Montag, 23. März 2020

Der Kolo Banunaek-Krieg - Die Erzählung


Vorbemerkung

Ein charakteristisches Merkmal einer Tonis-Dichtung ist ihre Kontextorientierung, die es mit sich bringt, dass der Dichter-Sprecher in der Komposition seiner Verse mit Andeutungen auskommt. Er kann sich darauf verlassen, dass sein Publikum ihn auch ohne umfangreiche Erläuterungen versteht. Für Außenstehende ist dies aber nicht der Fall, da er die Geschichte hinter der Geschichte, die erzählt wird, nicht versteht. Um diese Situation zu umgehen, wurde jede Tonis-Dichtung im Anschluss an ihren Vortrag umgangssprachlich als einfache Erzählung wiederholt. Die anschließende, prosaische Erzählung vom Krieg gegen Kolo Banunaek erzählte J.Ch. Sapay in der Nacht vom 9. Februar 1992 in Nai Lete.

Der Krieg gegen Uis Kolo Banunaek

Vor vielen Generationen wurden die Herren des Waldes und der Savanne (Nai Lamu Humone`) und ihre politischen Funktionäre (Amfini) von Tubani Nope, dem Uis Banam, ihrem Herrn und Herrscher, ihrer Mutter und ihrem Vater in seinem Sonaf in Niki Niki versammelt. Ni Koli, Ni Toli, Ni Amu, Ni Nope, Ni Nuban und Ni Toi hatten beschlossen einen Sona Bano in Klaban und Tain Lasi, in Maunu und Niki Niki zu errichten. Dieses Gebäude in der Form eines Lopo mit acht Pfosten sollte alles bis dahin errichtete in den Schatten stellen und von der Macht des Herrscher von Banam künden.
Die Meo Lamu Humone` versammelten sich und deckten das Dach bis zur Spitze. Als diese Arbeit getan war, richtete der Uis Banam seine Worte an sie und sprach:
"Stellt eure Arbeit ein und bindet den Bu`it noch nicht. Wartet noch, bis sich meine Meo und Amfini versammelt haben, um nach Amanatun aufzubrechen, um Banunaek anzugreifen. Ohne die Schädeldecke des Atoin Fui, ohne die Humus-Kase-Blüte auszureißen und diese nach Klaban und Tain Lasi, in Maunu und Niki Niki zu bringen, kann der Sona Bnao nicht fertiggestellt werden."
Und der Uis Banam fuhr fort und sprach:
"Aber zuerst werde ich meine Meo prüfen und sie mit dem Sis Lakit Mak Lakit auf die Probe stellen. Ich werde meine Meo aufstellen, damit ich feststellen kann, wer der Erstgeborene von ihnen ist, und wer die Nachgeborenen. Dann werde ich ihre Schwerter schärfen und ihre Gewehre laden, damit sie sich auf den Weg machen können, um Banunaek zu bekriegen und mir den Schädel des Atoni Fui holen, mir die Humusu-Kase-Blüte pflücken."

Nachdem er dies gesagt hatte, ordnete der Uis Banam an, einen Bia Keos Belo zu schlachten und dessen Fleisch wie einen Penis zuzuschneiden (li`mak li`at). Er ließ Reis kochen und diesen in Form einer Vagina auftischen (makem nabu`ayem). Vor die Meo legte man ein zehn Meter langes Brett und ans Endes des Bretts servierten Diener das Sis Lakit Mak Lakit, das Fleisch und den Reis.
Nachdem alles getan war, legte der Uis Banam ein Versprechen ab (fanu ab und wandte sich erneut an seine Krieger-Kopfjäger:
"Gut! Nun werde ich euch prüfen. Ich will sehen, wer einen Penis, lang wie ein Schlingpflanze hat, wer mit Samen prall gefüllte Hoden hat. Ich biete euch das Sis Lakit Mak Lakit zu essen an, damit ich eure Gewehre laden und eure Schwerter schärfen kann, damit ihr Banunaek erschießen könnt." Und er sprach weiter:
"Wer von euch den Wunsch hegt, ein Meo Naek Banam zu werden, der steige auf das Brett, tanze an dessen Ende, bücke sich dort und esse von dem Sis Lakit Mak Lakit ohne dabei seine Hände zu benutzen. Derjenige, der zuerst isst, ist der Meo Nae, der älteste unter euch."

Kabas Nabuasa` zog als erster sein Schwert und tanzte auf dem Brett. In der Mitte der Planke taumelte er und fiel in tiefer Ohnmacht zu Boden. Daraufhin zog Mnanu Sole sein Schwert, nutze seine Chance, und tanzte solange auf dem Brett entlang bis er das Sis Lakit Mak Lakit erreichte. Er bückte sich, nahm einen Brocken Mak Lakit, ergriff ein Stück Sis Lakit und aß von beidem. Das zahlreich versammelte Volk, und mit ihnen die Meo Lamu Humone`, jubelten.
Und der Uis Banam sprach:
"Seht, dort steht er, der Meo Nae Ni Sole. Er, der zuerst gegessen hat."
Daraufhin erwacht Ni Kaba Nabuasa` aus seiner Ohnmacht, erhob sich und tanzte erneut auf dem Brett. Auch er bückte sich, aß einen Brocken Mak Lakit, aß ein Stück Sis Lakit. Und das versammelte Volk jubelte erneut und der Uis Banam sprach:
"Seht, dort steht er, der Meo Kliko Ni Nabuasa`."
Als ditter betrat Ni Ut Nome das Brett, tanzte, und erreichte das Ende der Planke und aß vom Sis Lakit Mak Lakit. Wieder jubelte das Volk und der Uis Banam bestätigte:
"Meo Kliko ist auch er."
Ihm folgt Ni Suni Teflopo, tanzte auf dem Brett, bückte sich und aß vom dargebotenen Mahl. Wieder jubelte das Volk und der Uis Banam sprach erneut:
"Meo Kliko bist auch du."
Und Uis Banam richtete seine Worte an sie und sprach weiter: "So füge ich die Meo Naek Banam zu einer Einheit, nenne sie Sole und Nome, Nabuasa` und Teflopo." Er gab ihnen das Schwert mit dem Silbergriff, gab ihnen das Gewehr mit dem eisernen Ladestock. Und fuhr fort:
"Gut, nun weiß ich, wer einen Penis hat, lang wie eine Schlingpflanze, wer mit Samen prall gefüllte Hoden besitzt. Geht und bringt Leid unter die Atoin Fui und erschießt sie, bringt Leid unter sie und köpft sie. Bekriegt die alte Mutter und bekämpft den alten Vater, nämlich Ni Kena und Ni Kaebuna, Ni Ita Labuta, Ni Tfuan, Ni Tampani, Ni Tefa, Ni Tualaka und Ni Seo, Ni Manas, Ni Uki, Ni Bnao, Ni ­Li, Ni Klus, Ni Boi, Ni Banlopo, Ni Manu, Ni Loekoi, Ni Tefa und Ni Tualaka in Kili und Nunukolo, in Otu und Buanao, in Sunu und Taneka, in Sabun und Noe Nono, in Lilo, Tua Ton, Anas, Faut Fuaf und Bonan, in Sambet, Toi und Kua Fatu Lobus, in Anas und in Tibaki. Sorgt dafür, dass sie dort den Vogelkäfig leer essen, ihr Wasser aus den hohlen Bäumen trinken müssen."
Und das Volk jubelte einmal, jubelte zweimal und der Uis Banam sandte Ni Manu Sole, sandte ihn zusammen mit seinem jüngeren Bruder, Pilis Sole, und mit seinen Amfini in Banunaeks Reich, ihn zu vertreiben und die Grenzen Banams auszudehnen.

Ni Sole trug Krieg und Kopfjagd nach Oenai und bis nach Oinlasi hinunter. Er folgte dem Noe Lela, überquerte ihn. Mnanu Sole trug die Flamme zu Tefa Tualaka, und erschlug ihn. Er trennte seinen Kopf ab und die Meo strömten zusammen und jubelten. So plötzlich wie sie gekommen waren, zogen sie sich zurück.
Sie kehrten zurück nach Oinlasi, folgen dem Pai Nono und weiter nach Ki, Oe Kiu und Oe Masi und erreichten zuletzt Mnela Anen.
Sie schlugen ihr Lager auf dem Gipfel eines Hügels namens Hu`e auf. Von dort erblickten sie unten im hohen Gras der Savanne Ni Neno Tfauli, der von den meisten nur Ni Neno Makatal genannt wurde, da er schnell erschrak, wenn er gerufen wurde. Zusammen mit seinen Amfini röstete dieser Fleisch im Gras der Savanne, während seine Feuer ohne Unterlass rauchten. Pilis Sole sprach zu seinem älteren Bruder:
"Sieh nur hinab in die Ebene, sieh die Männer, die dort Feuer entzündet haben und ihr Fleisch rösten." Unten in der Savanne sprach plötzlich Ni Neno Tafuli, der ein Wissender war, ein kundiger Mann:
"Bemerkt ihr nicht den Geruch von Pilis Sole, der in der Luft liegt, und vom Hügel herab streicht?" Und er fuhr fort:
"Riecht nur, der Geruch, er ist wie der von Pilis Sole. Seine Flamme gleitet schon von der Hügelspitze herab und hinein in das Zentrum von Mnela Anen."
Und an dem Ort, wo das Fleisch geröstet wurde, schlief Neno Tafuli neben dem Feuer ein. Pilis Sole ging hin und schnitt ihm den Kopf ab, kehrte auf den Hügel Hue zurück und die versammelten Meo jubelten ihm zu. Daraufhin kehrten sie um, gingen zurück und Pilis Sole traf seinen älteren Bruder Mnanu Sole. Und der Meo Nae brach in Freudenrufe darüber aus, dass sie zwei Männer und zwei Köpfe erbeutet hatten, nämlich Tefa Tualaka und Neno Tafuli.

Schließlich traf der Uis Banam ein, drückte seine Freude aus und überreichte den Meo einen Korb gefüllt mit Arekanüssen, voll mit Betel und gelöschtem Kalk. Und er sprach zu ihnen:
"Wirklich, er ist der Meo Nae, denn er schnitt die Humus-Kase-Blüte ab, und nahm zwei Männern ihre Köpfe. Er schnitt die Humusu-Kase-Blüte ab und riss den beiden Atoin Fui die Schädeldecken ab. Warten wir noch auf die anderen Meo und kehren dann heim in den Sonaf nach Klaban und Tain Lasi, nach Maunu und Niki Niki. Bestraft ist nun Banunaek, der mit seinen Meo in Banam einfiel und mein Vieh gestohlen hat. Von hinten schlichen sie sich hinein, umkreisten das Vieh, stahlen zwei, und aßen einen dritten gleich auf der Stelle. Mnanu Sole, der wirklich der Meo Nae ist, hat seinen Schwur gehalten und legte die erbeuteten Köpfe nieder. Erneut erhob der Uis Banam seine Stimme:
"Ich sehe Ni Sole, Ni Nome, Ni Nabuasa` und Ni Teflopo, die zusammen mit ihren Feto Nae, nämlich Na` und Saefatu, Banu und Tasesab, vor meinen Augen erschienen sind. Sie bieten mir das ausgerissene Gras an, legen es vor mich nieder. Nun kann der Sona Bnao mit den acht Pfosten in Klaban und Tain Lasi, in Maunu und Niki Niki errichtet werden."
Mit diesen Worten sandte er seine Meo zurück nach Niki Niki damit sie dort die Arbeit am Sona Bnao beenden konnten. Er wies jeden seiner Meo an, den von ihm erbeuteten Kopf zu bringen und ihn am Sona Bnao zu deponieren. Jetzt konnte der Bu`it gebunden und das Dach des Sona Bnao fertiggestellt werden. Und erst jetzt konnten die Meo des Uis Banam in ihr Land und an ihren See zurückkehren. Und auch die Meo Naek Banam, Ni Sole und Ni Nome, Ni Nabuasa` und Ni Teflopo und ihre Feto Nae, Na` und Saefatu, Banu und Tasesab, kehrten heim und mit ihnen die Meo Lamu Humone`, die achtzehn Herren und die achtzehn Krieger-Kopfjäger.
Der Uis Banam gab dem Meo Nae und den Meo Kliko die Fahnen mit dem Namen und die Hengste mit den Namen, damit diese sie besaßen und in Händen hielten. Die rote Fahne gab er dem Meo Nae, Ni Mnanu Sole und er sprach zu ihm:
"Ich gebe dies in deine Hände, die rote Fahne und den roten Hengst, damit du das Land mit den Füßen treten, damit du es mit dem Kopf und den Hörnern stoßen kannst, während du nach Bena und Humonet, nach Luluf und Batunu gehst, nach Las Tune und Las Noe, nach Luke Sap Ema und Nas Bano. Dort sollst du dich aufstellen, damit das Land Nenu Banam weit und ausgedehnt bleibe und nicht eng und schmal werde, damit ich mein Schweinefleisch und meinen Trockenreis essen kann."
Er nahm dann die weiße Fahne und den grauen Hengst und gab beides Ni Kabas Nabuasa` und sprach zu ihm:
"Dir und deinen jüngeren Brüdern, nämlich Ni Ume und Ni Teflopo, gebe ich in eure beiden Hände die grauen Hengste und die weißen Fahnen, damit ihr diese in den Händen halten, sie festhalten könnt. Und du, Ni Nabuasa` erhebe den Kopf, und stoße mit den Hörnern und trete mit den Füßen, während du nach Kiuk Enu und Ponai Nenu, nach Boniun und Faut Mnanu gehst. Bewache Las Hu`e und beschütze Las Ayo und Pan Kalis und Luke Heti.


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