Freitag, 10. Juli 2020

Ni Neno Geschichte - Die Erzählung


Vorbemerkung

Die kanafzentrische, regionalhistorische mündliche Dichtung der Migration der Neno-Namengruppe präsentiere ich, wie jede andere aus aus Kuan Fatu auch, in zwei unterschiedlichen Textsorten. Allerdings weicht die folgende, umgangssprachliche Erzählung der Geschichte Nenos von J.Ch. Sapay, die er am 9. Februar 1992 gleich im Anschluss an Seos Dichtung vortrug, gleich zweimal von dessen Version ab, wie ich bereits in Kommentaren der poetischen Version erwähnt habe: in der Erzählung von Nenos Sieg am Tapan und der dritten Migration nach Kuan Fatu

Ni Nenos Geschichte

Früher hatte Ni Neno einen Großvater und lebte im Weiler Benu am Fuß des Mutis, im Land Molo, im zentralen Bergland Westtimors. Damals erinnerte Ni Neno sich und schaute hinunter in den Lamu, wo es freies Land (pah) im Überfluss gab. Dort wollte er siedeln und seinen eigenen Anteil (nama`) erwerben. Damit seine Lineage auf eigene Weise leben (taos), und seine Nachkommenschaft gedeihen kann (mahonin). Dort gab es kundige Männer, die Regen rufen und das Land fruchtbar machen konnten.
Zuletzt brachen Nai Kius Pitae und Nai Lil Mata Kbeti auf und machten sich auf den Weg nach Süden. Sie kannten die Adat (lasi) und kamen nicht heimlich, und erst recht nicht durch die Hintertür zu unserem Herrn und Herrscher, zu unserer Mutter und zu unserem Vater Ni Koli, Ni Toli, Ni Amu, Ni Nope, Ni Nuban und Ni Toi, die in Klaban und Tain Lasi, in Maunu und Niki Niki in ihrem Palast und in ihrer Residenz lebten.

Samstag, 13. Juni 2020

Ni Nenos Geschichte - Die Dichtung


Vorbemerkung

Die Tonis-Dichtung, die Ni Nenos Geschichte (Lasi Ni Neno) erzählt, überliefert die Migration der Namengruppe Neno aus Nunbela in Molo in den Lamu nach Südamanuban. Sie handelt von der Herkunft Nenos, eines Vasalls der herrschenden Klasse des feudalen, vorindonesischen Kuan Fatus, und deren Schwierigkeiten sich im Lamu anzusiedeln, aber auch von seiner herzlichen Aufnahme durch die Herren des Bodens, die wiederholten Versuche eine neue Heimat zu finden und letztlich die Ansiedlung und politische Allianz mit der rituell-politischen Konförderation, die in den Kuan Fatu-Dichtungen durch Ni Sole repräsentiert wird. Musa Leni Seo hat diese Version am 13. Februar 1992 in Nai Lete, Kuan Fatu, vorgetragen.
Lasi ist ein nicht eindeutig zu übersetzendes Lexem, zu vielfältig ist das Zusammentreffen unterschiedlicher Bedeutungen, die eng miteinander verbunden sind. So ist es für Einheimische und auch für Fremde erforderlich, die jeweilige Bedeutung von lasi kontextuell zu erschließen. Das auffälligste Merkmal dieses schillernden Begriffes ist der formelle Charakter derjenigen Situationen, die als lasi gelten. In diesem Rahmen bildet lasi eine Kategorie, die rituelle Situationen, Sitten und Gebräuche bezeichnet, eben alles, was die Atoin Meto als traditionell (meto, einheimisch) auffassen, historische Überlieferungen, soziale und politische Ordnungen, rechtliche Sachverhalte sowie durch Gewohnheit entstandene Konsensualisierungen, aber auch die Gültigkeit von Überzeugungen. Lasi oder lais meto ist insofern mit dem panindonesischen Konzept der Adat identisch.

Mittwoch, 20. Mai 2020

Das Land Kuan Fatu - Die Erzählung


Vor Zeiten schon hatte der Uis Banam seine Krieger-Kopfjäger berufen, nämlich Sole und Nome, Nabuasa` und Teflopo. Zum seinem obersten Heerführer (Meo Nae) bestimmte er Ni Sole. Bei seinen Aufgaben unterstützten ihn seine vier Alliierte, nämlich Ton und Finit, Babis und Sapai (Amaf)
J.Ch. Sapay hat den Inhalt der poetischen Version Das Land Kuan Fatu am 12. Februar 1992, in der gleichen Nacht, in Nai Lete, Kuan Fatu, Südamanuban kurzgefasst als umgangssprachliche Erzählung vorgetragen.

Samstag, 9. Mai 2020

Das Land Kuan Fatu - Die Dichtung


Vorbemerkung

In der Nacht zum 12. Februar 1992 komponierte J.Ch. Sapay unter dem großen Lopo in Nai Lete eine Versdichtung, deren Thema die territoriale, politische Struktur von Kuan Fatu und dem benachbarten Noe Muke (Pah Kuan Fatu ma Noe Muke). In 234 Versen beschrieb er die Territorialgrenzen und die politischen Gruppen (kanaf, Namengruppe), die dieses Territorium kontrollierten.
Das vorindonesische, feudale Amanuban (Banam) war politisch in eine Vielzahl von Staatsdomänen (domininum, state domain) gegliedert, jedes von ihnen bildete die Gesamtheit der zu dem einzelnen politischen System gehörenden Ressourcen, kleinere Sub-Domänen (Usiftum), die in nachbarschaftlicher Konkurrenz verbunden waren. In Bezug auf Banam (ager publicus) gehörte auch die der Aristokratie untergeordnete Bevölkerung dazu. Ein solches Dominium war Privateigentum der herrschenden Klasse des Atoin Meto-Adels (ager privatus), das heißt, sie konnten über die Staatsdomäne wie ihren Privatbesitz verfügen. Die Domänenländereien überließen sie den Bauern, die sie für jährliche Tributzahlungen bewirtschafteten.

Dienstag, 28. April 2020

Der Sonba`i-Krieg - Die Erzählung


Vorbemerkung

Die mündliche Dichtung über den Krieg, den Tubani Nope gegen den Sonba`i führte (Makenat Sonba`i), den Herrscher in Molo und Miomafo, Pai Neno und Oenam, bildet in den Überlieferungen der Kuan Fatu-Chronik den dritten Expansionskrieg zur Gründung des vorindonesischen Banams. Musa Leni Seo hat die Tonis-Dichtung dieser Überlieferung in der Nacht zum 11. Februar 1991 im großen Lopo von Nai Lete, Kuan Fatu, Südamanuban, als eine umgangssprachliche Erzählung zusammengefasst, als einfache Geschichte, die es dem uneingeweihten Leser erleichtert, den Inhalt der gleichnamigen Dichtung von J.Ch. Sapay besser zu verstehen. Bei dem Vergleich der beiden Versionen fallen Widersprüche auf, die an entsprechender Stelle kommentiert werden. Diese Widersprüche werfen aber ein interessantes Licht auf die Entstehung regional historischer Überlieferungen im oralen Kontext, die immer nur als klanzentrische Versionen existieren, und da sie nur in der Situation des Vortrags existieren, nicht widerholbar sind. Keine Version gleicht ganz genau der anderen, selbst die nicht, die vom selben Dichter-Sprecher zum selben Thema zu einer anderen Zeit komponiert wird.

Samstag, 25. April 2020

Der Sonba`i-Krieg - Die Dichtung


Vorbemerkung

Die mündliche Dichtung über den Krieg, den Tubani Nope gegen den Sonba`i führte (Makenat Sonba`i), den Herrscher in Molo und Miomafo, Pai Neno und Oenam, bildet in den Überlieferungen der Kuan Fatu-Chronik den dritten Expansionskrieg zur Gründung des vorindonesischen Banams. Vorgetragen wurde diese Dichtung von J. Ch. Sapay in der Nacht zum 11. Februar 1991 im großen Lopo von Nai Lete, Kuan Fatu, Südamanuban.

Dienstag, 31. März 2020

Die Grenze zwischen Kuan Fatu und Lasi - Die Erzählung


Vorbemerkung

Die Tonis-Dichtung Meo Nae ma Meo Kliko behandelt den Grenzverlauf der beiden Lehen, die Mnanu und Pilis Sole sowie Kaba Nabuasa` nach dem Abi Loemnanu-Krieg zugewiesen bekam. Vorgetragen wurde diese umgangssprachliche Erzählung in der Nacht zum 9. Februar 1992 in Nai Lete, Kuan Fatu, in Südamanuban, von Musa Leni Seo, dem Mafefa von Ch.Z. Babys.

Die Grenze zwischen Kuan Fatu und Lasi

Nachdem Tubani Nope die Expansionskriege gegen Abi Loemnanu im Westen und Kolo Banunaek im Süden Banams erfolgreich für sich entscheiden konnte, schickte er Ni Lape Isu, um seine loyalen Vasallen Sole und Nabuasa` mit Ländereien zu belohnen. Als die Nai Lamu aufgefordert wurden, sich im Sonaf in Niki Niki zu versammeln, um sich an der Entscheidungsschlacht gegen Abi Loemnanu am Bia Moko zu beteiligen, wurde diese Mobilmachung ebenfalls von Ni Isu vom Ayo Toen aus verkündet, einem Hügel in der Nähe des heutigen Panan. Dies war der erste Ruf, der von Ayo Toen ausging, und jetzt, nach dem Sieg über Abi Loemnanu, wurde vom Ort der ersten Mobilmachung aus auch das Territorium unter die Sieger aufgeteilt. Die Nai Lamu Meo Lamu wurden durch die beiden Namengruppen Sole (Meo Nae) und Nabuasa` (Meo Kliko) repräsentiert.