Sonntag, 1. August 2021

Ein unerwartetes Ende


Mein Empfang in Noe Muke

Es geschah im Mai 1992, möglicherweise auch etwas früher. Die Regenzeit ging zu Ende, war vielleicht auch schon vorüber. Das Historiker-Seminar in Nai Lete, von dem bisher die Rede war, lag Wochen zurück, die Übersetzung der Texte und die exegtischen Interviews waren abgeschlossen. Doch J.Ch. Sapays Ambitionen und Pläne gingen darüber hinaus. Ein zweites Seminar schwebte ihm vor, ähnlich dem bereits abgeschlossenen Projekt, und ich selbst war begeistert von dem Gedanken, dass es weitergehen würde. Sapai und ich fuhren mit dem Motorrad nach Noe Muke in Südamanuban. Wir mussten einen Fluss queren, das Wasser stand uns bis an die Knie, und der Boden war von Löchern und Steinen übersät, sodass ich befürchtete, im nächsten Moment zu stürzen. Ich kam mit triefend nassen Hosenbeinen und Schuhen in den Ort. Sapai hatte Flip Flops an den Füßen, denen das Wasser nichts ausmachte, und seinen Mau auf die Oberschenkel hochgezogen. Die Kirche war gefüllt, uns erwartete ein zahlreiches Publikum, denn unser Kuan Fatu-Projekt war im Süden Amanubans ein Gesprächsthema.
Was in Nai Lete geschafft wurde, sollte in Neo Muke fortgesetzt werden, und ich hoffte auf eine alternative, in manchem auch konkurrierende Version der Kuan Fatu-Chronik. Die beiden Territorien, Kuan Fatu und Noe Muke, verbunden mit den Namengruppen Sole-Babis und Sapai, bildeten seit alters her eine soziale und politische Allianz, die in den Tonis-Dichtungen mit der Metapher konif in balen / maf in balen (des Eckzahns Ort, der Zunge Platz), und in den sozialen Beziehungen als feto-mone bezeichnet wird. Nachdem über Mae, Nai Lete, Kua Muke und Bi Taek genug geredet war, sollten das Thema des zweiten Treffen die Territorien Noe Muke - Suman und Nifu Usi, Liulai und Oe Biuk - sowie Oebelo - Fefa und Neo Baun - sein (vgl. Das Land Kuan Fatu).
Doch es kam anders. Die logistischen Vorbereitungen für das zweite Seminar waren im vollen Gang, meine Einführung in Noe Muke hatte stattgefunden, als ich im Mai nach Kupang fuhr, um meine Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung ein weiteres Mal zu verlängern. Inzwischen war der Leiter des Kantor Imigrasi, ein sympathischer und gelassener Beamte, in den Ruhestand gegangen, und ein junger Javaner erwartete mich in dessen Büro. Was ich denn nach zwei Jahren noch erforschen will, fuhr er mich an. Er hätte gehört, sagte er, ich kenne mich inzwischen in der lokalen Adat aus. Mehr zu erforschen gibt es doch nicht. Außerdem seien die Papiere meiner Frau und Tochter nicht in Ordnung. Sie hielten sich illegal in Indonesien auf, und dürften gar nicht im Land sein. Eine weitere Verlängerung werde er mir nicht gewähren. Unser Traum war ausgeträumt.
Die folgende Dichtung, die meine Begrüßung und Vorstellung in Noe Muke in Versen festhält, ist das einzige Dokument des gescheiterten Vorhabens, Noe Muke in den Kontext der Kuan Fatu-Chronik aufzunehmen. Meine plötzliche Abreise aus Amanuban verhinderte auch die Bearbeitung und Exegese der beiden Reden, sodass die eine oder andere Übersetzung oder Erläuterung vage oder offen bleibt. Mögliche Fehler, die auf die undeutliche Aussprache der Tonbandaufnahme zurückgehen, wie beispielsweise in Vers 2, konnte ich im Nachhinein mit den Rednern nicht korrigieren:

Mitschrift: Neu Muti Oinlasit Metnam [ Mat Meo ]
Korrektur: Neu Muti Olanit Metnam [ Mat Miu ]
Für den weißen Holländer und den Schwarzen, mit den [ hellen Augen ]

Der folgende Text enthält keine neuen Infomationen, trotzdem will ich ihn nicht zurückhalten, erinnert er doch an die vergebliche Hoffnung, die regionale Geschichte der Atoin Meto Südamanubans weiter ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken.

Eröffnung durch Pak Kase

Ankunft und Begrüßung in Noe Muke: Vers 1 - 10

1 Neon apinat neon aklahat - au matua kaum mausi kaut maena kaum[ mama kau ]
Himmel, Du Strahelnder, Sonne, Du Versengende - ich habe einen Herrn, einen Herrscher, eine Mutter und
[ einen Vater ]
2 Neu Muti Oinlasit Metnam [ Mat Miu ]
Für den weißen Holländer und den Schwarzen, mit den [ hellen Augen ]

Die Metapher in Vers 2 bezeichnet mich, den Weißen aus dem Westen, wie die niederländischen Kolonialbeamten genannt wurden, an deren Anwesenheit ich die Alten in Amanuban noch erinnern. Ich kann weder die Herkunft noch die Bedeutung dieser Formel ausführlich erläutern, weiß aber von Lukas Banamtuan, dass auch Nope, der anscheinend Timor von Westen kommend erreichte, so bezeichnet wird: Muti, weiß; Olanit, Bezeichnung für die Niederländer, Europäer, wie es heutzutage passender ist; metan, schwarz; vielleicht auch matan, Auge, Zentrum; Fokus; miu, klar, hell(gesichtig), hier: die helle Haut und die blauen Augen der Europäer. Den Kontrast muti / metan kann ich nicht auflösen, und wer mit dem Schwarzen mit den hellen Augen wirklich gemeint ist, weiß ich nicht. Im Totenritual der Atoin Meto standen einst die Lebenden, die Pan Pelo (die Verrotzte) den Verstorbenen, den Ahnen, den Mat Miu (den Klargesichtigen) gegenüber.
Die Tetun, die östlichen Nachbarn der Atoin Meto, bezeichnen das Land ihrer Herkunft als Sina Muti Malaka.

3 Bi Snae Ketu Kopan Kua Lunat [ Kopan ]
Am Stand der Geköpften Kupang, am blutgeschmückten Weiler Kupang
4 Nalet`uonam nemat naloi`onam [ nem ]
Es ist gewichtig und den Versuch [ wert ]
5 Neman balan kai bi kiwa in noenam linah [ in noen ]
Er besucht uns unter den Zweigen der Tamarinde und des Granatapfelbaums [ Zweigen ]
6 Ai`an Siunam Niuf Usiat Liulai`am [ Oe Biuk ]
Oder in Suman und Nifu Usi, Liulai und [ Oe Biuk ]

Das Ortnamenbündel in Vers 6 repräsentiert das Territorium von Noe Muke (vgl. Das Land Kuan Fatu).

7 On henaloitan hai kuanam hai belet , hai paham [ hai nifu ]
Damit unser Dorf ihn gut aufnimmt, unser Ort, unsere Gegend und [ unsere Heimat ]
8 Neu maut hekatam simo lek-lekom man topu [ lek-leok ]
So möge es sein, dass er gut aufgenommen wird, angenommen wird [ auf angemessene Weise ]
9 Es matua`kaum mausi`kaut maama`kaum [ maena`kau ]
Denn ich habe einen Herrn, einen Herrscher, einen Vater und eine [ Mutter ]
10 Maut he mau luikfa nenat nahinem natninat [ nahin ]
Mögen eure Ohren es hören, es vernehmen, um es [ zu wissen ]

Erwiderung von J.Ch. Sapay

Vorstellung: Vers 1 - 20

1 Lasi neon apinat neon aklahat - matua kaum mausi kaut maena kaum[ mama kau ]
Eine Adat-Angelegenheit Himmel, Du Strahelnder, Sonne, Du Versengende - mein Herr, mein Herrscher, meine Mutter und [ mein Vater ]

Sapai ruft einen hohen Funktionsträger als Zeugen für seine Rede an, die er als Angelegenheit der Adat (lasi) bezeichnet. Auf diese Weise stuft er die Bedeutung des Historiker-Seminar als ein für die Gemeinschaft relevantes Projekt ein.

2 Tan pepo man lek-lekot ta`nun uonam okat ta`ekukam tatolbokam bi sonaf im pano itan bi pah`im nifu`it kuan`iyam [ bale i ]
Wir versammeln uns im Sonnenschein, begegnen uns und treffen zusammen in diesem Palast, in dieser Gegend und in dieser Heimat, auch in diesem Dorf und an [ diesem Ort ]
3 Siumnam Niuf Usi`at Liula`iam Oe [ Biuk ]
Suman und Nifu Usi, Liulai und [ Oe Biuk ]
4 Mapepa masanu malika mamata maaena [ manao ]
Haben Ursprung und Zukunft, Zweig und Knospe, Tor und [ Weg ]
5 Nok neu hit olik hit munik hit suikam [ hit tolak ]
Gemeinsam mit unserem jüngeren Bruder, unserem Gefolgsmann, unserer Stütze und [ unserem Stab ]
6 Metnam Olanit fen nemam manao [ nem ]
Dem Weißen aus dem Westen, der aufbrach und [ ankam ]
7 Nako paha`loloyam nifu [ lolo ]
Aus seinem fernen Land, von seinem [ fernen See ]
8 Nako pah Jermananm nifu [ Jerman ]
Aus der Gegend Deutschland, aus seiner Heimat [ Deutschland ]
9 Nabela in neknam in tainant nabela in nopnam [ in nanan ]
Präsentierte seine Gedanken und seinen Willen, legte seine Gefühle offen und [ sein Empfinden ]
10 Neu mapepa masanu maliak [ mamata ]
Für die, die einen Ursprung und eine Zukunft besitzen, einen Stengel und [ eine Knospe ]
11 Nemat tan fun-fun man non [ kit ]
Kommt er her und umgibt [ uns ]
12 Naomak pah in usnan init tnanem es fen neman ma nao [ nem ]
Mitten durch die Region, geht mittendurch, erhebt sich und kommt [ hier an ]
13 Pio` noso` in kalnem mafanu [ in balan ]
Durch den Ort der Hosen und der Hemden [ Platz ]
14 Bi Snae Ketu Kopan Kua Lunat [ Kopan ]
Am Strand der Geköpften Kupang, am blutgeschmückten Weiler Kupang
15 Uem lame Kopnam, Lop lame [ Kopan ]
Das ummauerte Haus Kupang, der ummauerte Speicher [ Kupang ]

Vers 13 bis 15 enthalten metaphorische Namen für Kupang, die sich auf Ereignisse und Kleidernormen beziehen. Hemd und Hose gehören zur Kleidung der Kolonialbeamten, nicht der Atoin Meto, die einst mit Hüfttüchern (mau oder beti), mit nacktem Oberkörper, bekeidet waren. Ume und lopo erinnern an die Festung, die Kupang einst war.

16 Matua mausi maenam [ maama ]
Ich habe einen Herrn, einen Herrscher, eine Mutter und [ einen Vater ]
17 Tan fena`son manuanat na nale`uonam nemat nafosonam [ nem ]
Der die Gelegenheit bekam, eine neue Möglichkeit, die er erhielt, um zu kommen, mühsam [ zu kommen ]
18 So`em Onaenut Nob Nobim Tae Mnanut Hu`e Meo`am Fafi [ Nisin ]
Nach Soë und Oenenu, nach Nobi Nobi und Tae Mnanu, nach Huë Mneo und Fafi [ Nisin ]
19 Natnan onam [ nakesion ]
Er geht vorwärts, ist [ mittendrin ]
20 Neu hit tuak hit usik hit amkam [ hit enak ]
Für unseren Herrn, unseren Herrscher, unseren Vater und [ unsere Mutter ]

In den Versen 5 bis 20 fasst Sapay meine Herkunft, Anwesenheit und meine Forschung einleitend zusammen und erläutert den Anwesenden Zweck und Nutzen meiner Forschung, deren Relevanz für die Überlieferung ihrer Geschichte, bevor er sich anderen Themen zuwendet. Der das Treffen in Noe Muke eröffnende Vortrag von Pak Kase und Sapays Erwiderung in den ersten zwanzig Versen seiner Rede dient meiner Vorstellung und meinem offiziellen Empfang in Noe Muke und Oebelo, meiner ethnischen Verortung (siehe Vers 2 und 3 mit dem Ortsnamenbündel Noe Muke; s.a. die Ni Jafet-Metapher in Vers 5 - 19 sowie den einleitenden Kommentar der Tonis-Dichtung Ni Nenos Geschichte) sowie der Werbung für unser historisches Projekt, an den Anwesenden im folgenden erläutert

Erinnerung an das Historiker-Seminar in Nai Lete: Vers 21 bis 40

21 Tunaf tenum keser [ teun ]
Drei Dynastien und der Kaiser [ drei ]
22 Nao nok Ni Nitin, Ni At Keser, Ni Fanu, Ni Alul, Ni Maman, Ni Am Nekun, Ni Utan, Ni Koe, Ni Kono, Ni Oematan, Ni Babu, Ni Bife, Ni Bahan, Ni Tainbena, Ni Mela, Ni Manbait bi Molom, Meu Mofat, Pai Nenom [ Oenam ]
Ging zu Ni Nitin, Ni At Keser, Ni Fanu, Ni Alul, Ni Maman, Ni Am Nekun, Ni Utan, Ni Koe, Ni Kono, Ni Oematan, Ni Babu, Ni Bife, Ni Bahan, Ni Tainbena, Ni Mela, Ni Manbait in Molo und Miomofo, Pai Neno und
[ Oenam ]
23 Ai Ni Kena Kaebuna Ita Labut`at, Tfuan, Tampani, Tefa, Tualaka, Ni Seo, Ni Manas, Ni Uki, Ni Abnao, Ni Li, Ni Klus, Ni Boi, Ni Banlopo, Ni Manu, Ni Leokoi, Ni Tefa, Ni Tualaka bi Kil`uam Nunkolot Otuam [ Buanao ]
Und auch zu Kena Kaebuna, Ita Labuta, Tfuan, Tampani, Tefa, Tualaka, Ni Seo, Ni Manas, Ni Uki, Ni Bnao, Ni Li, Ni Klus, Ni Boi, Ni Banlopo, Ni Manu, Ni Loekoi, Ni Tefa, Ni Tualaka in Kili und Nunukolo, in Otu und
[ Buanao ]

Die Eigen- und Ortsnamen in Vers 22 beziehen sich auf das Reich des Sonba`i (vgl. auch Vers 3 der Dichtung Der Sonba`-Krieg), die in Vers 23 auf Banunaek in Südamanatun (s.a. Vers 18 der Dichtung Der Kolo Banunaek-Krieg) sowie die Kommentare zu beiden Versen.
Nur soviel: At Keser, Kaiser, ein großer Herrcher, wobei Kaiser als ein Lehnwort aus dem Niederländischen zu betrachten ist. Bezeichnet wird mit diesem Titel jedenfalls der Sonba`i, Konkurrent und Widersacher der Nope-Dynastie im Norden und Nordosten des vorindonesisch feudalen Banams. Die Aufzählung der geographischen Ortsnamen Molo und Miomofo, Pai Neno und Oenam, Synonyme der rituellen Rede, bringt die Ursprungsorte des Reichs des Sonba`i in Erinnerung.
Das Ortsnamenbündel in Vers 23 bindet Banunaek und seine Vasallen an bestimmte rituell bedeutende Orte in Nunkolo, die mit der Migration einer Namengruppenallianz in diese Region zusammenhängen: Kili, Nunkolo und Otu, drei Orte im heutigen Nunkolo, repräsentieren die herrschende Banunaek-Dynastie. Gemeinsam mit Buanau liegen auch die Orte in den Versen 24 - 26 im heutigen Amanantun. Das Wort in Vers 27 kann ich nicht übersetzten. Für Uab Meto-Lexeme ist es ungewöhnlich lang; vermutlich der Hör- oder Transkriptionsfehler eines weiteren Ortsnamen. Belu (auch Freund), der Uab Meto-Name für die benachbarten Tetun in Zentraltimor, wird in diesem Vers mit Banam, Amanuban, als zwei Reiche gegenübergestellt.

24 Sunubam Tanekat Saubnam [ Noe Nono ]
Und auch nach Sunu und Tanekat, nach Sabun und [ Noe Nono ]
25 Lilom Tatonat Ansam [ Tibaki ]
Lilo und Taton, Anas und [ Tibaki ]
26 Bolnam Sambetat Ansam Noe Fatut, Lobsam Tibaik- neon apinat neon [ aklahat ]
Bonan und Sambet, auch in Anas und Noe Fatu sowie in Lobas und Tibaki - Himmel, Du Strahelnder, Sonne, Du [ Versengende ]
27 Aimlibambubat Beluesam [ Banabses ]
-?- ein Belu und ein [ Banam ]
28 Matua mausi maenam [ maama ]
Haben einen Herrn, einen Herrscher, eine Mutter und einen [ Vater ]
29 Nok neu pohna mese mana` [ mese ]
Verbündet mit ihm, dem einen Griff und dem Halt, [ dem einen ]
30 Keser teunsinim pempene [ teunsin ]
Den drei Kaisern und den Flaggen, [ den dreien ]
31 Okatan leknam man luluam nak noa im tipu`onam fanim mam li`on [ fain ]
Bis sie schließlich bestimmten, anwiesen und sagten: "Hoffentlich kehren Sie um, und [ kommen zurück." ]
32 Ton tunomam mumnau keseteun ma plenat teun neu sin tua tenum sin usi kenut sin enkenum [ sin am kenu ]
Sitzen zusammen und gedenken der drei Kaiser und den drei Reichen - ihren Herrn und ihren Herrscher, ihrer Mütter und [ ihrer Väter ]
33 He mafanu hema lasi he mapepa he masanu mesem eutkom [ naton ko ]
Gedenken ihrer Eide und ihrer Adat, ihrem Anteil und ihren Überlieferungen, die sie dir später erzählen, sie dir sagen und [ erläutern ]
34 Neon apinat neon [ aklahat ]
Himmel, Du Strahelnder, Sonne, Du [ Versengende ]
35 Es hit olik hit munik hit sunik hit tolak fun funan ma nononom nemantia tnikam olbat tat`oliam [ -?- ]
Damit unser jüngerer Bruder, unser Mitstreiter, der uns folgt, unsere Stütze und unser Stab, unser Spross, der kam, um uns zu treffen, der vergessen wurde, an den wir uns nicht erinnerten, und den wir unseren jüngeren Bruder nennen und [ -?- ]

Der zweite Teil von Vers 35 ist eine Anspielung auf Jafet, den Sohn Noahs, der einst seinen älteren Bruder Sem verließ, der ihn vergaß, und ihn dennoch als seinen jüngeren Bruder begrüßt (vgl. dazu Seos Innovation in Ni Nenos Geschichte
Die Ortsnamenbündel Bena und Un Mone, Luluf und Batnunu in Vers 36 beziehen sich auf Ortschaften im Westen Südamanubans, auf dem Gebiet der heutigen Dörfer Noe Muke, Oebelo und Polo.

36 A Benam Humonet Lulfam [ Batnun ]
In Bena, Un Mone, in Luluf und [ Batnunu ]
37 Natnam`onam [ nakesion ]
Er tritt vor und in [ die Mitte ]
38 Neu Maem Letet Kua Mukem [ Bi Taek ]
In Mae und Nai Lete, in Kua Muke und in [ Bi Taek ]
39 Nekem Kualinat Kualinam [ Kua Ta`ek ]
In Neke und Kualin, in Kualin und [ Kua Ta`ek ]
40 Saspupum Kua Manut Honom Ni Feuluat kifuon ma pleoeun - Neon apinat neon [ aklahat ]
In Sas Pupu und Koe Manu, Hono und Ni Feu unzureichend und nicht ausführlich - Himmel, Du Strahelnder, Sonne, Du [ Versengende ]

Sapay zählt in den vorausgehenden Versen die Ortsnamenbündel der Regionen auf, in denen ich über die Kuan Fatu-Chronik gearbeitet habe: Noe Muke (36), Kuan Fatu (38), Kualin (39) und Kusi (40) - vgl. Das Land Kuan Fatu.

Erinnerung an die Grenzen und Beziehungen zwischen Basmuti und Noe Muke: Vers 41 bis 67

41 Ai Ni Tse Banfatin Mna`o Biliu bi Usapi Malak und Usapi Leo [ Ta`e ]
Und Ni Tse, Banfati und Mna`o, Biliu in Usapi Malak und Usapi Leo [ Ta`e ]
42 Nait in fanu ok`ekam nait in lasi [ oke ]
Halten alle Eide und nehmen die Adat [ ernst]
43 Au bela au nekam az tainat ubela au nopkam [ au nanak ]
Ich bewahre meine Gedanken und meinen Willen, bewahre meine Gefühle und mein [ Empfinden ]
44 Siumnam Niuf Usiat, Liulai und Oe Biuk
Suman und Nifu Usi, Liulai und [ Oe Biuk ]
45 He lumanahan [ sona`ah ]
Ist entweder leer oder gar [ nichts ]
46 Neon apinat neon aklahat - es mansan pe-pe man leleokat ta poh eki ma`na [ eki ]
Himmel, Du Strahelnder, Sonne, Du Versengende - sodass die Sonne von selbst aufgeht, wende, nimm es und halte [ es fest ]
47 Ha besi bnapam ma alu sniniem na`an fen emam mam nao [ em ]
Tragen es wie das Messer am Gürtel und die Aluk auf der Schulter, kamen und haben es
[ versprochen ]
48 Ni Seo Ni Ola` Ni Knio Ni Neonleni bi tuna naek in balen man in nuta naek [ in balen ]
Ni Seo, Ni Ola`, Ni Kmii`o, Ni Neonleni am Ort des großen Ofen und des langen Brennholzes [ Platz ]
49 Bi ean in balen man bi ekut [ in balen ]
Am Ort der Feier und der Zusammenkunft [ Platz ]

Die schwer zu interpretierenden Verse 41 - 45 beziehen sich auf ein Ereignis in der Vergangenheit, das die Dörfer Basmuti, das zuletzt als Mitglied der Kuan Fatu-Konförderation aufgenommen wurde, und Noe Muke betrifft, vielleicht einen Grenzkonflikt, den Sapay nicht weiter ausführt, da seine Zuhörer ohnehin wissen, um was es handelt.
Die Verse 48 - 50 beziehen sich auf das moderne Desa Nunusunu mit dem Ortsnamenbündel Kitan und Mat Molo, Kua Fenu und Fatu Tobe und den Amaf Seo und Ola, Kmii`o und Neonleni (Eigennamenbündel); metaphorisch auch: Kiu Ni Fatu und Linah Ni Fatu als Wohnsitz des Mafefa Seo. Dieses Gebiet gehörte traditonell zum Territorium von Kualin: Neke und Kualin, Kualin und Kua Ta`ek (Ortsnamenbündel) mit den Amaf Tkofan und Leosa`e, Tbet und Patnai (Eigennamenbündel); aber auch Kati und Hau Meto, Koko und Tua Fanu als Wohnsitz des Ana`mnes Leosa`e.

50 Eman nao i hem lefiah Siumnam Niuf Usiat Liulaiam [ Oe Biuk ]
Kamen vorbei auf dem holprigen Weg - nach Suman und Nifu Usi, Liulai und [ Oe Biuk ]
51 Matua kaim mausi kait maena kaim [ maama kai ]
Besitzen einen Herrn und einen Herrscher, eine Mutter und [ einen Vater ]
52 Bait batan tua kenum usi kenut nausena batan tua kenum [ us kenu ]
Die Grenzen der Herren und Herrscher, die definierten Grenzen der Herren und [ Herrscher ]
53 Siumnam Niuf Usiat Liulaiam [ Oe Biuk ]
Suman und Nifu Usi, Liulai und [ Oe Biuk ]

54 He kalu kahat tam nibun ho pah ho nama ho kolo ho manu mnais altam funam natef tan nonom [ natef ]
Damit, wenn wir uns versammeln, euer Land und eure Region, eure Vögel und eure Hühner, die Ältesten sich einkreisen, sich umkreisend [ begegnen ]
55 Henait mafanu malasi matolu ma aena manaoat maut hataksisi lek-lekom tak bolu [ lek-leok ]
Ein Versprechen besitzen, eine Adat und eine Beziehung, Weg und Straße, sich gut zuhören und ändern
[ gut ]
56 Aenan lek-lekom ma tnaona [ leo-leok ]
Gut vorankommen und durchkommen [ gut ]
57 Tnunu lek-lekom ma tbua [ lek-leok ]
Wir versammeln uns gut und kommen zusammen [ gut ]
58 Simo okem man topu [ oke ]
Empfangen uns alle und akzeptieren [ alle ]
59 He naklelo nafani kitim napoina [ nafani ]
Damit es zu uns zurückkommt und wieder [ kommt ]
60 Masan bolan kit man pain kitim mukimbam musikbat maenen in toinem in a`net tam mnaona in toinem [ in a`an ]
Später begegnen wir uns und treffen uns, so lauten die Worte und die Rede geht so, so lautet die Rede und verlaufen die [ Worte ]
61 Nahoin atoniem natol atonit matua nainim mausib [ nain ko ]
Menschen werden geboren und Menschen wachsen auf, es gibt tatsächlich Herren und Herrscher, [ ihr hier ]
62 Haek manim mumni [ main ]
Ihr steht wirklich aufrecht, [ wirklich ]
63 Tol mamin mutnat [ main ]
Ihr dient wirklich und versammelt euch [ wirklich ]
64 Bi Siumnam Niuf Usiat Liulaiam [ Oe Biuk ]
In Suman und Nifu Usi, Liulai und [ Oe Biuk ]
65 He maun sanam hem poh sanat ho nekme ka lekom ho teme [ ka leko ]
Wollt ihr das Falsche entfernen, das Falsche festzuhalten in schlechten Gedanken ist nicht gut, in Gefühlen ist
[ nicht gut ]
66 Hem pakem mam ko`ut ho nekma ka lekom ho temat [ ka leko ]
Es benutzen und pflegen, das sind schlechte Gedanken und Gefühle, die sind nicht [ gut ]
67 Es ahaket im amni`at im mak matua kaum mausi kaut maena kaum [ maama kau ]
Damit du aufrecht stehst und sagst: Ich habe einen Herrn und einen Herrscher, eine Mutter und einen
[ Vater ]

Bitte um Zusammenarbeit - Vers 68 - 79

68 Henait im simo mam top ho olim ho munim ho sukim ho tolmam hen suil on mem hen tek [ on me ]
Damit ihr empfangt und akzeptiert, euren jüngeren Bruder, euren Gefolgsmann, eure Stütze und euren Stab, antwortet wie und sagt [ wie ]
69 Tan simo lek-lekom man topi [ lek-leko ]
Empfangt ihn wie es sich gehört und akzeptiert ihn [ gut ]
70 Kin-kinu en-enu hetanun uok ok em ta`bua ok [ oke ]
Lasst uns zuerst alle versammeln und zusammenkommen [ alle ]
71 Bi Siumnam Niuf Usiat Liulaiam [ Oe Biuk ]
In Suman und Nifu Usi, Liulai und [ Oe Biuk ]
72 He hit mafanu malasi hit paha in fanum in lasit hit nifu in fanum [ hit lasi ]
Damit wir ein Versprechen haben, eine Adat, unser Land hat ein Versprechen und eine Adat, unsere Heimat hat ein Versprechen und eine [ Adat ]

Fanu, Eid, Schwur; lasi, die indigene Adat, aber auch eine Angelegenheit, ein Problem, von besonderer Bedeutung für die Gemeinschaft. J.Ch. Sapay bezieht sich mit der parallelen Formel fanu ma lasi auf die nach seiner Meinung unverzichtbare Aufgabe, die regionale Geschichte seines Landes, seiner Heimat (pah ma nifu, Land und See) zu dokumentieren und zu verschriftlichen.

73 Nai tapohta ok em tanata [ oke ]
Mögen wir alles nehmen und es festhalten [ alles ]
74 Henait in lek kunum [ in lul kun ]
Selbstbestimmt und [ selbstbewusst ]
75 Henaloitan kunum [ nabalab kun ]
Es selbst in Ordnung bringen und selbst [ verbessern ]
76 Es maenan onane man naona [ onane ]
Sodass es diesen Verlauf nimmt und eine Straße [ wie diese ]
77 Ho olim ho munim hen suil on mem hen tek [ n me ]
Eurem jüngeren Bruder, eurem Gefolgsmann, wollen wir was antworten, sagen [ was ]
78 Simo le-lekom man topu [ lek-leok ]
Empfangt ihn gut und akzeptiert ihn [ gut ]
79 In ka tonim anle`un in ka tonin [ amle`un ]
Diese Rede ist nicht schlecht, diese Worte sind nicht [ falsch ]


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