Vorbemerkung
Die Tonis-Dichtung Lasi Meo Lamu erzählt von bedeutenden Krieger-Kopfjägern des Lamu, ihrer Herkunft sowie ihrer Beziehung zu Sole Le`u und der herrschenden Klasse von Kuan Fatu. Sie erinnert an Ni Tabun, Ni Seo, Ni Baefeto und Ni Tkela.
Leni Musa Seo trug diese Dichtung in der Nacht vom 14. Februar 1992 unter dem großen Lopo von Nai Lete vor. Anders als die Tonis-Dichtungen von J.Ch. Sapay, die umfangreicher und detailreicher sind, komponiert Seo minimalistische Texte, die sich auf Wesentliches konzentrieren. Es besteht ein charakteristischer Unterschied zwischen den Stilen der beiden Dichter-Sprecher: Der größere Detailreichtung der Dichtungen Sapays machen das Verständnis leichter, während Seos Texte insgesamt esoterischer wirken und ein erheblich umfangreicheres Vorverständnis des Publikums voraussetzen. Dies zeigt sich schon auf den ersten Blick: Seo kommt für die Präsentation seiner Inhalte mit weitaus weniger Versen aus als Sapay. Seine Aussagen sind klarer und schnörkellos, während Sapay mit eingefügten, zusätzlichen Erklärungen arbeitet, wodurch seine Texte oft doppelt so lang werden wie die seines Kollegen. Dieser Unterschied liegt vor allem an der verschiedenen Sozalisation und Ausbildung beider Dichter-Sprecher. Sapay, der Autodidakt, mit höherer Schulbildung und Lehrerberuf, sowie einem Berufsleben in der indonesischen Bürokratie mit vielfältigen Kontakten in die Provinzhauptstadt Soë, Seo, der Analphabet mit seiner Funktion als Mafefa in der informellen politischen Organisation Kuan Fatus, und einem Leben im Umfeld dörflicher und bäuerlicher Strukturen.