen. Das Eigennamenbündel Ton und Finit, Babis und Sapai in diesen Erzählungen, repräsentiert diese vier Namengruppen, die auch mit dem mittelalterlichen europäischen Terminus Adel bezeichnet werden können. [1]

Ein Held der Kuan Fatu-Chronik, über den die Erzählung Der Abi Loemnanu-Krieg berichtet, ist der magisch mächtige Krieger-Kopfjäger Ni Nope Sanak, der apical ancestor der heute in Südamanuban lebenden Namengruppe Sapay. Der Mitproduzent der Kuan Fatu-Chronik, der Dichter-Sprecher J.Ch. Sapay, ist ein direkter Nachfahre des vor 13 Generationen lebenden Nope Sanak. Im Abi-Krieg schildert Sapay, wie die Domäne Kuan Fatu, mit dem Meo Nae Sole Le`u an der Spitze der politischen Hierarchie, als Resultat dieses Krieges im späten 17. Jahrhundert entstand. Er erzählt auch vom Schicksal der in die kriegerischen Ereignisse verwickelten und durch diese entwurzelten Namengruppen Ton, Finit, Babis und Sapai:

Obwohl TON zu den ältesten Namengruppen Kuan Fatus gehört, ist er dennoch ein Migrant. Auf der Spitze des Tapan, eines Berges auf der Grenze der heutigen Dörfer Kuan Fatu und Kele, traf er mit der Neonleni zusammen, dessen Herkunft in mythisches Dunkel gehüllt ist. Möglicherweise repräsentiert Neonleni, wie Abi (Amanuban), Rasi (Amarasi) und Tkesnai (Amanatun), eine der autochthonen Bevölkerungen Westtimors. [2]

Die durch den Namen ABI oder Jabi, wie er in Amanuban meistens genannt wird, repräsentierte Bevölkerung besiedelte einst das zentrale Bergland Südwesttimors. Die Ankunft der Herrscher aus dem Westen im heutigen Timor (Südzentraltimor und Südbelu) drängte diese Bevölkerung zuerst zurück und assimilierte sie später weitgehend. Pieter Middelkoop erwähnt in seiner Sonba`i-Studie eine Überlieferung, in der ein gewisser Fai Sutai Kune, der einsame Wächter auf dem Mutis, die Schöpfung durch die Entwässerung der Erde beendet. Er fährt in seiner Schilderung der Ereignisse fort:

Nachdem das Land gut geworden war, kam er zum Afetin (Afotin, ein Hügel in der Domäne Kuan Fatu, der in einigen Texten der Kuan Fatu-Chronik als Ort des Palastes von Ni Sole Le`u erwähnt wird; HWJ) und siedelte sich ganz allein dort an. Dann kamen zwei Atonis (Männer, Menschen), wir wissen nicht woher, der eine hieß Nai Djabi, der Große, der andere Nai Besi tLeta. Er traf diese drei Männer, und sie siedelten zu dritt. Während sie sich dort niedergelassen hatten, fanden sie andere Atonis, wir wissen nicht woher sie kamen. Während sie zusammensaßen, sagten Besi und Djabi: Hier sitzen wir am Fuß des Baums, lasst uns ein Haus bauen. Und sie bauten ein Haus mit acht Pfosten, einen Lopo mit acht Pfosten (Versammlungsplatz der Männer und Erntespeicher; HWJ). Anschließend beschloss Nai Koene und sagte: Nai Besi, sei du Fettor, Nai Djabi sei du Fettor, seid beide Fettor (politische Funktionsträger im vorindonesischen Westtimor). [3]

Mit den Expansionskriegen der Nope-Dynastie, die zur Gründung Banams führten, war die historische Rolle Abis in Amanuban beendet. Die mündliche Überlieferung der Tonis-Texte bewahrt lediglich seine ehemalige politische Vorrangstellung gegenüber dem Usurpator Nope, die sich aus der Reihenfolge der Landnahme ergab. Die Tonis-Metapher der Erstgeborene für Abi und der Nachgeborene für Nope (mone nae ma mone kliko) erinnert an diese Vorrangstellung: Abi ist der mone nae, der erst im Verlauf des 17. Jahrhunderts in Timor auftretende Nope, der spätere Uis Banam, ist der mone kliko und jüngere Bruder Abis. Bezüglich der Beziehung zwischen Abi Loemnanu und Nope weist kliko-nae nicht auf eine verwandtschaftliche Beziehung hin, sondern trägt dem Sachverhalt Rechnung, daß Abi in Amanuban die älteren Rechte besaß.

Die Heirat von Ton mit einer Tochter Neonlenis sicherte ihm Landrechte am Hang des Tapan. Später stand Ton als Ana`amnes (Bewahrer der Reisrituale) in den Diensten Abis. Dieses Amt band ihn eng an den Boden, die landwirtschaftlichen Ressourcen und den die trockene Erde befruchtenden Regen, der als Same von Uis Neno, der höchsten, mit dem Himmel assoziierten Gottheit, angesehen wurde. Aufgrund seiner magischen Kompetenz, der von ihm treuhänderisch verwalteten Rituale sowie der ihm von Abi verliehenen, legitimierenden Paraphernalien (metan ma koa) [4] war Ton fähig, diese Ressourcen zum Wohle der Gemeinschaft zu beeinflussen. Im Uab Meto ist ton ein Verb in der Bedeutung von informieren, benachrichtigen (na=ton) oder ein Substantiv in der Bedeutung von Jahr, Alter, Jahreszeit (ton amnemat, nächstes Jahr; ton mofu, Regenzeit). Es ist nicht deutlich, ob der Eigenname Ton mit dem Verb ton (informieren numinoser Mächte) oder mit dem Substantiv ton (Jahreszeit) in der Art sprechender Namen zusammenhängt. Ebenfalls unklar ist, ob sich dieser Name par excellence auf die Benachrichtigung der Gemeinschaft und der Ahnen vom Beginn des landwirtschaftlichen Zyklus, auf die Verkündung der unmittelbar bevorstehenden Ankunft des Regens oder auf die saisonalen Aufgaben eines rituellen Funktionsträgers bezieht. Nach der Niederlage, oder schon während der Kämpfe, desertierte Ton zu dem erfolgreicheren Nope, der ihn in seinen Landrechten und in seiner Funktion als ana`amnes bestätigte. Nope, der land- und rituallose Usurpator konnte seine Eroberungen nur halten, und die politische Macht übernehmen, indem er sich die Unterstützung der alteingesessenen Namengruppen Abis sicherte, auf deren Einfluss und rituelle Kompetenz er angewiesen war.

SOLE war schon in Ofu (Zentralamanuban) Vasall einer Lineage der einst über ganz Westtimor verbreiteten Abi-Kanaf und dieser als Krieger-Kopfjäger (meo) zu Diensten.
Ein Feldzug der Nope-Dynastie im Vorfeld des Abi-Krieges führte zur Niederlage der in Ofu herrschenden Abi-Lineage und zur Entwurzelung Soles, der in der Flucht nach Westen sein Heil suchte. Dieser Begebenheit verdankt Sole seinen Namen, der auf das Verb na=sole (das Jungtier von der säugenden Mutter trennen) zurückgeht. Auf dem Tapan traf er mit den dort ansässigen Neonleni und Ton zusammen, heiratete eine Tochter Tons und erwarb sich so Land- und Siedlungsrechte. Wie Ton desertierte auch er während des Abi-Krieges und wurde Vasall und Krieger-Kopfjäger der Nope-Dynastie.

BABIS ist ein weiterer sprechender Name. Er wurde Sole später in einem der Kriege gegen den Sonba`i in Molo verliehen. Die außergewöhnliche Fähigkeit seiner Kriegsmagie (le`u musu), nämlich sich selbst und seine Verbündeten unsichtbar zu machen und so den Sieg herbeizuführen, führte zu seinem neuen Namen. Das Einreiben des Körpers eines Meo mit den magischen Ingredienzen der aktivierten Le`u Musu verlieh diesem Unverwundbarkeit und Unverletzbarkeit, und führte zu dem begehrten eisenharten Körper (ao besi) des Krieger-Kopfjägers. [5] Die äußerliche Behandlung des Körpers mit magischen Mitteln bezeichnet man in Amanuban als an=baib. [6] Die rituelle Aktivierung der Le`u Musu kurz vor Beginn des Feldzuges, die in diesem Zusammenhang relevant ist, haben H.O. Forbes (1884) für Ost-, und A.C. Kruyt (1923) für Westtimor beschrieben. [7]

J.Ch. Sapays ursprünglicher Klan-Name lautet SANAK (oder Senak). H.G. Schulte Nordholt erwähnt eine adelige Namengruppe Senak, beziehungsweise das Eigennamenbündel der vier Usif vonn Miomafo (Kabupaten Nordzentraltimor), nämlich Atok und Bana, Lake und Senak. Aufgrund der Angaben J.Ch. Sapays über die Herkunft seiner Vorfahren (Bikomi, Ostmiomafo) kann die Namengruppe Senak aus Miomafo als Ursprung der späteren Amanuban-Namengruppe Sapay gelten. H.G. Schulte Nordholt schreibt über diese Namengruppe:

None of this alters the fact that Lord Senak is generally considered the most important person in the tribe and the most dangerous warlord. The power of every headhunter (meo), including Senak, is based on his control over hidden forces. Senak can make an enemy stiffen with fear in the same way Senak`s totemistic female ancestor, the crocodile (besi), can. Yet something about this ability is incongruous with the absolutely immobile character of a sacral lord whose general title is Atupas (´He Who Sleeps´). Senak is sometimes called Atupas but he either has assumed this title by analogy or has usurped a title to which he has no right (Schulte Nordholt, 1980:237-238). [8]

In Bikomi besaß Senak den Ruf eines mächtigen Fürsten und Krieger-Kopfjägers; er war, wie H.G. Schulte Nordholt ihn nennt, der gefährlichste Kriegsherr. Außerdem war er einer der vier peripheren Usif der Domäne Bikomi. Wie J.Ch. Sapay berichtet, trafen Nope und Senak schon vor dem Abi-Krieg zusammen, und mit einer Namengruppe mit diesem Ruf ging Nope gerne eine militärische Allianz ein. Ein Segment der Namengruppe Senak muss schließlich nach Niki Niki, in den Palast Nopes (sonaf) übersiedelt sein, wo sich ihr Name als Konsequenz der Dialektanpassung in Sanak änderte. Ein Sohn dieses nach Zentralamanuban emigrierten Sanak, nämlich Nope Sanak, der sich seiner Herkunft, seiner ererbten magischen Macht und seiner besonderen Fähigkeiten bewusst war, nahm in frevelhaftem Übermut den Namen Nope (Wolke) an. Dieser Name ist aber ein Privileg der herrschenden Dynastie in Niki Niki und mit deren geheimnisvoller Ankunft in Westtimor verbunden. Die Vermessenheit Nope Sanaks wurde als Auflehnung und Hochverrat gewertet. Sie führte zu seiner Flucht nach Babuin (südliches Zentralamanuban), wo sich eine Nebenlinie der Nope-Dynastie gegen die Hegemonie der Niki Niki-Linie zu behaupten versuchte. Auch dort konnte Sanak sich nicht unterordnen, beanspruchte unangemessene Privilegien und Landrechte, sodass man ihn schließlich auch von dort vertrieb. Land- und heimatlos, ein entwurzelter Vagabund, traf Sanak schließlich auf dem Tapan ein. Soweit die Darstellung des Dichter-Sprechers J.Ch. Sapay, die ein charakteristisches Beispiel für eine volkstümliche Heldenvita darstellt, der aber unten widersprochen werden muss.

Über die mysteriöse Ankunft von NOPE wird bis heute in Amanuban spekuliert. Einig ist man sich darüber, dass er aus dem Westen kam. Lukas Banamtuan weiß zu erzählen, dass sein Name Wolke bedeutet. Das Wort für Wolke lautet im Spanischen nube. Eine nur zufällige Übereinstimmung? Oder kam das Wort mit den portugiesischen Kolonisatoren nach Westtimor? War Nope vielleicht ein Kaes Metan, einer der berüchtigen Schwarzen Portugiesen? Dass er mit einer überlegenen Technologie kam, spiegelt sich in der Annahme, dass der Neuankömmling klug war, denn er überlistete den "dummen" Nuban mit einem Pflanzwettstreit auf dem Tunbesi. Der Mythos von Nopes Erscheinen charakterisiert auch ihn als heimatlosen Wanderer, als einen, der die niederen Dienste eines Viehhirten für Usi Abi Neno in Oekabiti (Amarasi, Südwesttimor) verrichten musste. Erst nach mehreren Diskriminierungen von Seiten des einheimischen Timor-Adels (unter anderen auch durch Banunaek) erfährt Nope auf dem Tunbesi eine Metamorphose zum strahlenden und glänzenden Prinzen. P. Middelkoop berichtet von der gleichen ungewöhnlichen Verwandlung des ersten Sonba`i bei seiner Ankunft in Molo. Damals aus Südbelu kommend erreichte der jüngere Bruder des mächtigen Liurai auf seiner Wanderung zuletzt die Bergregion des Mutis (Middelkoop, 1938:485-486). Nopes göttliche Herkunft legitimierte der weithin leuchtende Zauberstein koko-Schlange, den Nai Nubans Krieger-Kopfjäger von der Spitze des Tunbesi herab leuchten sahen. Der Sonba`i, so berichtet Middelkoop, begann zu glänzen, nachdem ihm die jüngste Tochter von Fai Sutai Kune [9] Trinkwasser in den Blättern der wilden Kassave gereicht hatte:

Als er es in Empfang nahm, trank er es nicht, sondern hielt das Blatt schräg und über sein Haupt, so daß das Wasser hinauslief. Und plötzlich, gerade erst als schmutziger Mann angekommen, begann er zu glänzen (pina, apinat), nachdem das Wasser an ihm hinab gelaufen war.

In solchen mythischen Erzählungen verankert, weist die Biographie des Nope Sanak vergleichbare Merkmale auf. Erst im Verlauf des Abi-Kriegs verwandelt sich Nope Sanak vom heimatlosen Bettler zum strahlenden Helden, wirft seine zerrissenen und zerfetzten Kleider ab und rückt so, wie vor ihm Nope und der Sonba`i, in die Nähe des Gottes Shiva, den die hinduistische Folklore im zerlumpten Gewand des Bettlers auftreten lässt. [10]
Der Name Nope Sanak, oder Noepsanak (metathesiert Nope) wie er in den Texten der umgangssprachlichen Erzählungen meistens lautet, gestattet eine andere Lesart hinsichtlich der Herkunft dieses Helden. Diese Interpretation steht gleichzeitig im Widerspruch zu der Erklärung von J.Ch. Sapay. Die nichtehelichen Kinder eines Nope-Herrschers, die dieser mit einer Nebenfrau zeugte, waren von der Thronfolge ausgeschlossen. Trotzdem blieb ihr Status und ihre politische Funktion eng mit der herrschenden Lineage in Niki Niki verbunden. Diese enge Verbindung bezeugt der ihnen verliehene akun-Name Nope beziehungsweise Nope + Qualifizierung. Akun-Namen wie beispielsweise Noepsole (sole, das Jungtier von der Mutter trennen, also die von Nope Getrennten für die Namengruppen Aleupah, Alunpah, Aoetpah und Ataupah sowie Banamtuan (wörtl. der Herr Banams) oder Noepsopo (sopo, adelige Frau) für die Kanaf Fa`ot bezeichnen diese Namengruppen als Verwandte Nopes, wenn auch keine legitimen. Insbesondere der akun-Namen Nope + Qualifizierung sopo (eine Genitivkonstruktion), der Fa`ot zusteht, weist darauf hin, dass es sich auch bei Fa`ot um einen Nope-Nachkommen handelt, der eine als weiblich (feto) klassifizierte Beziehung zu ihm unterhält, die hier mit dem Begriff sopo, also adelige Frau, umschrieben wird. Tatsächlich ist Fa`ot einer der vier o`of (Viehkraal) der Nope-Dynastie. Der o`of in Amanuban entspricht der Institution der amaf naek (der großen Väter) in Insana, der die Herrscherhäuser in Amanuban und Insana mit Nahrung und Frauen versorgt (Schulte Nordholt, 1971:220-222; Punuf, 1972:110-114). [13]
Noch deutlicher offenbart Fa`ots Position am Westtor Banams den Charakter dieser Beziehung: Er ist Meo Usif, und als solcher einer der Meo Feto der Nope-Dynastie. Doch zurück zu Noepsanak, dem Helden des Abi-Kriegs, dessen Name in diesem Licht betrachtet möglicherweise kein Eigenname, sondern ein Akun-Name ist. Als Akun-Name für illegitime Nope-Kinder setzt er sich aus den Elementen Nope + Qualifizierung Sanak zusammen, bedeutet also, der Sanak Nopes (der von Nope adoptierte / rekrutierte Senak / Sanak). Auf das militärische Bündnis von Nope und Senak wurde oben hingewiesen. Der Akun-Name Noepsanak vertieft den Eindruck von Senak / Sanak als einem treu ergebenen Verbündeten Nopes, von einem Bund, der möglicherweise durch eine Heiratsallianz besiegelt wurde.

Auf dem Tapan angekommen verbündete Sanak sich mit Ton und Sole. Vor allem mit Sole schloss er den durch Eid (fanu) gesicherten Bund, den eine Heiratspräskription für alle Zeiten besiegelte. Der Tonis-Vers konif in balan ma maf in balan (Ort des Eckzahns und der Zunge Ort) überliefert die Erinnerung an das gegebene Versprechen und bezeugt diesen Bund bis heute. Heiratsallianzen zwischen namentlich bekannten Vorfahren bilden nur eine der Möglichkeiten zur Konstituierung enger ökonomischer, sozialer und politischer Kooperation. Verträge, Bündnisse oder Freundschaftsbande zwischen zwei Ahnen stellen weitere stabile Grundlagen generationenlanger Verbundenheit dar. Die Themen der historischen Erzählungen (tutui teteëk) aus Roti, von denen James Fox berichtet, kreisen gleichermaßen um Verträge und Bündnisse der Ahnen, die die Privilegien und Vorrechte ihrer Nachkommen überliefern und legitimieren (Fox, 1979:18). Der Gedanke eines Bundes zwischen Gleichen, der auf gegenseitiger Loyalität beruht, und der die Gemeinschaft durch die Etablierung verwandtschaftlicher Beziehungen verbindet, ist für die sogenannten altindonesischen Kulturen nichts Außergewöhnliches. Auch das toba-bataksche Ideal dalihan na tolu bezieht sich auf diesen Sachverhalt: das Bewusstsein einer natürlichen, gegenseitigen Abhängigkeit, ein Bewusstsein gegenseitigen Respekts, das sich ethisch und rechtlich in Regeln manifestiert hat. Diese werden rituell und zeremoniell in Korrelation zum transzendenten und archaischen Seinsbereich sinnbildlich perpetuiert und stetig in Erinnerung gebracht. Sie steuern die sozialen Interaktionen (Carle, 1990:383).[14]

Durch die Unbesiegbarkeit Abis auf dem Bia Moko ergab sich für Nope Sanak eine neue Möglichkeit sich politisch zu konsolidieren. Aufgrund seiner magischen Kompetenz war der fremde Eindringling Nope, dem jegliche rituelle und magische Macht fehlte, letztlich doch noch auf ihn angewiesen und konnte ihm die gewünschten Ländereien und die damit verbundenen Titel nicht länger vorenthalten. Im Verlauf dieses Krieges verlor Sanak seinen ursprünglichen Namen (und damit seine ursprüngliche Identität) und nahm den Namen SAPAI an, der bis heute an die magischen Kenntnisse und Fähigkeiten dieses gründungszeitlichen Heroen erinnert. Als Nope ihn nach dem errungenem Sieg noch immer nicht in den Kreis des Amanuban-Adels aufnehmen wollte, blockierte er durch die Aktivierung seiner Magie die rituelle Fütterung der Le`u musu der Nope-Meo. Der Frieden mit Abi schien durch die weiter zunehmende Hitze der Kriegsmagie Sanaks ernstlich gefährdet. Die unheilvolle und tödliche Sphäre des Krieges (maputu, heiß) nahm zu, da weder Sanaks aktivierte Le`u musu, noch die heißen Kopftrophäen, noch der Abi-Krieg ohne Opfer abgekühlt werden konnten (mainikin, abkühlende Rituale).
Dieser jedes Maß übersteigende Zustand bedrohte zunehmend die Gemeinschaft, sodass Eile geboten war und Nope nicht weiter zögern durfte. Die von Sanak aktivierte Macht führte nämlich dazu, dass das zur Abkühlung der Le`u musu notwendige Sisi le`u Maka le`u-Opfer (das Le`u-Fleisch, der Le`u-Reis) noch während des Kochens verfaulte und zu stinken begann. Nur sein eigenes Sisi maka duftete wohlriechend und stellte ein geeignetes Opfer dar. Als Nope dem lässig Erde zwischen den Fingern zerkrümelnden Sanak gezwungenermaßen das Versprechen gab, ihn wegen seiner Dienste mit Landtiteln zu belohnen, ließ Sanak von seiner Magie ab und das Ritual konnte ordnungsgemäß beendet werden. Zur Erinnerung an diese Begebenheit verfügte der Uis Banam Nope jedoch, dass Sanak von nun an Sapai heißen sollte (Sa=pai, gebildet aus der ersten Silbe des Namens Sanak (Sa-) und dem Verb pai, muffig riechen, stinken.
FINIT, der während der Schlacht auf dem Bia Moko geborene Sohn Abi Loemnanus, wurde nach Beendigung der Kämpfe als Geisel nach Niki Niki verschleppt. Er kam zuletzt, inzwischen erwachsen und selbstbewusst seine Herkunft betonend, nach Kuan Fatu. Aufgrund seiner adeligen Geburt wurde er der Dreier-Allianz Ton, Babis und Sapai als vierte Namengruppe zugewiesen. Es war der Uis Banam Nope, der ihm seine Funktion und sein Amt als Feto Nae zuwies, das Finit für die Konzentration und den Transport der jährlichen Tribute und landwirtschaftlichen Abgaben zuständig machte, die er an den Hof in Niki Niki weiterleitete. Die Beziehung zwischen Sole und Finit drückt die Kuan Fatu-Chronik metaphorisch als Mone Nae (der älteste Mann) und Feto Nae (die älteste Frau) aus. Mone fe (oder feto mone) nennt man in Amanuban das Ehepaar als Resultat einer vertraglichen Verbindung die Mann (mone) und Frau (fe; feto), das heißt zwei Namengruppen, eingehen. Diese Allianz basiert auf einer polaren Beziehung der Ergänzung und Entsprechung. Wie kliko-nae (jünger-älter) und olif-tataf (jünger Bruder-älterer Bruder) überträgt auch feto-mone eine familiale beziehungsweise verwandtschaftlich geprägte Klassifikation auf politische Beziehungen zwischen regierenden Namengruppen. Wie sich die Pflichten und die Verantwortung des Ehepaars im Haushalt auf die beiden relevanten Sphären der Welt, weiblich-männlich beziehungsweise innen-außen, aufteilt, so erfüllen auch Sole und Finit ihre reziproken Aufgaben für die Gemeinschaft. Die Zuständigkeit von Finit für die landwirtschaftliche Produktion und Verteilung sowie für die Akkumulation von Gütern für den Bedarf des in dieser Hinsicht unproduktiven Adels ist eine weibliche Funktion. Sole der Mann, der Meo Mone und sein Meo Feto Sapai, sein weiblicher Partner, übernehmen die Verantwortung für die Bereiche Regierung, Administration und Krieg. [15]

Auch der Name Finit ist ein sprechender Name, der eng mit der Schlacht auf dem Bia Moko zusammenhängt. Die Bedeutung dieses Namens erläutert ein Vers aus dem Abi-Krieg, der lautet: okat tan ken ma nafin tan ote ma nafin, danach wurde geschossen und verschont und auch abgeschnitten und verschont ((na=fin, befreit, verschont). Der spätere Finit, und einzige in Amanuban Verbliebene der Abi-Lineage nach der Schlacht auf dem Bia Moko, wurde weder geköpft (ote) noch erschossen (kenan) - er blieb von den Entsetzlichkeiten dieses Krieges verschont (nafin). Der während der Schlacht geborene Finit ermöglichte als Geisel den Frieden und beendete die Schrecken dieses Kriegs. Im übertragenen Sinne bedeutet Fin=i=t die Verschonung und ist grammatisch eine Substantivierung nach der Regel Stamm + -t, wobei das mediale -i- ein Gleitlaut ist.

Die Reihenfolge der Namen des Kuan Fatu repräsentierenden Eigennamenbündels (Ton, Finit, Babis, Sapai) reflektiert den Zeitpunkt der Ankunft sowie den politischen Status dieser vier Namengruppen. Ton kam zuerst nach Kuan Fatu, deutlich verbürgt durch sein Recht am Amt des ana`amnes und seine innige Beziehung zum Boden und den Agrar-Ritualen der Gemeinschaft. Die verwandtschaftliche Beziehung zu Neonleni, dem, der schon immer da war, verstärkt die Position von Ton erheblich. Es ist allerdings nicht überliefert, wie lange Ton uxorilokal mit der Ursprungslineage seiner Frau an den Hängen des Tapan lebte.
Wenn Finit auch nicht der zweite Migrant in Kuan Fatu war, so lebte doch seine Kanaf seit ältester Zeit in Amanuban. Seine konsanguinale Abstammung von Abi Loemnanu, seinem biologischen Vater, dem rechtmäßigen Herrscher in Amanuban, erklärt die zweite Position für Finit im Namenbündel. Ton und Finit bilden eine erdhaft-bodenständige Einheit (feto / nanan) - sie repräsentieren die ursprüngliche und einheimische Bevölkerung Südamanubans. Sie besitzen die Kenntnisse und Rituale des Bodens, nur ihrem Wissen und ihrer magischen Macht verdankt die Gemeinschaft die Sicherung der Nahrungsgrundlage. Ihre Funktionen und ihre Kompetenz sind an den Boden und an die Landwirtschaft gebunden, sie repräsentieren Heimat, Nahrung, Überfluss und Wohlstand: Ton als Ana`amnes, Finit als Feto Nae. Sie sind die wahren Herren des Bodens und repräsentieren die Leben spendende Kraft der Erde, ihre Kühle und passive Weiblichkeit. Sie waren die ersten Siedler in Kuan Fatu und symbolisieren die autochthone Einheit der politischen Ordnung Kuan Fatus.
Sole (alias Babis), der spätere Regent, kam als Zweiter nach Kuan Fatu, während die Ankunft von Sanak (alias Sapai) erst kurz vor oder zur Zeit des Abi-Kriegs stattfand. Beide bilden die allochthone Einheit einer rezenteren Landnahme von Migranten aus dem Osten / Nordosten. Ihr unsteter Charakter ist dem Lauf der Sonne vergleichbar, die jeden Morgen im Osten erscheint und westwärts zieht. Sie bilden die himmlisch-schweifende Einheit des Eigennamenbündels ((mone; mone`). Ihre Funktionen für die Gemeinschaft bestätigen diese Annahme: Sole (Babis) ist der Älteste, der Mone Nae in Kuan Fatu und er ist auch der Älteste (nae) der vier obersten Kriegsherren Banams. Er ist außerdem der Meo Mone (der männlichste Krieger-Kopfjäger) in Kuan Fatu. Dieses Amt schließt ihn mit Sanak (Sapai), dem Meo Feto (und weiblichen Krieger-Kopfjäger), in einer politisch-militärischen Allianz zusammen, die durch die erwähnte Heiratsregel kontinuiert wird (konif / maf in balan). [16] In dieser Funktion sichern beide gemeinsam einen Abschnitt der Westgrenze Banams und tragen so ihren Teil zur innenpolitischen Stabilität Banams bei. Sie sind verantwortlich für die Ernte des Krieges, der Kopftrophäen, der die Gemeinschaft, wie der Ernte der Feldfrüchte im Frieden (Ton-Finit), ihren Wohlstand und ihre Dauer verdankt. Anders als Ton-Finit sind sie mit der Welt außerhalb der vertrauten Siedlung, mit der tödlichen Hitze und der männlichen Kraft verbunden. Sie sind die Monef-Atonif Kuan Fatus, die männlichsten der Männer. Insofern gleichen sie der Sonne, die die nicht-christlichen Atoin Meto als männliche Gottheit verehrten. Als Einheit aufgefasst sind sie Sanak-Sole (meo feto beziehungsweise meo mone) oder Babis-Sapai. Da der Name Babis im Eigennamenbündel nicht die Abstammungsgruppe meint, die den Anspruch auf Amt und Titel des Meo Nae besitzt, besteht in dieser Hinsicht kein Widerspruch. Seit der Zeit des Namenwechsels von Sole zu Babis führt diese Namengruppe Sole als akun und Babis als Kanaf-Namen. Das akun Sole gebührt aber nur der ältesten Lineage (tataf, älterer Bruder) dieser Namengruppe, während das akun aller anderen, jüngeren Lineages (olif, jüngerer Bruder) Kohe ist. Das Eigennamenbündel in den Tonis-Texten nennt üblicherweise nur die vier amaf (Väter) Kuan Fatus, die dem Herrscher Ni Sole Le`u als exekutive Bürokratie zur Seite stehen. Die älteste Abstammungsgruppe der Babis-Kanaf, an die das Amt des obersten Herrschers genealogisch gebunden ist und die traditionell den Meo Nae stellt, wird in diesem Eigennamenbündel nur indirekt erwähnt. Man vermeidet die Aktivierung der numinosen Macht (le`u), die dem Namen Ni Sole Le`u innewohnt, und spricht ihn daher ungern aus. Die Nennung der Namen seiner vier amaf, die ihn, das Zentrum, umgeben, setzen seine Anwesenheit voraus. Nachdem Sole den Namen Babis annahm, schwingt der Name Ni Sole Le`u ohnehin latent im Eigennamenbündel mit.

Die für die Dichtungen der Kuan Fatu-Chronik charakteristischen Eigennamenbündel geben weitere Auskünfte über die gegenseitigen Beziehungen der genannten Namengruppen. Die symbolische Klassifikation der Atoin Meto folgt einem Prinzip, das die Bildung polarer Paare mit leicht asymmetrischer Binnengliederung bevorzugt. Polare Paare der Entsprechung und Ergänzung wie weiblich-männlich (feto-mone), jüngerer-älterer Bruder (olif-tataf) oder innen-außen (nanan-mone`) bilden eine ungleiche Relation. In sozialer und politischer Hinsicht genießt die zweite Position eines Paares der ersten gegenüber eine gewisse Vorrangstellung: In der Regel üben männlich, älter und außen eine leichte Hegemonie gegenüber ihrem Partner aus. Inversion des Vorrangs ist rituellen Situationen vorbehalten.
Diesem Prinzip folgt die Gestaltung und Aussagekraft der Eigennamenbündel. Ton-Finit in erster und Babis-Sapai in der zweiten Position unterscheiden sich nicht nur in Bezug auf ihre Ankunft in Kuan Fatu, sie unterscheiden sich auch hinsichtlich ihres sozialen und politischen Status, ihres Prestiges und Vorrangs. Diese hierarchische Ordnung gilt auch innerhalb der beiden Paare eines Bündels, sodass Finit sich in einer höheren sozialen und politischen Position befindet als Ton, Sapai in einer höheren als Babis (akun Kohe). Alle diese Positionen unterstehen selbstverständlich Sole Le`u, der die Spitze der politischen Hierarchie einnimmt und dessen bürgerlicher Name zur Zeit Charles Zeth Babys ist.
Auch das in der Kuan Fatu-Chronik immer wieder erwähnte Orts- und Eigennamenbündel der Nope-Dynastie kodiert die gleiche Information:

Kuan Fatu: Ton, Finit, Babis, Sapai bi Mae, Nai Lete, Kua Muke, Bi Taek

Niki Niki: Ni Toli, Ni Koli, Ni Amu, Ni Nope bi Klaban, Tain Lasi, Maunu, Nik Nik

Bis auf den Namen Nope (Wolke), der ein noch unaufgeklärtes Pseudonym darstellt, sich aber wahrscheinlich auf die Ankunft der regentragenden Wolken zu Beginn des landwirtschaftlichen Zyklus bezieht, handelt es sich bei den anderen Eigennamen um Akun-Namen: Toli und Koli bezeichnen Nakamnanu und Isu, die beiden einzigen Usif des Nope-Regime in Niki Niki. Wie Sole und Nabuasa` repräsentiert auch Nope nicht den Insana-Typ des atupas, sondern vereint weltliche und religiöse Macht in seiner Person. Eine anscheinend ursprünglich vorhandene 1+4-Struktur, bestehend aus Nope + Fina, Isu, Sae und Ba`ok, wurde von Nope nach einer Palastrevolution zerschlagen und durch eine Allianz eng verwandter Namengruppen ersetzt. [17] Fina und Isu trugen in dieser Allianz den Titel eines Nai Mone (männlicher Fürst), waren die höchsten Repräsentanten der Naif-Schicht und übten exekutive Funktionen in diesem Milieu aus. Sae und Ba`ok dagegen waren die Nai Feto (weiblicher Fürst), die obersten Würdenträger der sozial unterlegenen Schicht der Väter (amaf) und mit vergleichbaren Funktionen betraut wie die Nai Mone:

Kedukukan Nai fetto dan Nai Mone sama dalam dewan tetapi berbeda dalam fungsinja. Perbedaanja ialah Nai Mone (Fina dan Isu) sebagai mafefa (djuru bahasa) berhak duduk dalam dewan pertimbangan dan dewan pengadilan. Sedang Nai fetto (Sae dan Ba`ok) hanja boleh duduk dalam dewan pertimbangan bila perlu (apabila diundang). Ditarik kesimpulan bahwa Nai Mone (Fina dan Isu) lebih penting kedudukannja jaitu sebagai pembantu utara dari pada Uis Anesit (Punuf, 1972:106).

Nach der Zerschlagung der 1+4-Struktur in der Tunbesi-Phase löste Nope diese Ämter auf und usurpierte Teile ihrer Funktion. Der Niedergang dieser politischen Ordnung Banams, in der vom primus inter pares-Grundsatz geprägten 1.Tunbesi-Phase, führte von der egalitären Oligarchie mit Nope (naif) + Fina, Isu, Sae und Ba`ok (amaf) in der 2.Tunbesi-Phase zur absolutistischen Monarchie der Niki Niki-Phase mit Nope (usi) + Isu und Nakamnanu (usif) und der großen Gruppe der politisch entmachteten Amaf.
Isu schildert der Nope-Mythos als engen Verbündeten und als loyalen Freund und Begleiter Nopes (des Moen Mese, der einzige Mann). Bei Nakamnanu, den mythische Erzählungen als einen wahren Atupas darstellen (vgl. auch McWilliam, 1989:50), scheint es sich um eine ältere Bruder-Lineage (tataf) der Nope-Kanaf zu handeln, die von dieser wegen politischer Schwäche und Passivität verdrängt wurde (nach einer persönlichen Mitteilung von Th. Nakamnanu, Nobi Nobi; vgl. auch C.Ch. Punuf, 1972:119-120). Als die engsten Verbündeten und die direkten Untergebenen Nopes nahmen Isu und Nakamnanu differenziertere politische Funktionen zwischen Palast und Bevölkerung wahr. C.Ch. Punuf geht davon aus, dass Isu nun nicht mehr Nai Mone und Angehöriger der adeligen Naif-Schicht war, wie in der Tunbesi-Phase, sondern auf den Status einer einfachen Amaf-Namengruppe degradiert wurde. Das gleiche sagt er auch über den Rang des durch Nope neu berufenen Nakamnanu. Der bis heute in Amanuban anerkannte hohe Status dieser beiden Namengruppen sowie ihr Titel Usif läßt diese Annahme fraglich erscheinen.

Die Reihenfolge der Namen im Nope-Eigennamenbündel, Nakamnanu (Toli), Isu (Koli), Amu und Nope (beide Nope), reflektiert zum Teil den gerade geschilderten Sachverhalt. Andere Probleme, wie beispielsweise die wichtige Frage, ob und warum Isu und Nakamnanu die Position einer erdhaft-bodenständigen Einheit einnehmen können, sind noch ungelöst. Die vorausgehende Position von Nakamnanu und Isu identifiziert diese als untergeordnete Funktionäre, denen die beiden Nope repräsentierenden, höherrangigen Namen, Amu und Nope, folgen. Erwartungsgemäß befindet sich der Name Isu in zweiter Position, denn er kam schon mit Nope (?), Generationen bevor Nakamnanu die politische Bühne Banams betrat, in Timor an. Amu ist als monopolisierter Nope-Vorname bekannt und steht, wie der Name Nope, im Eigennamenbündel für diese Dynastie. Die Zerschlagung der ursprünglichen 1+4-Struktur durch Nope hat in diesem Eigennamenbündel der Tonis-Texte deutliche Spuren hinterlassen. Anders als die meisten der kleinen politischen Systeme Banams besitzt die Nope-Polis Niki Niki keine vier Amaf, die im Eigennamenbündel pars pro toto angeführt werden könnten. Um aber der kanonischen Anforderung der dichterischen Form genügen zu können, ersetzen zwei Namen des Herrscher im Zentrum die fehlenden Amaf der Peripherie.
Dass alle Eigennamenbündel in den Überlieferungen der Atoin Meto Informationen über den Migrationsverlauf sowie über die sozialen und politischen Beziehungen der genannten Namengruppen tradieren, ist eine noch unbefriedigend verifizierte Hypothese. Aber noch für ein weiteres Eigennamenbündel trifft dieser Sachverhalt zu. In den Überlieferungen der Atoin Meto Amanubans repräsentiert das Eigennamenbündel Sole und Nome, Nabuasa` und Teflopo die vier Meo Naek Banam. Diese vier politischen Funktionsträger, die Andrew McWilliam in seiner Studie the four bulls, the four males of Amanuban (Keos ha ma moen ha neo Banam) nennt, setzte Nope, gemäß den Überlieferungen der Kuan Fatu-Chronik, erst nach dem Abi-Krieg in ihren Rang als oberste Heerführer Banams ein. [18] Diese vier Militärs bekleideten fortan die Spitze einer hierarchisch geordneten Kriegerkaste, die der Meo, deren Prestige und Rang, so berichtet A.C. Kruyt (1923:438), sich nach der Anzahl der erbeuteten Köpfe richtete. Diese Meo sind wie P. Middelkoop es ausdrückt, de schoppers van het land en de schoppers van het water. Der Krieger-Kopfjäger ist derjenige, die het land breed (ruim) schopt en het water ruim schopt (Middelkoop, 1952:173-174). Die Tonis-Texte umschreiben die Ost-West-Migration der Atoin Meto mit dem parallelen Paar malenat / manuan, und meinen damit eine Bewegungsrichtung von einem überbevölkerten und beengten (malenat) Siedlungsraum, zu den ausgedehnten (manuan) und nur schwach besiedelten, grenzenlos erscheinenden Gebieten weiter westlich. Im Verlauf dieser Migrationen übernimmt der Meo unter anderem die Funktion einer militärischen Vorhut, die das Land ausweitet, es vergrößert und ausdehnt, indem er eine schlechter organisierte Vorbevölkerung vertreibt. Exemplarisch schildert der Abi-Text die kriegerischen Aktionen der Meo Lamu Humone. Spezielle Verse der Kuan Fatu-Chronik, die mit dem parallelen Paar natik pah / nasap pah gebildet werden, drücken diese militärische Aufgabe der Meo-Verbände bildlich aus:

Tatik pah anfunam natef tan nonom [ natef]
Wir vergrößern das Land, streifen umher und treffen zusammen, kreisen es ein und [ begegnen uns ]
Tasap pah anfunam natef tan nonom [ natef ]
Wir dehnen das Land aus, streifen umher und treffen zusammen, kreisen umher und [ begegnen uns ] [19]

Die Dichter-Sprecher aus Kuan Fatu berichten weiter, dass Tubani Nopes die vier Meo Naek Banam noch in der 3.Tunbesi-Phase in ihre Ämter berief. Andere Informanten halten dagegen, dass diese Berufung erst in Niki Niki stattfand. Sie berichten auch, dass Sole, Nome, Nabuasa` und Teflopo die sogenannten Meo Usif (die Krieger-Kopfjäger des Fürsten) oder Tenuk keta naek ma Teme nine naek (großer Schirm aus Blattrippen und große Adlerschwinge) ablösten, die in der Tunbesi-Phase das Osttor und das Westtor Banams sicherten. Jeweils drei Krieger-Kopfjäger (drei Namengruppen), und nicht zwei, wie A. McWilliam angibt (1989:51-52), postierte Nope, vielleicht vor ihm schon Nuban, an diesen Toren, nämlich Tebi, Mamuit und Leon Banusu am Osttor (eon neonsaet) und Soke, Tila und Konis Bukae am Westtor (eon neontes):

Osttor Banam (eon neonsaet)


Alias Kanaf Ortsnamenbündel Ort / Region
Tebi Busi Tol, Saefneo, Pupu, Taktun Silo / Ostamanuban
Mamuit Banamtuan Meu, Neosop, Kaubani, Matani, Neku, Taku, Tuke, Atolan Niki Niki Un / Zentralamanuban
Leon Banusu Banusu Mauleum, Sun Pe, Nansu, Fatu, Tkuas, Lole, Afatis, Neno Ainam Teluk und Mauleum / Ostamanuban

Westtor Banam (eon neontes)


Alias Kanaf Ortsnamenbündel Ort / Region
Soke Telnoni Ofu, Manenu, Sele, Faut Manu Ofu / Zentralamanuban
Tila Tuke Hoi Neno,Ta`nua, Paisan, Humone Hoi / Zentralamanuban
Konis Bukae Fa`ot und Bel Tetaf, Naukae, Neke, Neo Tetaf und Nusa / Westamanuban

Von Leon Banusu wird berichten, er sei ein illegitimer Sohn Nopes mit einer Adeligen aus Insana (Nordzentraltimor). Auch Banamtuan, Telnoni und Fa`ot sind Nachfahren von außerehelichen Nope-Söhnen, wie ihre Akun-Namen, Nope beziehungsweise Noepsole (Banamtuan), Noepsopo (Fa`ot) oder Nope (Telnoni), die alle mit dem Eigennamen Nope gebildet werden, belegen. Diese beiden Meo-Gruppen waren die direkten Vorgesetzten der zahlreichen untergeordneten Krieger-Kopfjäger, der Meo Asu (asu, Hund). Der Rang Meo Asu bezeichnete die Krieger-Kopfjäger der untersten Schicht dieser Kriegerkaste. Man nannte sie auch Meo Baun oder Meo Ana (kleine Meo). Ihre Aufgabe erfüllten sie bei den kriegerischen Auseinandersetzungen in der Regel in vorderster Front.
Auch die vier Meo Naek Banam Sole, Nome, Nabuasa` und Teflopo fungierten später als Oberbefehlshaber über alle Meo Asu Banams. Die Berufung dieser vier großen Krieger-Kopfjäger muss als geschickte politische Strategie der Nope-Dynastie gewertet werden. Nachdem die Expansionskriege gegen Tkesnai im Osten und gegen Abi im Westen und Süden von Tunbesi erfolgreich beendet waren, wechselten viele ehemalige Tkesani- und Abi-Vasallen zum siegreichen Nope über. Sole, zuerst in Ofu und später in Kuan Fatu, und Nome, in Hane und Muna, [20] können allein aufgrund ihrer ursprünglichen Siedlungsgebiete im Lamu zweifelsfrei als ehemalige Gefolgsleute Abis identifiziert werden. Nope veranlasste die Umsiedlung von Nome nach Hoi (Zentralamanuban) sowie die Aufteilung des Nome-Territoriums in Südamanuban an Sole und Nabuasa`. Ob Nomes Umsiedlung nach Hoi als Deportation oder Bestrafung für eine Anti-Nope-Haltung im Abi-Krieg aufgefasst werden muss, ist unklar. In dem Eigennamenbündel, das die Meo Naek Banam repräsentiert, bilden Sole und Nome (Sole-Nome) die autochthone Einheit, wobei Nome eine noch ungeklärte Vorrangstellung einnimmt. In welcher Beziehung der in zweiter Position genannte Nome ältere Rechte geltend machen kann als Sole, der Meo Nae unter den Meo Naek Banam, ist eine offene Frage, die weitere Recherchen erfordert.
Weniger eindeutig ist die Aufklärung der Position der beiden anderen Namengruppen des Bündels. Teflopo gehört nicht zu den autochthonen Namengruppen Banams. Er kam aus dem Norden, aus dem Süden Molos, nach Amanuban wie die Ortsnamen Puna, Pua Bnao, Polen, Sen Pene, Balu, Laenam, Osu und Osuan, die mit Teflopo verbunden sind, belegen. Zu welchem Zeitpunkt dies geschah und ob Teflopo wie Nabuasa` früher ebenfalls in Tunbesi siedelte, ist unklar. Andrew McWilliam erfuhr jedoch, daß Nabuasa` einst am Fatu Saenam am Oe Saenam (the rock of Saenam and the water of Saenam) lebte, einem Ort in der Bergregion des heutigen Miomafo, ebenfalls nördlich von Tunbesi (McWilliam, 1989:62). Von dort aus kommend erreichte Nabuasa` schon in der Vor-Nope-Ära den Tafelberg Tunbesi im Osten Amanubans. A. McWilliams Lasi-Text berichtet über die Ankunft Nabuasa`s in Tunbesi folgendes (1989:65):

Es am fenam
In that way arising and
neman neo
coming out
fatu tumbesima
the rock of Tumbesi and
hau tumbesi
the tree of Tumbesi
es am fenam
in that way arising and
nemat
arriving (at)
pah bale enu es
the settlement areas of
Tenis, Nubatonis
Tenis, Nubatonis
Asbanu, Puay nok
Asbanu, Puay with
Ataupah, Alunpah
Ataupah, Alunpah
Aleupah nok Aoetpah
Aleupah with Aoetpah

Allein schon der Vergleich der Landmarken, die die in Ostamanuban gelegenen Territorien von Tkesnai und Nabuasa` (in der Vor-Lasi Phase) markieren, erlaubt eine Hypothese in Bezug auf die frühere Stellung von Nabuasa`:


Tkesnai Falo, Kua Feun, Nais, Boki, Oelet, Sini, Neof Tasi, Mekon, Fain Tis, La`o, Bi`u, Ekminim, Suakolen
Nabuasa` Sini, Neof Tasi, Mekon, Fain Tis

Die Überschneidung der Territorien von Tkesnai und Nabuasa` führt unmittelbar zu der Frage nach der Existenz ehemaliger politischer Beziehungen zwischen diesen beiden Namengruppen. Waren Nabuasa` und Teflopo ehemalige hochrangige Vasallen von Tkesnai, die nach dessen Niederlage vom Sieger Nope in seine politische Administration integriert wurden? Auch C.Ch. Punuf scheint dieser Meinung zu sein, äußert sie aber eher vage: Nabuasa dan Teflopo berasal dari rakyat Tkesnai. Sole dan Nome berasal dari rakjat Am Abi (Punuf, 1972:117-118). Eine andere Möglichkeit wäre ein Lehen, das ehemalige Tkesnai-Ländereien umfasst und mit dem Nope die Dienste seines Vasallen Nabuasa` belohnte. In Banam sind Nabuasa` und Teflopo jedenfalls Neuankömmlinge im Sinne der allochthonen Einheit eines Eigennamenbündels (Nabuasa`-Teflopo). Die Reihenfolge der vier Kanaf-Namen, die, mit Nabuasa` und Teflopo in der zweiten Position, auf den Zeitpunkt ihrer Ankunft hindeuten, unterstützt diese Annahme. Ohne konkretere Daten gestaltet sich aber die Aufklärung des sozialen und politischen Status, des Prestiges und Vorrangs, wodurch die gegenseitigen Beziehungen zwischen diesen vier Namengruppen geordnet werden, als schwierig. Als einzige Ordnungsstruktur ist die Reihenfolge der Ankunft sowie die Relation kliko-nae zwischen Sole und den drei anderen Meo Naek Banam geklärt. Die Anordnung der Namen im Eigennamenbündel, die außerdem die Beziehungen Sole-Nome, Nabuasa`-Teflopo sowie Sole, Nome, Nabuasa`, Teflopo andeuten, lassen weitere Ordnungsstrukturen vermuten, die unter Umständen ältere, als die relativ rezenten Beziehungen zwischen diesen vier Namengruppen aufdecken könnten.

Anmerkungen

1 Weitere Einzelheiten über die historischen Ereignisse und Hintergründe schildert die umgangssprachliche Erzählung über den Abi Loemnanu-Krieg; publiziert in der Print-Version: Die Kuan Fatu-Chronik: Bibliographie.

2 Zur Namengruppe Neonleni, die vorwiegend im Kuan Fatu benachbarten Desa Nunusunu (Kecamatan Südamanuban) siedelt, vgl. M. Widiyatmika (1985).

3Nadat alzoo het land goed was, kwam hij naar Afetin (= `Afotin`, ein Hügel in Kuan Fatu der in einigen der mündlichen Überlieferungen als Ort des Palasts von Ni Sole Le` u erwähnt wird; H.W.J.), en zetelde zich geheel alleen te Afetin. Toen kwamen er Atoni´s, wij weten niet waarvandaan, de een heette Nai Djabi, de groote, de ander Nai Besi tLeta. Hij trof deze mannen; zij gedrieen zetelden zich. Terwijl zij zich zoo gevestigt hadden, vonden zij andere atoni´s, wij weten niet waarvandaan. Terwijl zij aldus zaten, zeiden Besi en Djabi beiden: Hier zitten wij aan den voet van den boom, laat ons een huis maken. Zij maakten een huis en zeiden: Huis met acht palen lopo met acht palen. Daarna besliste Nai Koene en zeide: Nai Besi, gij zijt fettor, Nai Djabi gij zijt fettor; gij beiden zijt fettor (Middelkoop, 1938:483-484) (Übersetzung aus dem Niederländischen HWj). Vgl. auch H.G. Schulte Nordholt: Nai Djabi lived in the west of the land. He was the original inhabitant or the lord of the land, but was driven out and sought refuge with the Dutch in Kupang, and so the realm of Amabi (Ama Abi; HWJ) came into being not far from Kupang (Schulte Nordholt, 1971:307). Eine ausführliche Version der Geschichte der Vertreibung Abis hat P. Middelkoop (1968:106-108 und 137-138) veröffentlicht. Im Kolo Banunaek-Krieg der Kuan Fatu-Chronik wird dieses ungewöhnliche Versammlungshaus (lopo) mit acht Pfosten als sona bnao ni` fanu (der Bnao-Palast mir den acht Pfosten) im Zusammenhang mit der Berufung der vier Meo Naek Banam und einem Krieg gegen Kolo Banunaek (in Nunkolo, Südamanatun) ebenfalls erwähnt. Ungewöhnlich ist dieses Gebäude schon deshalb, weil ein solches im rezenten Westtimor immer nur vier Pfosten besitzt. Auch das Lexem bnao ist in diesem Kontext interessant, da es einerseits Schiff, andererseits aber heilig bedeuten kann. Die Antworten der Dichter-Sprecher in Amanuban führten auf der Suche nach der Bedeutung dieses Sona Bnao nicht wirklich weiter, sodass die Funktion dieses Hauses und seine Beziehung zu einem vornope-zeitlichen Abi unklar bleibt.

4 Metan, ein von einem schwarzen Sarung abgerissenes Stück Stoff und koa, ein zylindriger Bambusköcher, in dem Reis aufbewahrt wird wurden früher dem ana`amnes vom Uis Banam als Insignien und Legitimation seines Amtes verliehen. In Kuan Fatu fügte man hinzu, dass feku (eine kleine Holzflöte) und to`is (eine Art Posaune aus dem Horn des Wasserbüffels) ebenfalls als Insignien übergeben wurden. Mit diesen Gegenständen wird das Recht, bestimmte Gebete zu sprechen und bestimmte Zeremonien durchzuführen, vom Uis Banam als oberstem Herrn des Bodens (pah tuan) auf den Ana`amnes übertragen. Die erwähnten Gegenstände symbolisieren dieses Recht. Das schlicht als metan (schwarz, dunkel) bezeichnete Tuch, das wohl die Ankunft der dunklen Regenwolken auf analogische Weise symbolisiert, wird vom Ana`amnes Ton (in seiner Funktion für die Gemeinschaft Kuan Fatus) beispielsweise an Orten wie Mae, Nai Lete, Kua Muke, Bi Taek niedergelegt. Verbunden mit der Rezitation von Gebeten werden aus dem Koa Reiskörner entsprechend der vier Himmelsrichtungen auf diese Unterlage gestreut. Diese in vielen Ritualen übliche Prozedur wird okla mnes (Reiskörner streuen) genannt und ist in den meisten Fällen als Opfer an die Ahnen gedacht. Im Hinblick auf dieses Ritual wird Ton in seiner Funktion als Ana`amnes in den mündlichen Dichtungen metaphorisch mit dem Vers in metan bi po`on (sein schwarzes Tuch auf dem Getreidespeicher) beziehungsweise pisun metan ma nenan koa (das abgerissene Schwarze und der lange Ort der Reiskörner) bezeichnet. Po`on (Kehle oder lop po`on, die Kehle des Speichers) ist der höchste Stelle des Getreidespeichers (lopo) unmittelbar unterhalb der bu`it (Haarknoten) genannten Dachspitze.

5 Vgl. auch P. Middelkoop, der mit dem Terminus meo ao besi den gleichen Sachverhalt anspricht: Another compound in which the word besi occures is meo aubesi, i.e. head-hunter (with) besibody. In this term the primordial sense of ´awe-inspiring´ or ´making spell-bound´ seems to coincide with the second significance of besi, i.e. iron, coming into use from the time iron has been introduced into Timor, for now the two meanings are involved, viz. ´making spell-bound´ and´making invulnerable´. So the invulnerability involved is not passive but points to an active function of the impression made by the appearance and the build of the head-hunter which makes the enemy powerless being both awe-struck and spell-bound (Middelkoop, 1968:15 und Jardner, 1995b).

6 Das finale [-s] im Eigennamen Babi=s verweist auf die Zugehörigkeit des Individuums zu einer Gruppe oder einer Landschaft hin: lamu=s nennt man die Bewohner des lamu; Boimau=s, Sapai=s oder auch Babi=s die zur entsprechenden Kanaf gerechnete Person (in Sapia=s, er [ist] ein Sapai).

7 Wanneer besloten was om tegen den vijand uit te trekken, verzamelden zich de voornaamste ridders m e o genaamd, in den woonplaats van den O e s i f, ´heer´. Daar werd dan in het heilige huisje, o e m a l e` o e, gebeten. Zooals wij boven reeds vernomen hebben, worden in dit huisje de talismans van den oorlog bewaard. Bij dezer gelegenheid wordt gestampte rijst over deze talismans gestrooid, en formules worden uitgesproken, die den vijand ´warmte´ (m a p o e t o e m e l a l a) en den uittrekkenden ´koude´ (m a n i k i t o e t e n e) moeten bezorgen (Amanoeban). (...) Dit middel droeg men steeds bij zich, want als men de vlucht moest nemen, en men door den vijand achtervolgd werd, maaktehet, dat de vijand slappe knieën kreeg, zodat hij de vervolging moest opgeven. (...) Van een ieder, die op dat kokertje trad, zouden de ougen verduistert worden, terwijl de kleinmoedigheid zich van zoo iemand meester maakte (Kruyt, 1923:433-434). Für Osttimor berichtet H.O. Forbes: If any man who has been rejected, however, dares to venture to the fight, he will certainly, as they implicitly believe, bekilled, whereas in the case of those whom the lulik has chosen, no bullet or weapon can hurt them (Forbes, 1884:414; Tetum lulik = Uab Meto le`u).

8 Diese politische Doppelfunktion, die H.G. Schulte Nordholt hier für Senak erwähnt, scheint für die politische Organisation der Atoin Meto in Amanuban charakteristisch zu sein. Für die Funktionsträger Sole und Nabuasa` wurde sie oben angedeutet. Auch Nope, der Uis Banam, verbindet beide Funktionen in seiner Person. Möglicherweise muss die generalisierende Beschreibung in Schulte Nordholts Buch, The political system of the Atoni (1971), in dem er politische und rituelle Funktionen scharf trennt, als "Sonderfall Insana" gewertet werden.

9 Kune ist einer der autochthonen Herrscher im urzeitlichen Timor, der zur Zeit der Urflut über dem Mutis-Gebirge (der höchsten Erhebung Westtimors im heutigen Molo, Südzentraltimor) schwebte und das Auftauchen der Insel aus dem Chaos des Urwassers mit Hilfe von Vögeln bewirkte (Middelkoop, 1938, S.483-486; vgl. auch Laubscher, 1971:27-28). Okèn in sioem oèl i, ka nioe fa, in iloe huoe nòbi in foefoen, oèl namop. Pofi onnane, fè lèlo nèm, atoni amle`oet, oèl naskèk pofi onnane in anpinaha (Übersetzung HWJ; Middelkoop, 1938:472)).

10 Nach einer Mitteilung von Dr. Georg Berkemer, Südasien-Institut der Universität Heidelberg.

11 Unter einem akun-Namen ist eine respektvolle Anrede zu verstehen, die dem Gegenüber Ehre erweisen soll. Die Verwendung des Akun-Namens schmeichelt dem Gesprächspartner und erhöht sein soziales Prestige. In der alltäglichen Kommunikation werden Akun-Namen in Familie und Öffentlichkeit weitaus häufiger benutzt, als beispielsweise der Vor- oder Kanaf-Name.

12 Die Beobachtungen von H.G. Schulte Nordholt und C.Ch. Punuf verdeutlichen die wichtigen Funktionen solcher Funktionsträger. H.G. Schulte Nordholt bezeichnet ihre Funktion für Insana sogar als the guardians of the realm: These are Atau-pah, Ana`-pah, Abain-pah and Afen-pah. Atau-pah means "the defender or the guardian of the realm; Middelkoop mentions the parallel term ataupah ma ote musu (= he who defends the realm and subdues the enemy). ana`-pah means "the guardian of the realm", Abain-pah "he who renders the land fertile", and Afen-pah "he who expels (the enemy) from the realm". (...) At the announcement of the death of the raja they are called the "great faces, the great eyes", that is the watchful eyes which makes them the guardians of the realms. (...) They have a part in the performance of two types of ritual. Firstly in that performed to effect fertility (le`u nono), such as we encountered in the agricultural cycle. Secondly they are indispensible in the le`u musu ritual which is directed against the enemy (musu) (Schulte Nordholt, 1971:209-211). In Amanuban übt Ataupah die gleiche Funktion aus, wie sein Namensvetter in Insana: Nai Fina dan Nai Isu mempunjai seorang pembantu jang bertindak sebagai seorang Kepala Pahlawan jaitu Ataupah. (...) Ini adalah arti kiasan. Maksud sebenarnja ialah Ataupah sebagai seorang pahlawan / kepala pahlawan, bertugas untuk mempertahankan daerah dari serangan musuh dari sebelah timur dan barat (Punuf, 1972:107; vgl. auch Middelkoop, 1968:63).

13 Uis Anesit (Titel, der Nope als einen Herrscher, der mehr ist als andere bezeichnet; H.W.J.) menganggap Oof (penghimpun rakjat) jang bertindak sebagai Kepala Keluarga dalam masjarakat dan akan mendjadi pengantara dengan Uis Anesit. Melalui Oof ini rakjat dapat dihimpunkan kembali untuk mengabdi kepada Uis Anesit serta melantjarkan roda pemerintahan pusat keradjaan (Punuf, 1972:110).

14 In einem unveröffentlichten Artikel, der dem Loyalitätsprinzip in der Sejarah Melayu nachspürt, äußert sich G. Rappe folgendermaßen: Schon bei den frühesten Stammesorganisationen spielte das Loyalitätsprinzip eine gewisse Rolle. Während dort mehr egalitäre Strukturen die Lebenswelt der Dorfgemeinschaft bestimmten und eine radikale Unterwerfung unter einen Befehlshaber oft nur im Krieg die Regel war, bildeten sich vor allem durch den verstärkten indischen Einfluß in der zweiten historischen Periode der Geschichte Indonesiens immer klarer hierarchische Strukturen heraus, die in den ersten Großreichen ihre klassische Form erhielten (Rappe, o.J., S.7).

15 G. Dumézil (1989) und G. Duby (1986) haben die Ideologie der Trifunktionalität feudaler Systeme beschrieben, in denen Krieger-Adel, Priesterschaft und Bauern in Gegenseitigkeit bestimmte Funktionen erfüllen. Die ernährende Funktion des Bauern für den Adel und die beschützende Funktion des Adels für den Bauern erscheint in diesem Kontext universell: Jenseits der Priester, der Krieger und der Produzenten, und wesentlicher als sie, gliedern sich die hierarchisierten Funktionen der magischen und juridischen Souveränität, der körperlichen und hauptsächlich kriegerischen Kraft und der ruhigen und fruchtbaren Fülle (Dumézil, 1989:17).

16 In Bezug auf die politische Ordnung im vorindonesischen Lasi schreibt A. McWilliam: Although Nabuasa was the Tuaf or Lord of the le`u musu, according to informants, it was the families of two core political supporters who were said to guard the ritual and sacred objects. Two amaf groups in particular were identified with this role. There were the groups, Sopaba and Saebani. In their capacity as guardians of the le`u musu, Sopaba and Saebani were referred to as meo feto (female meo) in relation to Nabuasa as the meo mone (male meo). The term meo feto is derived from their marriage links with Nabuasa (McWilliam, 1989:104). Auch im Licht der politischen Verhältnisse in Lasi erscheint Sanak / Sapai, der Meo Feto Kuan Fatus, als der mächtige Magier und Kriegsherr.

17 According to the Nope oral tradition, the ruler appointed four prominent clans to assist in governing the territory. These were known as Fina, Isu, Sae, and Baok. The first of these Fina, is said to have been murdered at some point and his lineage driven off. At a later point Sae and Baok are said to have defected with a rival younger brother of the ruling line to the southern mountain stronghold of Babuin. An escalation in these continuing hostilities with Babuin during the late nineteenth century caused the ruler Seo Bil Nope in 1906 to request Dutch assistance to quell the revolt. In place of Sae and Baok the Raja elevated Nakamnanu (McWilliam, 1989:49-50).

18 Bei A. McWilliam heißt es: They were delegated the authority to expand the territory in order that the domain become wide and extensive but not slack and unruly in the process. Each meo was directed to defend one of the four ´gates´ (eno) of the domain. From this points they directed the conduct of warfare and participated in raiding enemy settlements. The spoils of war were levied in tribute to the ruler at the political centre of the domain (McWilliam, 1989:52).

19 Die Verben natik und nasap bezeichnen Bewegungen des Fußes. Natik ist ein langsames und allmähliches Vorwärtsschieben des auf die Ferse gestellten Fußes. Während der Oberkörper nach hinten gelehnt ist, konzentriert man sich auf die Ferse und drückt so den Fuß mit gesammelter Kraft nach vorne. Etwas anders nasap, das zwar auch eine drückende oder schiebende Bewegung des Fußes meint, die jedoch ein seitwärts gerichtetes Wegschieben ist.

20 Der Abi Loemnanu-Text berichtet in Vers 23 bis 28 von der Schlacht bei Hane und Muna, wo Abi Loemnanu möglicherweise bei seinem Vasallen Nome für kurze Zeit Zuflucht fand.

21 Das Eigennamen-Bündel Tenis, Nubatonis, Asbanu, Puay steht in diesem Textsegment für den von Nope entmachteten autochthonen Herrscher von Tunbesi, nämlich Nuban, dem Amanuban seinen heutigen Namen verdankt. Die vier Namengruppen sind, nach A. McWilliams Darstellung, die amaf oder keos ha moen ha von Tunbesi, die Funktionsträger der Peripherie und politischen Exekutive, die Nai Nuban, das rituelle Zentrum, umgaben.


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