Vorbemerkung
Die Tonis-Dichtung Makenat Abi Loemnanu der Kuan Fatu-Chronik ist die erste von insgeamt neun weiteren mündlichen Dichtungen, die die regionale Geschichte der Atoin Meto in Kuan Fatu, Südamanuban, thematisiert. In meiner Dissertation habe ich die Abi-Dichtung exemplarisch genutzt, um Form und Inhalt dieses literarischen Genres zu analysieren. Im Gegensatz zu den anderen acht Dichtungen aus Kuan Fatu, die in diesem Weblog vollständig publiziert sind, enthält dieser Blog nur eine kurze Zusammenfassung der Ergebnisse meiner Dissertation. Die vollständige Dichtung über den Abi-Krieg liegt nur in der Print-Ausgabe Die Kuan Fatu-Chronik vor. In dieser berichtet J.Ch. Sapay vom ersten Expansionskrieg Tubani Nopes gegen den autochthonen Herrscher Abi Loemnanu, mit dem Ziel, Banam, das heutige Amanuban unter seiner Herrschaft zu vereinen. Aufgrund von in Die Protagonisten der Kuan Fatu-Chronik geschilderten historischen und biographischen Details, ist dieser Krieg für die herrschende Elite der vor-indonesischen Domäne Kuan Fatu relevant.
Die in dem Weblog Seine Rede ist nicht irgendeine publizierten Dichtungen kommen gelegentlich auf die hier geschilderten Ereignisse zurück, ohne die handelnden Protagonisten biographisch als Individuum zu fassen. Soweit ein solches Unternehmen überhaupt gelingen kann, habe ich versucht in Die Protagonisten der Kuan Fatu-Chronik ihre Biographien aus den Texten und exegetischen Interviews zu rekonstruieren.
Eine Synopsis
In den Tagen, in denen Uis Banam Tubani Nope sein Machtzentrum noch in Tunbes hatte, dem heutigen Ostamanuban, entschied er sich, den rechtmäßigen Herrscher im Süden und Westen Banams, Abi Loemnanu, anzugreifen und zu vertreiben. Tubani Nope konnte es nicht länger ertragen, dass es im heutigen Amanunban zwei Herrscher gab. Also mobilisierte er sein Heer, die Herren der Savanne und die Krieger-Kopfjäger der Savanne, und forderte Abi in Oe Nasin und Fatu Metan zur Schlacht heraus. Abi konnte den Kriegern Nopes nicht standhalten, und floh weiter nach Westen. Dort setzte er sich in Hane und Muna fest, wo er erbitterten Widerstand leistete. Auch dort vertrieb ihn Nope, und Abi zog sich in seine westlichste Festung, auf den Hügel Bia Moko, am Ufer des Noel Mina, dem Grenzfluss zwischen Amanuban von Kupang, zurück, hinter dessen Palisaden er sich erfolgreich verschanzte. Unfähig, die Feste einzunehmen, zog sich das Heer Nopes nach Niki Niki zurück, wo Nope mittlerweile seine neue Residenz errichtet hatte.
Tubani Nope hatte inzwischen ganz Amanuban eingenommen, sich Abis Territorium untertan gemacht, und Abkommen mit dem zurückgebliebenen oder übergelaufenen Abi-Adel getroffen. Er schickte Ni Isu, seine rechte Hand, in die Wälder des Lamu, damit dieser die neugewonnenen Untertanen am Hügel Ayo Toen zusammenrief. Die Herren des Waldes und die Krieger-Kopfjäger des Waldes kamen zusammen und akzeptierten Nopes Forderung nach einer Mobilmachung. Die Herren des Waldes stellten ein Heer zusammen, und brachen auf, um die Vertreibung Abis zu unterstützen. Getrennt zogen die beiden Heere nach Westen, um sich am Bia Moko zu vereinen.
Mit den Herren des Waldes zog Ni Nope Sanak, ein landloser Adeliger ungewisser Herkunft, der in dem bevorstehenden Krieg eine besondere Rolle spielen sollte. Er spottete und brüstete sich damit, dass es für ihn leicht sei, Abis Festung einzunehmen. Um seine Prahlerei zu erproben, prüften ihn die Herren des Waldes am See Salae, wo er ihnen seine außergewöhnlichen Fähigkeiten bewies. Die beiden Heere trafen in Fatu Kelo und Batnunu zusammen, am gegenüberliegenden Ufer, den Bia Moko in Sichtweise, und Nope Sanak wurde zum Oberbefehlshaber der beiden Heere ernannt. Mit magischen Mitteln manipulierte er die Wachen auf den Palisaden, sodass sie einschliefen. Mit seinen Kriegern stürmte er das Fort, in dem Augenblick, als Abis Gemahlin einen Sohn gebar, den sie unter einer Bettstatt versteckte. In dem folgenden Gemetzel, in dem Abis gesamte Gefolgschaft niedergemacht wurde, gelang es Abis Familie die Wirren des Überfalls zu nutzen, und ins Kupangsche zu fliehen. Ihren neugeborenen Sohn vergaßen sie in ihrer Panik, ihr Leben zu retten.
Mit Kopftrophäen und Beute beladen kehrten die Krieger nach Fatu Kelo und Batnunu zurück. Und sie brachten Abis Neugeborenen mit, als Geisel, den Tima Ton in eine Lontarmatte gewickelt unter dem Bett gefunden hatte. All dies präsentierten sie dem Uis Banam, der Nope Sanak ehrte und ihm eine angemessene Belohnung versprach. Fatu Kelo und Batnunu sahen in dieser Nacht eine große Siegesfeier, auf der Nope Sanak als Held gefeiert und die Kriegsmagie abgekühlt werden sollte.
Ni Sanak war mit Nopes Geschenken aber keinesfalls einverstanden, denn ihn schwebte eine andere Belohnung vor. Als landloser Adeliger strebte er nach eigenen Ländereien, die ihm der Uis Banam aber vorerst verwehrte. Zornig nahm er diese Geringschätzung seiner Leistungen zur Kenntnis, und weigerte sich, seine Kriegmagie abzukühlen. Ein großer Affront, denn die todbringede Hitze, die jeden Anwesenden bedrohte, konnte nicht deaktiviert werden, und die beiden Heere blieben in der heißen Sphäre Krieges gefangen, weshalb sie nicht heimkehren konnten. Dieser Zustand zog sich bis auf die Ebene von Lineo hin, bis der Uis Banam der Forderung seines obersten Befehlshaber endlich nachgab. Dieser beautragte Ni Isu mit der Landvergabe im Lamu, im Süden Amanubans, heute Noe Muke und Oebelo. Sanak, der seitdem Sapai heißt, bekam sein Land, seinen Titel und seinen Rang unter den Herren des Waldes.
Der Krieg war gewonnen, die Kriegsmagie wieder kühl, und die Heere zogen in ihre Heimat. Abis Sohn wurde nach Niki Niki, in den Palast Nopes gebracht, wo er erzogen und ausgebildet werden sollte. Doch als er älter wurde, und von seiner Herkunft erfuhr, stieg sein Selbstbewusstsein und sein Widerstand gegen Nopes Maßnahmen. Nope, dem das Aufbegehren des Abi Sprosses gegen seine Macht lästig wurde, sandte ihn zurück nach Süden, in die ehemalige Heimat seiner Familie; im Austausch gegen siebzehn Mitglieder der Namengruppe Ton. Auf diese Weise wurde Abis Sohn zu Finit, und gehört seitdem zu den Herren des Waldes.
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