Vorbemerkung
Dieser mit Abstand längste Text der Kuan Fatu-Chronik, er umfasst 372 Verse, ist die zuletzt vorgetragene Tonis-Dichtung des Historiker-Seminars von Nai Lete. Erwägt man die vielen Verse sowie die in mehrere leicht erkennbare Textsegmente gegliederte Dichtung, entsteht der Eindruck, dass es sich um vier Einzeldichtungen handelt, die aus dem Grund ans Ende zu kommen, in einem Text versammelt wurden. Die Tonis-Dichtung Das Land Kuan Fatu (Dichtung und Erzählung) behandelt bereits die territoriale und politische Struktur sowie die Grenzen der Sub-Territorien von Kuan Fatus politischen Gruppen (kanaf, Namengruppe), die diese Territorien kontrollierten. Im Unterschied dazu bezieht sich diese Dichtung explizit auf vier individuelle Namengruppen. Eine parallele Lektüre dieser Dichtung erhellt manches Detail des vorliegenden Texts, das ich in diesem Kontext nicht wiederhole.
Der vorliegende Text berichtet von weiteren Migrationen in den Lamu, und der damit verbundenen Bitte der Neuankömmlinge an die Herren des Bodens um Siedlungsland. Er überliefert auch die Geschichte vier weiterer Verbündeter der politischen Allianz Kuan Fatus, erzählt von der rituellen Übertragung des Landes, von allianzstiftenden Heiraten und den dazu notwendigen Tauschtransaktionen. Er bezieht sich auf Episoden aus der regionalen Geschichte der Namengruppen Na`at, Sakan, Nubatonis und Bianome, von ihrer Begegnung mit den Herren und Krieger-Kopfjägern des Landes, den Nai Lamu und Meo Lamu Ton, Finit, Babis und Sapai, sowie von ihnen übertragenen Funktionen für die Polis.
J.Ch. Sapay trug diese Dichtung in der Nacht vom 14. Februar 1992 unter dem großen Lopo von Nai Lete vor. Bevor er die politischen Beziehungen legitimiert, die zwischen den beteiligten Namengruppen bestehen, ihren Ursprung und ihre historische Relevanz erläutert, knüpft er erneut an das grundlegende Thema der Kuan Fatu-Chronik an: an die Berufung und Einsetzung der Krieger-Kopfjäger Banams (Meo Naek Banam) durch Tubani Nope, bechränkt sich in diesem Zusammenhang allerdings auf die Namengruppen Babis (Sole) und Nabuasa`.
Bedauerlicherweise reichte die Zeit, die mir die indonesische Administration für eine ausführiche Bearbeitung dieser Dichtung ließ nicht aus, und ich musste ausreisen, bevor alle Interviews und Exegesen möglich waren. Diesem Sachverhalt ist es auch geschuldet, dass die Geschichte dieser vier Namengruppen nicht vertieft werden konnte, sodass nur wenige Details ihrer sozialen und politischen Beziehungen mit den Herrschern Kuan Fatus in Erfahrung gebracht werden konnten. Leider trägt dieses Mal auch die umgangsprachliche Erzählung wenig zu diesem Thema bei.
Auftakt: Vers 1 - 24
1 Neon apinat neon aklahat - matua kaum mausi kaut maena kaum[ maa ma kau ]
Himmel, Du Strahelnder, Sonne, Du Versengende - mein Herr, mein Herrscher, meine Mutter und [ mein Vater ]
2 Nok neu afi hit tuak hit usik hit enkam [ hit amak ]
Weil früher unser Herr, unser Herrscher, unsere Mutter und [ unser Vater ]
3 Ni Koli Ni Toli Ni Amu Ni Nope Ni Nuban Ni Toi bi Klabnam Tain Lasit Maunum [ Nik Nik ]
Ni Koli, Ni Toli, Ni Amu, Ni Nope, Ni Nuban, Ni Toi in Klaban und Tain Lasi, in Maunu und [ Niki Niki ]
4 Bet pisa nalalim man oina [ nalail ]
Sie bereits getrennt hat, sie angesiedelt hat [ schon ]
5 Mone nae moen [ kliko ]
Den ältesten Sohn, den Sohn, [ den jüngeren ]
6 Meo nae meo [ kliko ]
Den älteren Krieger-Kopfjäger, den Krieger-Kopfjäger, [ den jüngeren ]
7 Nok penpen me`am penpen [ muti ]
Den mit der roten Fahne, den mit der Fahne, [ der weißen ]
8 Bi`akaes moen me`am bi`akaes [ moen afu ]
Dem roten Hengst und dem Hengst, [ dem weißen ]
9 Neon apinat neon [ aklahat ]
Himmel, Du Strahelnder, Sonne, Du [ Versengende ]
Pisa bezeichnet etwas, das zerbrochen ist: pik pesa, Tellerscherbe; o` pisa, ein abgebrochenes Bambussegment. Beta, mit dem Fuß gegen etwas stoßen. Bet Pisa bedetet also: mit dem Fuß gegen etwas stossen, sodass dieses zerbricht, zerstört wird. Diese Formel spielt auf die Konsequenz einer Handlung an, die zwei einst befreudete Gruppen entzweit. Man oina, sich (gegenseitig) umsiedeln, sich (voneinader) trennen. In den Versen 3 bis 24 erzählt Sapay einleitend von der Berufung von Sole (Meo Nae) und Nabuasa`(Meo kliko) zu Großen Krieger-Kopfjägern Banams (Meo Naek Banam) wie in Der Kolo Banunaek-Krieg erzählt wird.
10 Sina hae kenum sina mni kenut sina tik kenum [ sina sab kenu ]
Seine Füße sind sie, der Ort, an dem sie stehen, sich aufrichten, das Land ausdehnen und [ erweitern ]
Die Formeln sina hae` und sina mni sowie sina tik und sina sab bezeichnen die Meo Naek Banam metaphorisch in ihrer Funktion für den Uis Banam Nope. Sie sind sein Fuß, sein Standbein, die Orte, an denen sie stehen, mobilmachen und verteidigen, wenn es darum geht, das Land zu sichern und weiter zu auszudehnen, zu expandieren (sina hae` kenuu, sein Fuß, Bein; sina moi kenu, der Ort, an dem sie sich aufrichten, tumni, sich beim Aufstehen mit den Händen abstützen; sina tik kenu, der Ort, der ausgedehnt wird, ann dem standgehalten wird; sina sap kenu, der Ort, an dem vorwärts geschoben wird, sapal, etwas mit einer Hand zur Seite schieben, damit dies nicht mehrweiter stört: au sapal in anmof, etwas fortschieben, damit es herunterfällt; sapal nek in suin, mit dem Ellbogen zur Seite schieben; sin, 3.PP, sia, sie besitzen, sie haben, einen Ort oder ein Amt.
11 Neon apinat neon [ aklahat ]
Himmel, Du Strahelnder, Sonne, Du [ Versengende]
12 Hit nekem hit taikat hit nopkem [ hit nanak ]
Unsere Gedanken und unser Wille, unsere Gefühle und [ unser Empfinden ]
13 Tak he taifa tenim mat faf [ teni ]
Wir sagen: Nehmen wir ihn weiter auf den Schoß, heben ihn hoch [ weiter ]
14 Neon apinat neon [ aklahat ]
Himmel, Du Strahelnder, Sonne, Du [ Versengende ]
15 Pah nama` taosam [ mahonit ]
Sein Land und seinen Anteil, seinen Charakter und [ sein Leben ]
16 Kalu fen nemam ma nao [ nem ]
Er ist aufgebrochen und hergekommen, hat sich auf den Weg gemacht und [ angekommen ]
17 Na`ko paha lolom niuf [ lolo ]
Aus dem fernen Land und vom See, [ dem fernen ]
18 Baina kitim man sanana kit neu hit afu in nesan in afnat hit nain in nesnam [ in afan ]
Hat uns gesehen und auf unsere Erde geblickt, die gehaltvoll ist und fett, auf unser Land, das gehaltvoll ist und [ fett ]
19 Kaisat penan tale`um kaisat ki`un [ tale`u ]
Weist ihn nicht ab und schickt ihn nicht [ verletzt zurück ]
20 Maut he tanenu lek-lekom tanepo [ lek-leok ]
Damit er ordentlich integriert ist, eingezäunt, [ wie es sich gehört ]
21 Taif lek-lekom mat faf [ lek-leok ]
Heben wir ihn gut auf den Schoß und nehmen wir ihn auf den Arm, [ wie es Brauch ist ]
22 He niman fau kit man hae [ fau kit ]
Denn wir sind viele Hände, und Füße [ sind wir viele ]
23 Lon kit man saefaof kit tan pup kitim [ naheun kit ]
Vermehren wir uns und füllen es an, steigern und [ vermehren uns ]
24 Bi Maemletet Kua Mukem [ Bi Taek ]
In Mae und Nai Lete sowie in Kua Muke und [ Bi Taek ]
In den vorausgegangenen Versen 13 bis 24 greift Sapay die Rede von L.M. Seo in dessen Dichtung Die Krieger-Kopfjäger des Waldes auf, in dem dieser meinen Aufenthalt im Lamu mit der Rückkehr Jafets zu seinem älteren Bruder Sem vergleicht (Vers 4 etc. Ni Yafet in sufan in ka`un).
Naif in Vers 13, jemand auf den Schoß nehmen; afafa, abgekürzt faf, jemand hochnehmen, hochheben wie ein Kind. Sapay spielt darauf an, dass meine forschung im Lamu auch weiter von den Nai Lamu unterstützt wird. Baina in Vers 15, sich wenden an, das auf zwei unterschiedliche Weisen geschehen kann: jemandem den Rücken aus Ärger zudrehen, in anbaina kotin oder in anbaina nem, sich jemandem zuwenden. Sanana, jemanden freundlich anblicken.
Ni Heka Na`ats Ankunft im Lamu - Vers 25 - 47
25 Es Ni Hek Na`at fen neman man nao [ nem ]
Es war Ni Heka Na`at, der aufbrach und ankam, sich auf den Weg machte und [ angekommen ist ]
26 Natu`bonam nate`bonam bi Neo Banu nan neno esam [ fai es ]
Der in Neo Banu verweilte und rastete, für einen Tag und für [ eine Nacht ]
27 Nabela in neknem in tainat nabela in nopnem [ in nanan ]
Der seine Gedanken und seinen Willen äußerte, seine Gefühle und [ sein Empfinden ]
28 Maseun-maseun nam man masak [ masak ]
Und der Streit anfing, um das Land breit zu treten, [ es auszudehnen ]
Nalafu beziehungsweise nabute, irgendetwas ohne Genehmigung tun; auch: nenu lafu, ohne Genehmigung handeln, etwas fortsetzen.
29 Nok Ni Le`u Babys - neno pinat neon [ aklahat ]
Mit Ni Le`u Babys, Himmel, Du Strahelnder, Sonne, Du [ Versengende ]
30 Nabela sin nek kenum sin tai kenut nabela nop kenum [ sin nan kenu ]
Beide äußerten ihre Gedanken und ihren Willen, ihre Gefühle und [ ihr Empfinden ]
31 Mautum kais nakonbon kais napiubat maut he nanenu`em [ nanepo ]
Damit der Streit nicht mehr fortgesetzt, nicht weiter verfolgt wurde, damit es eingeteilt und [ eingezäunt
wurde ]
32 He naham naluli`at ninum [ naluli ]
Damit er den Kopf beugte, und trank mit [ gebeugtem Kopf ]
33 Bi netu hu`naekam hun [ naek ]
Am Hügel Hun Naek, am grasbewachsenen [ Hügel ]
34 Neno pinat neon [ aklahat ]
Himmel, Du Strahelnder, Sonne, Du [ Versengende ]
35 Ai` anbi Noebanu on auf nafaubnat tan kubam man obet ona lion mafaubat tan kubam [ obe ]
Denn Noe Banu war bedeckt und mit viel Erde zugedeckt, dicht bedeckt mit trockenem Laub und
[ zugedeckt ]
36 Neon apinat neon [ aklahat ]
Himmel, Du Strahelnder, Sonne, Du [ Versengende ]
In Vers 29 der Originalversion sagt Sapay abweichend Ni Le`u Babys, und spielt damit auf Ch.Z. Babys an, den Sponsor des Historiker-Seminars in Nai Lete. Im Kontext der rituellen Rede muss es aber Ni Sole Le`u heißen, der in den mündlichen Dichtungen keine historische Person ist. Er stellt die personelle Repräsentanz der genealogischen Linie der Namengruppe Sole-Babis dar. Ch.Z. Babys war während meiner Feldforschung informeller Fürst der Kuan Fatu-Allianz, und letzter Spross dieser Abstammungslinie. Dem überlieferten Formelregister entsprechend muss es deshalb Ni Sole Le`u heißen, insbesondere wegen der Qualifizierung le`u, numinos, mit magischer Hitze des Krieger-Kopfjägers aktiviert, ein Konzept, das im christlichen Amanuban geächtet ist (vgl.a. Feindschaftsmagie (le`u musu) und Kopfjagd, das fünfte Kapitel meiner Studie Kleidung als Wohnung des Leibes).
In Vers 26 nennt Sapay den Ort der Auseinandersetzung Noe Banu, ein Gewässer, vielleicht ein kleiner Fluss oder Bachlauf, den ich aber nicht identifizieren konnte. In Vers 33 heißt es dagegen, die militärische Auseinandersetzung habe am Hügel (netu) Hun Naek stattgefunden, anscheinend eine große, grasbewachsene Erhebung mit savannenartigem Charakter (hun, Gras). Andererseits heißt aber auch die Kopftrophäe,ihrer langen Haare wegen, hun nakaf.
Kais nakonbon, nicht mehr fortsetzen, nicht weiter verfolgen; kais napibu, nicht weiter gehen im Sinne von nicht weiter verfolgen. Er bringt keinem einen Vorteil, wenn die Auseinandersetzung eskaliert. In einem negativen Kontext bedeutet Nasenu auch, auf der Jagd ein Tier fangen, indem man es aus einem weiten Gebiet in die Enge treibt; einengen.
Naluli, dan Kopf beugen, eine Metapher, die in diesem Zusammenhang sozio-politische Hierarchie und Rangordnung symbolisiert.
37 Kin-kino in eno iun fua mese pena tbu mese`am mesan poh neki`am mana` [ neki ]
Den Anfang machte eine Inuh-Perle und ein Bündel Mais, allein in beiden Händen gehalten, gebracht und festgehalten, [ hergebracht ]
38 Henaiti nanunu nanem nabua ] nan ]
Damit es schließlich zusammengelegt, zusammengestellt werden konnte - [ endlich ]
39 Nibun nanim man kbubun ] nani ]
Es schließlich zusammengebracht, zusammengelegt werden konnte - [ endlich ]
40 Napohot nanim nana`at [ nani ]
Bis es schließlich in beide Hände genommen, es festgehalten werden konnte - [ endlich ]
41 Neu in tuan in usin bi Maemletet Kua Mukem [ Bi Taek ]
Von seinem Herrn, seinem Herrscher, in Mae und Nai Lete, in Kua Muke und [ Bi Taek ]
42 Esat simo lek-lekom ma topu ] lek-leok ]
Dort wurde er ordnungsgemäß empfangen und aufgenommen [ wie es der Brauch ist ]
43 Tanenu`em tanepo`em taifem [ tfaf ]
Wir umschlossen ihn und zäunten ihn ein, wir hoben ihn auf den Schoß und [ wir nahmen ihn auf den Arm ]
44 Neon apinat neon [ aklahat ]
Himmel, Du Strahelnder, Sonne, Du [ Versengende ]
45 Noebanum hu naek hu kliko ona lion mafaubat tan bubam obe`at on auf mafaubat tan kubam [ hen obe ]
Neo Banu, Hun Naek und Hun Kliko, sind dicht bedeckt mit trockenem Laub, sind zugedeckt mit viel Erde, sind bedeckt und [ zugedeckt ]
46 Poi neno i man poi [ fai i ]
Bis zum heutigen Tag und bis [ in die heutige Nacht ]
47 Neon apinat neon [ aklahat ]
Himmel, Du Strahelnder, Sonne, Du [ Versengende ]
Die Verse 37 bis 41 umschreiben den Tribut, die Gaben, die der unterlegene Sakan an die Herren des Lamu entrichten musste, bevor eine Allianz geschlossen werden konnte. Es ist von einer Inuh-Perle, wertvoller Korallenschmuck, und von Mais die Rede. Beides sind Gaben, die in den Transaktionen des Heiratsrituals (lais fe ma mone) von den Brautnehmern (feto, weiblich, Frau) an die sozial superioren Brautnehmer (mone, männlich, Mann) zu entrichten sind.
Kin-kino in eno in Vers 37 ist eine Metapher für den Beginn freundschaftlich kooperativer Beziehungen zwischen Na`at und Sole, der den Lamu repräsentiert (kin-kino, lauern; nakino, etwas zu sich heranziehen).
Vers 39 spricht davon, dass diese Gaben aufgehäuft, gestapelt und aufgeschichtet wurde, es sich anscheinend um große Mengen gehandelt haben muss (nanunu und nabua). Vers 39 weist darauf hin, dass an dieser Transaktion mehrere Gruppen beteiligt waren, die sich im Kreis (sitzend) versammelt hatten (nakbubu), und in deren Mitte sich die Gaben stapelten.
Vers 46 überliefert, wie lange diese Verhandlungen gedauert haben.
Ni Hafo Sakans Ankunft im Lamu - Vers 48 - 139
48 Okat Haof Sakan fen nemam man nao [ nem ]
Bis schließlich Hafo Sakan aufbrach und ankam, sich auf den Weg gemacht hat und [ angekommen
ist ]
49 Nemat natu`bonam [ nate`bon ]
Ankam und dort rastete, dort [ verweilt hat ]
50 Bi netu mnanu One`am tu`i`am [ Bia Suna ]
Am Berg One und am Hügel [ Bia Suna ]
51 Neon apinat neon [ aklahat ]
Himmel, Du Strahelnder, Sonne, Du [ Versengende ]
52 Nak One`am Bia Suna manesa kunum [ ma`afa kun ]
Man sagt: One und Bia Suna sind selbst fruchtbar und [ selber gehaltvoll ]
53 One`am Bia Suna on pet nasit manesa kunum [ ma`afa kun ]
One und Bia Suna sind wie die kleine Petapalme, selbst fruchtbar und [ gehaltvoll ]
Peta ist eine drei bis vier Meter hohe, nur in Wäldern (nasi) gedeihende Palmart mit Früchten, die in Zeiten des Hungers manchmal gegessen werden.
54 Om fae nasit manesa kunum [ ma`afa kun ]
Sind wie die Fae-Schlingpflanze selbst fruchtbar und [ selber fett ]
Fae ist eine am Boden kriechende oder auf Bäume kletternde, sehr große Schlingpflanze der Nono-Kategorie mit armdickem Stamm. Die runden, harten und roten Früchte, mit ihrem weißen Fruchtfleisch werden, wie die Früchte der Peatpalme in Hungerszeiten gegessen. Die Früchte beiden Pflanzen sind jedoch giftig, und müssen vorher mehrmals ausgekocht werden (pesi). Es ist aber nicht sehr üblich, diese Früchte zu essen, bevorzugt wird eindeutig die ebenfalls giftige kot laos, eine Bohnenart, die erst nach angeblich zwölfmaligen Kochen genießbar wird. Während die Früchte der Peta vor dem Kochen getrocknet werden müssen, können Fae und Kot laos unmittelbar nach der Ernte gekocht werden. Peta und Fae repräsentieren, wie Kelo koto und Faif kame das Siedlungsgebiet des Lamu.
55 Esan fen nemam man nao [ nem ]
So brach er auf und kam an, machte sich auf den Weg und [ ist angekommen ]
56 Es iyam man poh neki ma na` [ neki ]
Hielt es in den geschlossenen Händen, brachte es mit, hielt es fest und [ brachte es her ]
57 Noni lapeo mese kananam [ bonin ]
Silbergeld, eine Rupiah war der Name, so wurde sie [ genannt ]
58 Tuaha fles mese kananam [ bonin ]
Eine Flasche Palmschnaps war der Name, so wurde er [ genannt ]
59 Mau mese kananam [ bonin ]
Einen Mau, ein verziertes Umhängetuch war der Name, so wurde er [ genannt ]
60 Natnan onam [ nakesion ]
Brachte alles her, und [ brachte alles mit ]
61 Se`u man olot matua mausi maenam [ maama ]
Pflückte und schluckte, und bekam einen Herrn und Herrscher, bekam eine Mutter und einen [ Vater ]
62 Hit tuak hit usik hit enkam [ hit amak ]
Unseren Herrn, unseren Herrscher, unsere Mutter und [ unseren Vater ]
63 Bi pano in nanam ma sonat [ in nanan ]
Im Inneren seines Palastes, in seines Hauses [ Innerem ]
64 Bi el in balnem ma ekut [ in balan ]
Am Ort der Feste und der Zusammenkunft [ Platz ]
65 Faf mese in balnem pap mese [ in balan ]
Gleich ist der Ort, und identisch ist [ der Platz ]
66 Konif in balnem maf [ in balan ]
Mit dem Ort des Eckzahns und der Zunge [ Ort ]
67 Neon apinat neon [ aklahat ]
Himmel, Du Strahelnder, Sonne, Du [ Versengende ]
68 Nok bait batan tua kenum uis kenut nausena tua kenum [ uis kenu ]
Mit den Grenzen unserer Herren und unserer Herrscher, dem bestimmten Grenzverlauf mit unseren Herren und [ unseren Herrschern ]
69 Es iyat kan penan nale`um kan ki`un [ nale`u ]
Er wurde nicht zurückgewiesen, was falsch gewesen wäre, und nicht abgelehnt, [ was nicht gut gewesen wäre ]
Npen, etwas nicht mögen, nicht wollen. Die doppelte Verneinung von ka npenan stellt grammatisch kein Problem dar: noch niemals verboten (nele`un, völlig, absolut). Ki`un, das verneinende Schütteln des Kopfes um Ablehnung auszudrücken.
70 Nak au tninat Onem Bia Suna fe` sona manuanam pasa [ manu ]
Und er sprach: Ich glaube One und Bia Suna sind das weite Land, das Buschland, [ das leere ]
71 Neon apinat neon [ aklahat ]
Himmel, Du Strahlender, Sonne, Du [ Versengende ]
72 Naletu`okam nafoi`ok neu Oneom Bia Suna es iyam natleka lek-lekom natlu`u [ lek-leok ]
Und so brach er auf, machte sich auf den Weg, denn One und Bia Suna wurde ihm gut angewiesen, wurde für ihn bestimmt [ besonders gut ]
73 Naif lek-lekom man faf [ lek-leok ]
Auf den Schoß gehoben wurde er, wie es sich gehört, auf den Arm genommen, [ wie es üblich ist ]
74 Es i neon apinat neon [ aklahat ]
Himmel, Du Strahlender, Sonne, Du [ Versengende ]
75 Naiti pet nasi Oneam Bia Suna tan kuben man obet fae nasi Oneam Bia Suna tan kubem [ man obe ]
Möge die Petapalme in One und Bia Suna bedeckt und zugedeckt sein, die Fae-Schlingpflanze in One und Bia Suna bedeckt und [ zugedeckt ]
76 Es iun fua mese pena tbu [ mese ]
Und er nahm eine Inuh-Perle und das Maisbündel [ das eine ]
77 Esan poh neki ma na` [ neki ]
Nahm es in beide geschlossenen Hände und brachte es, hielt es fest, [ brachte es ]
78 Nanunu nanim nabua [ nani ]
Schon war alles zusammengelegt, zusammengebracht war [ es schon ]
79 Neu hit tuak hit usik hit enkam [ hit amak ]
Für unseren Herrn, unseren Herrscher, unsere Mutter und [ unseren Vater ]
80 Ni Soel Meo bi ni` in nanem man bi baki [ in nanan ]
Für Ni Sole Meo am inneren Pfostens, am Zauns [ im Inneren ]
81 Nok tua kenum uis kenut en kenum [ am kenu ]
Mit seinen Herren, seinen Herrschern, seinen Müttern und [ seinen Vätern ]
82 Ana` metan ana` po`uk funam natefat tan nonom [ natef ]
Und dem Ana` metan, dem Ana` po`uk, umkreisten und begegneten ihm, umkreisten ihn und [ trafen mit ihm zusammen ]
Beide Termini beziehen sich auf den Ana`mnes, den Bewahrer der Reisrituale, ein Amt, das für Sole Le`u die Namengruppe Ton wahrnimmt. Metan, ein von einem schwarzen Sarung abgerissenes Stück Stoff, und koa, ein zylindriger Bambusköcher, in dem Reis aufbewahrt wird, wurden im vorindonesischen Amanuban dem Ana`amnes vom Uis Banam als Insignien und Legitimation seines Amtes verliehen. In Kuan Fatu fügte man hinzu, dass feku, eine kleine Holzflöte, und to`is, eine Art Posaune aus dem Horn des Wasserbüffels, ebenfalls als Insignien übergeben wurden. Mit diesen Gegenständen hängt das Recht zusammen, bestimmte Gebete zu sprechen und bestimmte Rituale der Landwirtschaft durchzuführen, und das vom Uis Banam, als obersten Herrn des Bodens (pah tuan), auf den Ana`amnes übertragen wird. Auf analogische Weise repräsentiert das Metan-Tuch (schwarz, dunkel) die Ankunft der dunklen Regenwolken, das der Ana`amnes Ton an Orten wie Mae, Nai Lete, Kua Muke oder Bi Taek niederlegte. Verbunden mit der Rezitation von Gebeten wurden aus dem Koa Reiskörner entsprechend der vier Himmelsrichtungen auf diese Unterlage gestreut. Diese in vielen Ritualen übliche Prozedur wird okla mnes, Reiskörner ausstreuen, genannt und ist in den meisten Fällen als Opfer an die Ahnen gedacht. Im Hinblick auf dieses Ritual wird Ton in seiner Funktion als Ana`amnes in den mündlichen Dichtungen metaphorisch mit dem Vers in metan bi po`on, sein schwarzes Tuch auf dem Getreidespeicher, beziehungsweise pisun metan ma nenan koa, das abgerissene Schwarze am langen Ort der Reiskörner, bezeichnet. Po`on, Kehle, oder lop po`on, die Kehle des Speichers, ist der höchste Stelle des Getreidespeichers (lopo), unmittelbar unterhalb der bu`it, Haarknoten, genannten Dachspitze.
83 Ni Ton Nai bi Maemletet Kua Mukem [ Bi Taek ]
Ni Ton, Herr in Mae und Nai Lete, in Kua Muke und [ Bi Taek ]
84 He nanunu nanim he nabua [ nani ]
Schließlich war es zusammengebracht, zusammengelegt war es [ endlich ]
85 Len-lenam man maun Neon apinat neon [ aklahat ]
Und bis zum Überdruss wurden sie vereint und verstärkt - Himmel, Du Strahlender, Sonne, Du
[ Versengende ]
Len, sich oder jemanden langweilen, überdrüssig sein; nalen, beengen, bedrücken; manu, hart werden, kräftig werden: sich gegenseitig einengen, sich gegenseitig verstärken, damit sich zwei Gruppen verbinden und eine enge, vertraute Beziehung eingehen.
86 Hit tuak hit usik hit enkam [ hit amak ]
Unser Herr, unser Herrscher, unsere Mutter und [ unser Vater ]
87 In nekan in tainat in nopnam [ in nanan ]
Seine Gedanken, sein Wille, seine Gefühle und [ sein Empfinden ]
88 Lekam man lul Ni Haof Sakan es i neon apinat neon [ aklahat ]
So zeigte er es und bestimmt es für Hafo Sakan - Himmel, Du Strahlender, Sonne, Du [ Versengende ]
89 Pena tbu mese iun fua mese es i tam nibun lek-lekom ma mbubun [ lek-leok ]
Ein Maisbündel und eine Inuh-Perle waren ordnungsgemäß zusammengelegt und zusammengebracht [ wie es sich gehörte ]
90 Nibun mulalim ma mbubun [ mulali ]
Bereits zusammengebracht und versammelt [ schon ]
91 Es i neon apinat neon [ aklahat ]
Nämlich hier - Himmel, Du Strahlender, Sonne, Du [ Versengende ]
92 Mutnana manim mukesib [ mani ]
Tatsächlich hingebracht und herbeigebracht [ wirklich ]
93 Mupohot manim muna`at [ mani ]
In den geschlossenen Händen gehalten, festgehalten [ tatsächlich ]
94 Neon apinat neon [ aklahat ]
Himmel, Du Strahlender, Sonne, Du [ Versengende ]
95 Es afi bi fe puin mesem manak [ mese ]
Weil früher die Frau, der eine Maiskolben und der Kopf [ der eine ]
96 Haof Sakan in neknem in tainet in nopnem [ in nanan ]
Hafo Sakans Gedanken, sein Wille, seine Gefühle und [ sein Empfinden ]
97 In nek pah Oneam Bi`a Suna in nesnam [ in afan ]
Der das Land One und Bia Suna liebte, das Gehaltvolle und [ das Fette ]
98 Es i neon apinat neon [ aklahat ]
Dieses hier - Himmel, Du Strahlender, Sonne, Du [ Versengende ]
99 Etu lanan man pi`o [ lanan ]
Beschrieb den Verlauf des Weges, berichtete über [ den Weg ]
100 Beta napas Noe Mina ma tfo [ Noe Mina ]
Berührte das Napas am Noel Mina, das Tfo am [ Noel Mina ]
Der Noel Mina ist einer der großen Flüsse Westtimors, der die Westgrenze Amanubans bildet, und die indigenen Territorien und auch die rezenten Provinzen Fatu Le`u und Amanuban trennt. Jenseits des Noel Mina beginnt der Einflussbereich Kupangs, in vorkolonialer Zeit des Sonba`i.
Nbet, etwas beim Gehen mit dem Fuß berühren; napas, ein hohes, auf Feuchtböden wachsendes Gras der Kategorie hun mit weißen Blüten. Tfo, eine Grasart, viel höher als Napas, jedoch mit verholzten Stengeln. Im Gegensatz zu Napas wächst Tfo nur wo ausreichend Wasser vorhanden ist. Die Pflanzenstengel, die bis drei Meter Höhe erreichen können, ähneln dem Bambus, die Blätter Pen Mina.
101 Net pain noe`yam natlak [ noe ]
Überbrückt den Strom und überquert [ den Fluss ]
102 Tia Ni Ten ma Ni Binoman Ni Funan Ni Haumeni Ni Snae Ni Fini Fitis bi Neopnam Haumeni`at Teulanem [ Bulaen ]
Bis zu Ni Ten und Ni Binome, Ni Funan, Ni Haumeni, Ni Snae, Ni Fini Fitis in Nepo und Haumeni, in Teulane und [ Bulaen ]
103 Bi Neopnam Haumeni`at Teulanem [ Bulaen ]
In Nepo und Haumeni, in Teulane und [ Bulaen ]
104 Nasosa nanam napasa [ nam ]
Schließlich gekauft und erworben - [ endlich ]
Bis auf wenige Unterschiede werden die Verben nasosa und napasa synonym verwendet: nasosa, verkaufen, napasa, (meitens auf dem Markt) verkaufen; nao he tapasa, wir gehen, (um) etwas auf dem Markt zu verkaufen. Außerdem ist napasa im Molo-Dialekt des Uab meto gebräuchlicher. Im Uab Banamas gibt es eigentlich nur einen Terminus für kaufen und verkaufen: sosa; alltäglich sos. Nan oder man, nehmen, im Sinne von kaufen, bilden alternative Begriffe, besonders wenn es sich um die Einleitung einer Allianz durch eine Heirat handelt. Fe, geben, ist eine weitere Möglichkeit, allerdings für eine Transaktion, einen Gabentausch, bei dem Geld nicht vorkommt. Bua sosa oder bale sos sind Handelsgüter oder -waren.
105 Fini tfeknan osat [ fekan ]
Im Übermaß gezahlt und zu Ende [ gebracht ]
Das Adjektiv fini bedeutet mehr; als Substantiv, wie im Namen Finit,aufgefasst, einen Überschuss, ein Übermaß von etwas. Ferkan, abbrechen, unterbrechen; nafek, (ab-)lösen beziehungsweise etwas unfreiwilig abtrennen. Osat geht auf na`os zurück, Wild bei der Jagd aufspüren, ein Wortstamm des Molo-Dialekts. Wahrscheinlich ein Trankriptionsfehler, denn sosat, etwas bereits gekauft haben, macht im Kontext der Überlieferung dieser Episode mehr Sinn. Bringt man den Inhalt von Vers 105 in einen Zusammenhang mit der Übergabe des Brautpreises (belis) in den Tauschtranaktionen zwischen Brautgebern (an mone) und Brautnehmern (an feto), dann muss es heißen: schon im Übermaß gezahlt und bereits gekauft. Auf die gleiche Weise: nafek / fekan, schon bezahlt, schon beglichen (au sosa fekan, ich habe bereits gezahlt, entschieden, beendet). Nafini, entlassen, freilassen; erlassen ist in diesem Zusammenhang nicht gemeint. Vg.a. Finit im Eigennamenbündel der Nai Lamu: der Freigelassene, derjenige, der den Abi Loemnanu-Krieg überlebt hat und zum Unterpfand des Friedens wurde (vgl. Buchausgabe Vers 208 - 239).
106 Bi fe puin mese`am manak [ mese ]
Für die Frau, den einen Maiskolben, den Kopf, [ den einen ]
107 Bi Lun Lasi ilnam [ matan ]
Für Bi Lun Lasis Stirn und ihre [ Augen ]
Die Frau (bi, für sozial superiore Frauen; Adelige), die Hafo Sakan heiratet, heißt in der umgangssprachlichen Erzählung dieser Episode der Kuan Fatu-Chronik Lunat Lasi. Durch diese Heirat entsteht eine enge, affinale Allianz zwischen zwei Namengruppen: Sakan und Lasi, die mit der Übertragung von Land (One und Bi Suna) und politischen Verpflichtungen einhergeht. Woher diese Frau der Kanaf Lasi herkommt, weiß ich nicht. Im Kontext der Kuan Fatu-Chronik kommt diese Namengruppe sonst nicht vor, wohl aber in Molo, sodass angenommen werden kann, dass es sich um Migranten handelt, vergleichbar mit denjenigen der Überlieferung Lasi Ni Neno.
Bi Lun Lasis Stirn und Augen beziehen sich nur metaphorisch auf das schöne Antlitz dieser Frau (ilan und matan). In Wirklichkeit symbolisieren diese Merkmale die enge Beziehung zwischen den beiden Namengruppen. Deshalb ist der Vorname der Frau zweifelhaft. Für die Interpretation dieses Textstelle kommen zwei Möglichkeiten in Frage: die Notwendigkeit, ein Problem aufzuklären (zu erklären) oder eine enge Beziehung im sozialen Bereich zu markieren.
Amates nane toman au ilak ma au matak bezeichnet im Totenritual die enge (verwandtschaftliche) Beziehung, die jemand zum Verstorbenen besaß. Das Verb ntom, betroffen sein, oder sanu, herabsteigen, untergehen, sind in diesem Zusammenhang meist synonym: wörtlich,der Verstorbene steigt entlang meiner Stirn (au ilak) und meiner Augen (au matak) herab. Im übertragenen Sinn: Der Tod dieses Menschen betrifft mich zutiefst. Die Atoin Meto sagen auch sie tragen ihren Namen auf dem Kopf (su` kanan). Das Herabnehmen des Namens vom Kopf bedeutet soziale Desorientierung und Auflösung einer sozialen Ordnungsbeziehung.
Die Namengruppe der Frau, die Hafo Sakan heiratete, stammt anscheinend aus dem Kupangschen, wie die Verse 102 und 103 vermuten lassen, die immer dann vorkommen, wenn sich etwas westlich von Amanuban Zweck und Ziel hat. Die vorausgehenden Dichtungen der Kuan Fatu-Chronik verwenden diese Orts- und Eigennamenbündel immer dann, wenn es sich um eine Vertreibung autochthoner Gruppen gehandelt hat. Wer sie war, woher sie kam, und warum sie für die Nai Lamu noch immer eine besondere Bedeutung besitzt, danach habe ich bedauerlicherweise nicht gefragt.
108 Nek non [ natok ]
Sie ist selbst erschienen, ist [ zusammengetroffen mit uns ]
109 Neon apinat neon [ aklahat ]
Himmel, Du Strahlender, Sonne, Du [ Versengende ]
Nek non, sich selbst mitbringen; natok, treffen, zusammentreffen, nicht zu verwechseln mit dem in den Tonis-Versen häufigen tok oder tok, sitzen, wohnen, siedeln. Das gebräuchlichere, parallele Lexem für natok ist aber na`euk, sich treffen oder zusammentreffen. Ich nehme deshalb an, das Vers 108 eigentlich na´euk nanan natok nanan lauten muss: sie haben sich schon versammelt, sind zusammengetroffen schon. Ebenfalls: in nek in kun, jemand bedient sich in einer offiziellen Angelegenheit keines Vertreters, sondern erscheint in eigener Person; nimmt die Angelegenheit in seine eigenen Hände.
110 Esan poh neki mana` [ neki ]
Er hielt sie in den geschlossenen Händen, brachte sie her und hielt sie fest, [ brachte sie mit ]
111 Mantia Oneam Bi`a Suna nabela in neknem in tainet nabela in nopnem [ in nanan ]
Kam nach One und Bia Suna, äußerte seine Gedanken und seinen Willen, äußerte seine Gefühle und [ sein Empfinden ]
112 He natenon noknam he nalumon [ nokan ]
Verschweigt es nicht, besonders nicht [ vor ihm ]
113 In nekne ka lekom in tena [ ka leko ]
Denn diese Gedanken sind falsch, solche Gedanken [ sind schlecht ]
Natena, ruhig bleiben, verstummen oder zum Schweigen bringen. Nalumon, leer räumen, entleeren. Im Zusammenhang als paralleles Wortpar: natenon / nalumon, etwas, das es nicht geschehen darf.
Mit den Versen 112 und 113 unterbricht Sapay seine Dichtung und fügt eine moralische Belehrung seiner Zuhörer ein, wie sie erst im Epilog einer Dichtung üblich ist.
114 Poh nek puin mesem manak [ mese ]
Er hält sie in den geschlossenen Händen, den einen Maiskolben und Kopf, [ den einen ]
115 Natnan onam [ nakesion ]
Brachte sie her und [ brachte sie mit ]
116 Neu Maemletet Kua Mukem [ Bi Taek ]
Nach Mae und Nai Lete, nach Kua Muke und [ Bi Taek ]
117 Naklilia lek-lekom naton [ lek-leok ]
Erklärte sie gut und berichtete sie [ wahr ]
Naklile lek-leko, wahrheitsgemäß erklären; naton lek-leko, wahrheitsgemäß berichten.
118 Neu in tuan in usin in enam [ in aman ]
Für seinen Herrn, seinen Herrscher, seine Mutter und [ seinen Vater ]
119 Ni Soel Meo bi ni` in nanem man bi baki [ in nanan ]
Für Ni Sole Meo am inneren Pfosten und am Zaun, [ im Inneren ]
120 Noka bait batan tua kenum uis kenut nausena tua kenum [ uis kenu ]
Die Grenze mit ihren Herren und ihren Herrschern, den Grenzverlauf mit ihren Herren und [ ihren Herrschern ]
121 Ton Finit Babis Sapai bi Maemletet Kua Mukem [ Bi Taek ]
Ton, Finit, Babis, Sapai in Mae und Nai Lete, in Kua Muke und [ Bi Taek ]
122 Okatan leknam man lulnat tan in a`nam natoinat nak Hafo mnasi poh neki mana` [ neki ]
Schließlich zeigte man ihm es, wies es ihm an, sprach zu ihm und redete mit ihm, und sagte: Hafo Mnasi halte es in den geschlossenen Händen, bringe es und halte es fest, [ bringe es her ]
123 He mtipu`omam fanim mamli`on [ fain ]
Damit du zurückzukehrst, zurückgehst, wendest und [ zurückkommst ]
124 Oneam Bi`a Suna manesa kunum [ ma`afa kun ]
Denn One und Bia Suna sind selbst gefüllt und sind [ selbst fett ]
125 Hao kau`em [ fait kau ]
Ernähre mich und [ bringe mir Nahrung ]
126 Neon apinat neon [ aklahat ]
Himmel, Du Strahlender, Sonne, Du [ Versengende ]
127 Henaiti neno namunim fai [ namuin ]
Damit in den kommenden Tagen und den Nächten [ den kommenden ]
128 Kalu nasufam naka`ut mapaham manam atna`am eut kaum [ muton kau ]
Wenn du Nachkommen hast und Land besitzt, du mir berichtet und [ es mir zeigst ]
129 Neon apinat neon [ aklahat ]
Himmel, Du Strahlender, Sonne, Du [ Versengende ]
130 Lunu mnasi kan tuna mopum man ubatut nasufam [ naka`uh ]
Und Lunu Mnasi war kein verdorrter Spross und Blüten [ fielen herab ]
Ka tuna mopun, keine Spitze haben, ein Spross ohne Fortsetzung sein; eine Abstammungslinie stirbt wegen Unfruchbarkeit aus, wird nicht fortgesetzt (tunan, Spross, mopuf, unfruchtbar, steril). Werden Maiskörner auf einen nicht genügend heißem Feuer geröstet, werden sie hart und schwarz und sind durch den zu langsamen Röstvorgang nicht mehr schmackhaft (dieses falsche Rösten von Mais nennt man nakbata). Ubatut, hart werden wie Stein, da der Röstvorgang nicht richtig verlaufen ist: Lunu mnasi ist weder unfruchtbar noch steril, sondern hat Nachkommen geboren.
131 Okat an mataon [ nahoin ]
Und schließlich Nachkommen und [ Nachfahren ]
132 Neon apinat neon [ aklahat ]
Himmel, Du Strahlender, Sonne, Du [ Versengende ]
133 Poi neno iyam man poi [ fai i ]
Bis zum heutigen Tag, bis in [ die heutige Nacht ]
134 Oneam Bi`a Suna matu-tua`am mapah-pahat nok pah nama` taos mahonit ]
One und Bia Suna bekamen einen Herren und wurden eine Heimat, zusammen mit Nachkommen und mit
[ Nachfahren ]
135 Lunu mnasi pahnem namnet taonem [ mahonin ]
Lunu Mnasis Nachkommen und [ihre Nachfahren ]
136 Neon apinat neon [ aklahat ]
Himmel, Du Strahlender, Sonne, Du [ Versengende ]
137 Es aenet on iyam ma naonat [ on i ]
So lauten die Worte und ihr Verlauf [ ist so ]
138 Henaiti nekmet nahinem temet [ nahin ]
Damit das Herz es versteht, und der Bauch [ es begreift ]
139 Neon apinat neon [ aklahat ]
Himmel, Du Strahlender, Sonne, Du [ Versengende ]
Ni Seko Nubatonis Ankunft im Lamu - Vers 140 - 187
140 Tit atenim ma oina [ ten ]
So fahre ich fort und berichte [ weiter ]
141 Neu Na`i Seok Nubatonis in aenem manaonet in pepnem [ in sanu ]
Von Seko Nubatonis Ziel und Weg, seinem Anfang und [ seinem Ende ]
142 Nak afi nanunu`okam nabua`okan bi tilun in nanem ma o`of [ in nanan ]
Man sagt: Früher versammelte er sich und brachte es im Inneren seines Gehöfts zusammen, in seinem Viehkraal [ innen ]
143 Neon apinat neon [ aklahat ]
Himmel, Du Strahlender, Sonne, Du [ Versengende ]
144 Nabiana sinit bi tilun in nanam o`of [ in nanan ]
Sammelte sich im Inneren des Hofes und im Viehkraal [ innen ]
145 Nak len sine talaen lub neno bi baotae`yam bi tiluk in balnem o`of [ in balen ]
Sagten: Wie es erhofft und schon erwartet wurde, am Platz des Gehöfts, des Viehkraals [ Ort ]
146 Nesnam man malenan bi tiluk in balnem man bi o`of [ in balen ]
Mehr und gedrängt am Platz des Hofs und des Viehkraals [ Ort ]
147 He nemam manao [ nem ]
Wollten kommen und sich auf den Weg machen und [ ankommen ]
148 Alu snin i`am man besi bnapa puin mese`am manak [ mese ]
Die Aluk auf der Schulter und das Messer im Gürtel, der eine Maiskolben und der Kopf, [ der
eine ]
Snini, die Achselhöhle; Alu sninni bezieht sich auf die Aluk, die kleine reich dekorierte Tasche mit den persönlichen Gegenständen des Mannes, die er über der Schulter trägt, sodass sie von der Achsel herabhängt. Bnapa, Rippen, in deren Nähe das Messer (besi im Gürtel steckt oder in den Bund geschoben wird; oberhalb der Hüfte, aber auch auf dem Rücken. Unterschieden werden bnap nali`, die linke Rippenseite, und bnap naleu, die rechte Seite.
Metaphorisch bezeichnet der Viehkraal (o`of) die Frauengeberlineage (an mone) in der asymmetrisch präskripten Heirat der Atoin Meto. Nubatonis ist Frauengeber für Sole (vgl. auch die Verse 165 - 170, die auf Nubatonis als O´of für Sole hinweisen; exlpizit Vers 171).
149 Seko mnasi neon apinat neon ]
Seko mnasi, Himmel, Du Strahlender, Sonne, Du [ Versengende ]
150 Antia Usaip Malak Usaip Leo Ta`e natu`bonam binam nate`bon [ bin ]
Bis Usapi Malak und Usapi Leo Ta`e, wo sie verweilten; und sie rasteten [ dort ]
151 Pene in matnem man kison [ in matan ]
Richtete seine Augen und schaute mit [ seinen Augen ]
152 Neu Toli`am Nokat Noko`em Noe Bebam he nakonbon neunam he napiubon [ neun ]
Nach Koli und Noko, nach Noko und Noe Beba, brach nach dort auf, war unterwegs [ nach dort ]
153 Nekan ka lekon ten [ ka leko ]
Doch war es nicht gut, sondern war [ falsch ]
154 Tipu`on fain nemam mali`on [ fain nem ]
So kehrte er um und kam zurück, wendete und [ kehrte um ]
155 Natnan onam nakesion neu Maemletet Kua Mukem [ Bi Taek ]
Kam heran und kam näher, nach Mae und Nai Lete, nach Kua Muke und [ Bi Taek ]
156 Matua ma`usi ma`enam [ ma`ama ]
Bekam einen Herrn und einen Herrscher, bekam eine Mutter und [ einen Vater ]
157 He kalu auf mafauban lion [ mafauban ]
Damit die Erde dick wurde und die herabgefallenen Blätter [ dicht lagen ]
158 Neon apinat neon [ aklahat ]
Himmel, Du Strahlender, Sonne, Du [ Versengende ]
159 Bi Usaip Malak Usapi Leo Ta`em manesa ma`afa masona mapasa taifem [ tfaf ]
Denn Usapi Malak und Usapi Leo Ta`e waren gehaltsvoll und fett, ein leeres Land und ein weites Land, sodass wir ihn auf den Schoß hoben und [ ihn auf den Arm nahmen ]
160 Neon apinat neon [ aklahat ]
Himmel, Du Strahlender, Sonne, Du [ Versengende ]
161 Matua`am ma`usi`at hit tuak hit usik hit enkam [ hit amak ]
So bekam er einen Herrn und einen Herrscher, unseren Herrn und unseren Herrscher, unsere Mutter und
[ unseren Vater ]
162 Noka bait batan tua kenum uis kenut nausena tua kenum uis kenu ]
Mit den Grenzen unserer Herren und Herrscher, dem Grenzverlauf unserer Herren und [ unsere Herrscher ]
163 Toni`em nataham amnak aut ninat lion mafaun auf mafaun Tse Banfati Mna`om Biliu bi Usaip Malak Usapim Loe Tae sona fe` manuanam pasa
[ manuan ]
So wird es berichtet und erzählt, so wird gesprochen: Ich glaube die Blätter liegen dicht und die Erde ist fett bei Tse, Banfati, Mna`o und Biliu in Usapi Malak und in Usapi Leo Ta`e, dem leeren Land und dem Land
[ dem weiten ]
164 Neon apinat neon [ aklahat ]
Himmel, Du Strahlender, Sonne, Du [ Versengende ]
165 Seko mnasi poh neki mana` [ neki ]
Seko mnasi hielt sie in den geschlossenen Händen, brachte sie her, hielt sie fest und [ brachte sie her ]
166 Nek puin mese`am manak [ mese ]
Brachte den einen Maiskolben und den Kopf, [ den einen ]
167 Seo mnasi nok tua botil mese`am noni fua mese`am on matua`am [ ma`usi ]
Seo mnasi, mit einer Flasche Palmschnaps und einer Silbermünze, bekam so einen Herrn und [ einen Herrscher ]
168 Napohtem [ nana`at ]
In den geschlossenen Händen hielt er sie und [ hielt sie fest ]
169 Bi fe puin mese`am manak [ mese ]
Die eine Frau, den einen Maiskolben und den Kopf, [ den einen ]
170 Neu hit tuak hit usik hit enkam [ hit amak ]
Für unseren Herrn, unseren Herrscher, unsere Mutter und [ unseren Vater ]
171 Ni Soel Le`u anbi ni` in nanam anbi baki [ in nanan ]
Ni Soel Le`u am inneren Pfostens und am Zaun, [ im Inneren ]
172 Pap mese in balnem pap mese [ in balen ]
Gleich ist der Platz und identisch [ ist der Ort ]
173 Bi konif in balnem anbi maf [ in balen ]
Am Ort des Eckzahns und der Zunge [ Ort ]
174 Neon apinat neon [ aklahat ]
Himmel, Du Strahlender, Sonne, Du [ Versengende ]
175 Okat naletu`on nemam nafai`on [ nem ]
Schließlich erhob er sich, kam und machte sich auf den Weg, und [ kam an ]
176 Naletu`on neu Usaip Malak Usapim Leo Ta`e natlekem [ natlulu ]
Brach auf nach Usapi Malak und Usapi Leo Ta`e, zeigte und [ bestimmte ]
177 Nakam nak Oeya Nisa Oe Hau Molo ona lion mafaubnat es le` nam on auf nafaunat [ es le` na ]
Und sprach: Oe Nisa und Oe Hau Molo sind dort wie dichtes, trockenes Laub, wie die dicke Erde [ dort ]
178 Neon apinat neon [ aklahat ]
Himmel, Du Strahlender, Sonne, Du [ Versengende ]
179 Maut he nkubam anobe he naham naluli`ahat ninum [ naluli ]
Damit es bedeckt und zugedeckt wird, damit es zu essen gibt und [ zu trinken ]
Die Verwendung von Deckeln und Unterlagen ist in Amanuban üblich, insbesondere, da es unhöflich ist, etwas mit der nackten Hand zu überreichen. Die Verben kuban und obe werde verwendet, wenn etwas bedeckt oder zugedeckt werden soll. Der Unterschied bezieht sich dabei auf die Weise der Bedeckung. Während es sich bei kuban um ein Bedecken mit Erde oder Laub handelt, bezieht sich obe auf das Zudecken produzierter Gegenstände wie Mahlzeien, Textilien oder Keramik etc.
Kubi bezeichnet eine Hülle, die als Deckel verwendet wird um einen Kochtopf zu verschließen. Suti ist die eine halbe Kokosnussschale, in der sich die Spindel ike dreht. Fane ist ein Teller aus eine Kokosnussschale. Bevor die Kokosnuss (noah) in Timor heimisch wurde, verwendete man angeblich eine faen boko als Essgeschirr, der aus einer halbierten Kürbisschale gefertigt wurde (boko, Kürbis). Der aus westlichen Kulturen importierte Porzellanteller heißt pika, während man die verzierten Teller aus chinesichem Porzellan oder Steingut pik fanu nennt.
180 Kin-kino in eno iun fua pena tbu mese mes pohot naniem mana`at [ nani ]
Am Anfang stand eine Inuh-Perle und ein Maisbündel, die er selbst in den geschlossenen Händen hielt, fest hielt [ er sie selbst ]
181 Neu ana` metan ana` po`uk bi Maemletet Kua Mukem [ Bi Taek ]
Für den Ana` metan, den Ana` Po`uk, in Mae und Nai Lete, in Kua Muke und [ Bi Taek ]
In Kuan Fatu ist bis heute Ton der Bewahrer der Reisrituale (ana`mnes), der in Landangelegenheiten nicht übergaben werden darf. Für den Ana` metan und den Ana` Po`uk siehe den Kommentar zu Vers 82.
182 Nok tuanem usin Ni Soel Le`u bi Maemletet Kua Mukem [ Bi Taek ]
Zusammen mit seinem Herrscher Ni Sole Le`u, in Mae und Nai Lete, in Kua Muke und [ Bi Taek ]
183 Es aenet on iyam manaonat [ on i ]
So lauten die Worte und ihr Verlauf [ ist so ]
184 Faif Ni Nubatonis poi neno iyam [ fai ]
Auf den Schoß gehoben wurde Ni Nubatonis bis zum heutigen Tag und [ die heutige Nacht ]
185 Neon apinat neon [ aklahat ]
Himmel, Du Strahlender, Sonne, Du [ Versengende ]
186 Noniam uletat uhinem ubata on le` i henaiti mnen in toinam amnen [ in a`an ]
So wurde es überliefert und ich erzähle es so, ich verstehe es so und bewahre es so, damit man die Rede hört und vernehmen kann [ die Worte ]
187 Lekom nalali`am okem [ nalail ]
Gut jetzt, abgeschlossen, beendet und [ vollendet ]
Ni Es Bianomes Ankunft im Lamu - Vers 188 - 266
188 Maut he teka tenim matoni [ ten ]
Nun erzähle ich weiter und fahre [ fort ]
189 Puin mese`am manak [ mese ]
Von dem einen Maiskolben und dem Kopf, [ dem einen ]
190 Ni Bianome neon apinat neon [ aklahat ]
Von Ni Es Bianome, Himmel, Du Strahlender, Sonne, Du [ Versengende ]
191 In mapah kunum manama` kunum manifu kun neon apinat neon [ aklahat ]
Über sein eigenes Land, seinen eigenen Teil, über seinen eigenen See, Himmel, Du Strahlender, Sonne, Du
[ Versengende ]
192 Es ue in balnem masene [ in balen ]
Nämlich vom Platz des Rotans und des Gongs [ Ort ]
193 Leku in balnem manoto [ in balen ]
Der Platz der Schlegels und des Gongs [ Ort ]
194 Kin-kino in eno afi Ni Soel Le`u in neknem in tainat in nopnem [ in nanan ]
Früher begann es mit Ni Soel Le`us Gedanken und seinem Willen, seinen Gefühlen und [ seinem
Empfinden ]
195 Benu Neonnane Sae Liu Sopaba Toislaka bi Bonkam Hau Honi`at Safem [ Buki ]
Und Benu, Neonnane, Sae, Liu, Sopaba, Toislaka in Bonak und Hau Honi, in Safe und [ Buki ]
196 Lino man tae Tse Banfati Mna`o Biliu bi Niutsam Oe Hanit Kaesam [ Olais ]
Sahen und erblickten Tse, Banfati, Mna`o, Biliu in Nutis und Oe Hane, in Kaes und [ Olais ]
In den Versen 195 und 196 spielt Sapay ein weiteres Mal auf den Grenzstreit zwischen Sole und Nabuasa` an, in dem es um das Territorium geht, dass heute Basmuti heißt, und mit den Eigennamen Tse, Banfati, Mna`o, Biliu sowie den Ortsnamen Nutis, Oe Hane, Kaes und Olais repräsentiert wird (vgl. auch Das Land Kuan Fatu, Vers 128 - 130). Letzten Endes wurde dieser Konflikt beigelegt, und Sole und Nabuasa` traten Gebiete in ihrer Grenzregion ab (vgl. die Eigennamen Benu, Neonane, Sae, Liu, Sopaba und Toislaka sowie die Orte Bonak, Hau Honi, Safe und Buki).
In der Dichtung Der Fürst im Lamu, Vers 106 - 122 erzählt Sapay, wie diese, mit Nabuasa` verbündeten Namengruppen, Nai Lobis Nopes Gefolgschaft aufnahmen und untersützten, als sie durch Klis Boimaus Attentat aus Kuan Fatu westwärts vertrieben wurden.
197 Es i Neon apinat neon [ aklahat ]
Himmel, Du Strahlender, Sonne, Du [ Versengende ]
Es im es Biliu mnasi poh neki ma na` [ neki ]
Nämlich hier hielt Biliu mnasi es in seinen geschlossenen Händen, brachte es, hielt es fest und [ brachte es her ]
199 Noni panas mat fua mesem tua fles mesem meas mese neu netu Knutu`am sonaf [ Knutu ]
Eine Silbermünze, einen Ringgit und eine Flasche Palmschnaps, ein rotes Tuch, zum Hügel Knutu und zum Haus [ Knutu ]
Die Lexeme botil und fles dienen als zwei unterschiedliche Hohlmaße und Sortenangaben, wie sie für Schnaps gebräuchlich sind. Während boitles sich auf eine 0,7 Liter Flasche mit selbst hergestelltem Palmschnaps (tuak) bezieht, verwendet man Fles für die in Amanuban weit verbreiteten, grünen Bintang-Bierflaschen. Fles mese ist eine der in von Chinesen geführten Läden gekaufte Literflasche Import-Genever.
200 Matua ma`usi ma`enam [ ma`ama ]
Bekam so einen Herrn und einen Herrscher, bekam so eine Mutter und [ einen Vater ]
201 Neu Na`i Len Sole - neon apinat neon [ aklahat ]
Nämlich Nai Leni Sole - Himmel, Du Strahlender, Sonne, Du [ Versengende ]
Vers 200 erinnert noch einmal daran, dass Tse, Banfati, Mna`o und Biliu ihr Siedlungsland Ni Sole zu verdanken haben, wodurch sie dessen Vasallen und ihm tributpflichtig wurden (vgl.a. Das Land Kuan Fatu).
202 Len Sole nabela in neknem in tainat nabela in nopnem [ in nanan ]
Leni Sole äußerte seine Gedanken und seinen Willen, äußerte seine Gefühle und [ sein Empfinden ]
203 He kaisa noena nale`um nalenan [ nale`u ]
Er war es noch nicht überdrüssig und entließt [ uns noch nicht ]
204 Koko in anem Naibate [ in anah ]
Kind der Koko und der Naibate [ Kind ]
205 Buni in sufnem ma nikis [ in sufan ]
Blüte des Buni und des Nikis [ Blüte ]
206 Neon apinat neon [ aklahat ]
Himmel, Du Strahlender, Sonne, Du [ Versengende ]
Mit den Versen 204 und 206 bezieht sich Sapay auf den Uis Banam Nope, dem Sole ebenso untertan ist, wie ihm Tse, Banfati, Mna`o und Biliu.
207 Naletu`onam nafoi`on man itlam man atal neu Usaip Malak Usaip [ Leo Tae ]
Angehoben wurde es und umgedreht, und hob den Fuß und ging nach Usapi Malak und Usapi [ Leo Ta`e ]
208 Mes-mesem nanak-nakat tan nikam nasneku Esa mnasi bi ue in balnem ma sene [ in balen ]
Ganz allein ging der eine Kopf, schritt voran, Esa mnasi, an den Platz des Rotans und des Gongs [ Ort ]
209 Man poh neki mana` [ neki ]
Und in den geschlossenen Händen hielt er es, brachte es und hielt es fest, [ brachte es her ]
210 Nakubi`okan nalapi`okam nesim nasoni Tse Banfati Mna`o Biliu bi Usaip Malak Usaip [ Leo Ta`e ]
Bedeckte es, um es zu schützen, trennte sich von Tse und Banfati, von Mna`o und Biliu in Usapi Malak, in Usapi [ Leo Ta`e ]
211 Natokob nalalim nam aukab [ nalail ]
Schon saßen sie zusammen und waren ruhig [ schon ]
212 Okatan lek puin mese`am manak [ mese ]
Schließlich zeigte der eine Maiskolben und der Kopf, [ der eine ]
213 Nok in oil nenum in muin nenu natokob sinim nam aukab sinim bi netu Peolne neon apinat neon [ aklahat ]
Zusammen mit seinen jüngeren Brüdern, mit seinen kleinen Brüdern, setzten sie ihn hin und siedelten sie ihn an, auf dem Hügel Polen, Himmel, Du Strahlender, Sonne, Du [ Versengende ]
214 Fain on aun haum mnanu`am suni nes metne es i hen kon eonam [ paleon ]
Wie den langen Holzspeer und die vom getrockneten Blut geschwärzte Schwertschneide, die ihr Ziel erreicht und [ niederstreckt ]
Aun hau mnanu ist der lange Schaft eines Speeres. Suni nes metan ist die von getrocknetem Blut gedunkelte Schneide des Schwertes (nesan wird die Schneide von Messer, Parang oder Schwert genannt).
Kono, durchbohren, durchbrechen; eno ist die Tür, das Tor, metaphorisch ein Ausgangspunkt. Kon eno, ein Ziel erreichen und paleon, ausgestreckt auf dem Boden liegen, nachdem jemand von Schwert oder Kugel niedergestreckt wurde.
Bedeutung von Vers 214: Sole hat Es Bianome auf dem Hügel Polen als Wächter des Landes angesiedelt. Die Verse 217 - 220 thematisieren anschließend die Schutzfunktion Soles gegenüber seiner Vasallen.
215 On noni Tse Banfati Mna`om [ Biliu ]
Wie die Silbermünze - Tse, Banfati, Mna`o und [ Biliu ]
Mit noni, Silbermünze, ist ebenfalls Ta`aini Nope gemeint.
216 Henaiti kalu nok-nokam neon ma-mabet kalu beul fui`yan sebnem nem man tamnat kaes fui`yan sebnem [ taman ]
Damit wenn morgens oder nachmittags die wilden Freunde heranschleichen und hereinkommen, die wilden Fremden hereinschleichen und [ hereinkommen ]
Mit kalu belu, die wilden Freunde, werden die Feinde bezeichnet, die der Kultur der Atoin Meto nahe stehen, in gewissen Sinne meto, indigen, sind; wie beispielsweise die östlich siedelnden Tetun (Belu) in Zentraltimor. Anders die kase fui, auch Kase Metan genannt (kase, fremd), eine Bezeichnung, mit der alle Fremden, früher besonders die Portugiesen oder Niederländer und deren Nachkommen mit einheimischen Frauen, angesprochen werden.
217 Na matua`am ma`usi`at ma`enam [ ma`ama ]
Dann haben sie einen Herrn und einen Herrscher, eine Mutter und [ einen Vater ]
218 Ni Sole Le`u bi ni` in nanem baki [ in nanan ]
Ni Sole Le`u, am Inneren Pfostens und am Zauns [ im Inneren ]
219 Nok in tua kenum uis kenut en kenum [ am kenu ]
Zusammen mit seinem Herren, seinen Herrschern, seinen Müttern und [ seinen Vätern ]
220 Ton Finit Babis Sapai bi Maemletet Kua Mukem [ Bi Taek ]
Ton, Finit, Babis, Sapai in Mae, Nai Lete, in Kua Muke und [ Bi Taek ]
221 Es netu Poelne ma tu`i [ Poelne ]
Nämlich dort ist der Hügel Polen und die Anhöhe [ Polen ]
222 Lion mafaunat es nane auf mafaunat [ es nane ]
Trockenes Laub ist dort zahlreich und Erde fett [ dort ]
Tun in der Bedeutung von Spitze eines Haufens oder Stapels. Das parallele Wortpaar lautet lino / afu, sodass es sich um einen Haufen trockener Blätter handelt, die den Boden düngen und fruchtbar machen. Wie die bereits erwähnten Orte, handelt es sich auch bei Polen um das begehrte fette, fruchtbare Land.
223 Hen kubam man oeb puin mesem manak [ mese ]
Damit es bedeckt und zugedeckt ist, für den einen Maiskolben und den Kopf, [ den einen ]
224 Es Ni Bianome nok oil nenum muin kenut suik kenum [ tol kenu ]
Nämlich für Ni Bianome mit seinen jüngeren Brüdern, seinen kleinen Brüdern, seinen Stützen und [ seinen Stäben ]
225 Neon apinat neon [ aklahat ]
Himmel, Du Strahlender, Sonne, Du [ Versengende ]
226 Man poi neno iyam man poi [ fai i ]
Und bis zum heutigen Tag und bis in [ die heutige Nacht ]
227 Neon apinat neon [ aklahat ]
Himmel, Du Strahlender, Sonne, Du [ Versengende ]
228 Es aenet on iyam manaonat [ on i ]
So lauten die Worte und ihr Verlauf [ ist so ]
229 Henaiti nekam neno nahinem tem neno [ nahin ]
Damit das Herz es versteht und der Bauch [ es begreift ]
230 Aut ninat he tita tenim ma`oina [ ten ]
Ich glaube, ich werde fortfahren und berichte [ weiter ]
231 Neu pah Ni Letem nifu [ Ni Let ]
Über das Land Nai Lete, über den See [ Nai Lete ]
232 Matua ma`usim ma`enam [ ma`ama ]
Dort gibt es einen Herrn, einem Herrscher, eine Mutter und [ einen Vater ]
233 Bi Maemletet Kua Mukem [ Bi Taek ]
In Mae und Nai Lete, in Kua Muke und [ Bi Taek ]
234 Matua ma`usit ma`enam [ ma`ama ]
Es gibt einen Herren, einen Herrscher, eine Mutter und [ einen Vater ]
235 Bi Kiuwa in noenam man bi linah [ in noen ]
An der Tamarinde, der schattenspendenden, am Granatapfelbaum, [ der Schatten gibt ]
Kiu, Tamarinde (Tamarindus indica), und linah, Granatapfel (Puncia granatum), beides große Bäume mit schattenspendenden Kronen. Mae, Nai Lete, Kua Muke und Bi Taek sind also Orte, an denen es sich gut leben lässt.
236 Bi sen pasan in balnem tua bnao [ in balen ]
Am Platz des Gongorchesters und des umgestoßenen Getreidemörsers [ Ort ]
237 Bi neke in balnem man bi to`o [ in balen ]
Am Platz des Kapokbaums und des To`o-Gehölzes [ Ort ]
238 Es Sumnam Niuf Usiat Liulai`am [ Oe Buik ]
Nämlich in Suman und Nifu Usi, nämlich Liulai und [ Oe Biuk ]
239 Fefam Noe Baunat ta Benam [ Un Moen ]
Sowie in Fefa und Noe Baun, Bena und [ Un Mone ]
240 Matua`am ma`usi`at ma`enam [ ma`ama ]
Gibt es einen Herrn und einen Herrscher, und eine Mutter und [ einen Vater ]
241 Esa bait batan tua kenum uis kenut nausena tua kenum [ uis kenu ]
Die Grenzen ihrer Herren und Herrscher, der Grenzverlauf ihrer Herren und [ Herrscher ]
242 Neon apinat neon [ aklahat ]
Himmel, Du Strahlender, Sonne, Du [ Versengende ]
243 Es Ton Finit Baibsam [ Sapai ]
Nämlich Ton, Finit, Babis und [ Sapai ]
Sene heißt das Gongorchester der Atoin Meto, eine Art archaisches Gamelan, das aus neun flachen Metallscheiben (pasan und einer zylinderförmigen, mit Haut bespannten Trommel besteht. Wobei es sich um tua bnao handelt, weiß ich nicht, und mir fällt auch keine sinnvolle Ableitung ein: tua, Lontarpalme, aber auch Palmschnaps. Bnao, Boot; wird in der Alltagsprache aber auch als Adjektiv im Sinne von rein oder heilig verwendet. Tua bnao, vielleicht ein umgestoßener Getreidemörser.
Neke ist der Kapokbaum (Bahasa Indonesia), von dem eine baumwollähnliche Faser gewonnen wird. To`o, genauer hau to`o, ist eine buschartige, einzeln wachsende Pflanze mit holzigen Stengeln.
Die in den Versen 238 und 239 genannten Ortsnamenbündel repräsentieren die rezenten Dörfer (desa) Noe Muke und Oebelo der indonesischen.
244 He mnem in toinam ma mnen [ in a`an ]
Damit ihr seine Rede hört und vernehmt [ seine Worte ]
245 Tabiaboka tenim tatalbok [ ten ]
Verbinden wir uns weiter und vereinen wir uns [ weiter ]
246 Tok Ni Tkofa Ni Leosae Ni Tbet Ni Patnai bi Nekem Kualinat Kualinam [ Kua Tae ]
Sitzen zusammen mit Ni Tkofa, Ni Leosae, Ni Tbet, Ni Patnai in Neke und Kualin, in Kualin und [ Kua Tae ]
247 Es i nok oil nenum muin kenut suik kenum [ tol kenu ]
Nämlich mit seinen jüngeren Brüdern, seinen kleinen Brüdern, seinen Stützen und [ seinen Stäben ]
248 Tok sinim tabiabok tanim tatalbok [ tain ]
Zusammen mit ihnen sind wir bereits verbunden, vereint sind wird [ schon ]
249 Tek kitim natonu kitit nakan bi netu in bianat nahen-henuhan name`me`oahat bi netu in bianat nahen-henuhan [ name`me`oah ]
So nennt man uns und bezeichnet uns, und sagt: Auf der einen Seite des Hügel aufgefüllt und angefüllt, und auf der anderen Seite des Hügels aufgefüllt und [ angefüllt ]
Das Verb natoni, auf etwas zeigen oder hinweisen, sowie das Substanitv tonis, rituelle Rede (mündliche Dichtung), sind Derivate der Wurzel ton, als Verb: informieren, benachrichtigen; als Substantiv: Alter, Jahr, Jahreszeit. Die Ableitung natonu bezeichnet dagegen eine Nachricht, eine Stimme oder ein Geräusch aus der Ferne, das der Empfänger mehr spürt, als mit seinen Ohren wahrnimmt. Dieses Geräusch trifft ihn ins Herz, sodass es schwankt oder bebt. Eine solche Empfindung führt man auf den manipulativen Einfluss von Magie zurück. Natonan kann eine ähnliche Bedeutung bekommen, die aber eher als Prophetie oder Hellseherei aufgefasst wird.
250 Nok neu Ni Tsu Babis in neknem in tainat in nopnem [ in nanan ]
Mit Ni Tsu Babis, seinem Willen und seinen Gedanken, seinen Gefühlen, und [ seinem Empfinden ]
251 Ni Haubak Toni in neknam in tainat in nopnam [ in nanan ]
Und Ni Haubak Toni, seinem Willen und seinen Gedanken, seinen Gefühlen und [ seinem Empfinden ]
252 Ni Tsu Babis in nekne kunum in taina kuntut in nopna kunum [ in nana kun ]
Ni Tsu Babs eigener Wille und seine eigene Gedanken, seine eigenen Gefühle und [ sein eigenes Empfinden ]
253 Ni Leni Babis in nekne kunum in taina kunut in nopne kunum [ in nana kun ]
Ni Leni Babis eigener Wille und seine eigenen Gedanken, seine eigenen Gefühle und [ sein eigenes Empfinden ]
254 Ni Haubak Toni in neknem in tainat in nopnem [ in nanan ]
Ni Haubak Tonis Wille und Gedanken, seine Gefühle und [ sein Empfinden ]
255 Ni Tanbak Toni in neknem in tainat in nopnem [ in nanan ]
Ni Tanbak Tonis Wille und Gedanken, seine Gefühle und [ sein Empfinden ]
256 Neno iyam man poi fai [ i ]
Am heutigen Tag und bis in die Nacht, [ die heutige ]
257 Tabiabok tanim tatalbok [ tain ]
Sind wir bereits verbunden, und vereint haben wir uns [ schon ]
258 Neon apinat neon [ aklahat ]
Himmel, Du Strahlender, Sonne, Du [ Versengende ]
259 He kono ma nep-nep neu Tusi Tanu Leo Benu bi Sas Pupum Kua Manut Honom [ Ni Feu ]
Erweisen sich gegenseitig Respekt und unterstützen sich, nämlich Tusi, Tanu, Leo und Benu in Sas Pupu und Kua Manu, in Hono und [ Ni Feu ]
Nkono, auf seinen Füßen laufen; nep, sich auf den Händen abstützend vorwärtsschieben (anschleichen). Im Gegensatz dazu tumni, sich auf den Händen abstützen, um sich aufzurichten.
Die Verse 250 bis 258 erinnern an die Usif der Namengruppen Babis (Desa Kuan Fatu) und Toni (Desa Kualin), die Anfang des 20. Jahrhunderts lebten, sowie an die Vereinbarung neuer Grenzverläufe, die mit der Ankunft von Es Bianome im Lamu erforderlich wurden. Die metaphorische Rede von den Füßen und Händen in Vers 259 verweist auf das Prinzip der geschlossenen Allianz, die soziale, wirtschaftliche und rituelle Kooperation umfasst: in sozialer Hinsicht einem Herrn untergeordnet sein; von jemandem abhängen und diesem Ehrerbietung und Respekt zu schulden. Unterschwellig schwingt das Klient-Patron-Verhältnis feudaler Gesellschaften mit, deren Existenz von gegenseitigem Schutz und Unterstützung abhängig war.
Wenn ich die Zeilen richtig interpretiere, handeln sie von einer Verbarung zwischen den Domänen Kuan Fatu und Kualin bezüglich einer neuen Grenze, die die Namengruppen Tusi und Tani, Leo und Benu betrifft, deren Territorium im rezenten Desa Kusi - Ortsnamenbündel: Sas Pupu und Koe Manu, Hono und Ni Feu - im Südosten Kuan Fatus liegt.
260 Neon apinat neon [ aklahat ]
Himmel, Du Strahlender, Sonne, Du [ Versengende ]
261 Tabiabok tanim tatalbok [ tain ]
Verbunden sind wir bereits, und vereint sind wir [ schon ]
262 Mnah mes eun kit ma mniun [ mes eun kit ]
Unsere Nahrung ist eine nur, unser Wasser [ ist eines ]
263 Neon apinat neon [ aklahat ]
Himmel, Du Strahlender, Sonne, Du [ Versengende ]
264 He maboko`am mafutse ma maheuntat on koto amafutsam [ amahenut ]
Damit wir den Kürbis bündeln und zusammenbinden, die Koto-Bohnen zusammenbinden und [ vermehren ]
265 Hita mnahkam hita mniunka es hau pup molo Tapnam Tuik Nenot fatu pup molo Tapnam [ Tuik Neno ]
Unser Essen und unser Wasser sind Holz mit der gelben Spitze Tapan sowie Tuik Neno, sind Stein mit der gelben Spitze Tapan und [ Tuik Neno ]
266 Tabiabok tanim tatalbok [ tain ]
Verbündet sind wir bereits, vereint sind wir [ schon ]
Tapan und Tuik Neno sind zwei Hügel in der Nähe von Kuan Fatu, die auf irgendeine mysteriöse Weise mit der Abstammung von Namengruppen zu tun haben, über die aber nur ausweichend gesprochen wurde. Was mit der parallelen Formel Hau Pup Molo Tapan / Fatu Pup Molo Tapan wirklich bedeutet, kann ich nur unzureichend erklären. Irgendein Geheimis ist mit ihnen verbunden, das möglicherweise zu dem esoterischen Wissen einer Namengruppe gehört, das mit dem in der Literatur erwähnten Le`u nono-Komplex (in etwa: Magie von Fruchtbarkeit, Gesundheit und Wohlstand) zusammenhängt. In Vers 36 der Dichtung Ni Nenos Geschichte heißt es ebenfalls: Zum Stein mit der gelben Spitze, nach Tapan Tuik Neno, zum Holz mit der gelben Spitze, nach Tapan Tuik Neno. Welches merkwürdige Geschick Ni Neno und den Seinen am Tapan ereilte, ist dort nachzulesen. Etwas über die mögliche Bedeutung der beiden Hügel als sakrale Orte deuten auch die Legenden an, die sie umgeben (vgl. erneut Ni Nenos Geschichte - Die Erzählung). In meinem einführenden Text Die Protagonisten der Kuan Fatu-Chronik heißt es: Die Heirat von Ton mit einer Tochter Neonlenis sicherte ihm Landrechte am Hang des Tapan. Später stand Ton als Ana`amnes (Bewahrer der Reisrituale) in den Diensten Abis. Dieses Amt band ihn eng an den Boden, die landwirtschaftlichen Ressourcen und den die trockene Erde befruchtenden Regen, der als Same von Uis Neno, der höchsten, mit dem Himmel assoziierten Gottheit, angesehen wurde. Aufgrund seiner magischen Kompetenz, der von ihm treuhänderisch verwalteten Rituale sowie der ihm von Abi verliehenen, legitimierenden Paraphernalien (metan ma koa) war Ton fähig, diese Ressourcen zum Wohle der Gemeinschaft zu beeinflussen.
Tapan und Tuik Neno sind nicht die einzigen Bergspitzen, die in Westtimor verehrt werden, und ein Einfluss hinduistischer Theologie ist anzunehmen. Eine Episode der nur fragmentarisch in der frühen, ethnograpischen Literatur erhaltenen Kosmogonie der Atoin Meto, in der ein Zusamenhang zwischen der himmlischen Sphäre und dem Weben hergestellt wird, berichtet von Kune, einem bedeutenden Schöpfungshelfer, der mit seinen Vögeln einsam auf dem Berge Mutis saß, dem in dieser Zeit einzigen trockenen Fleck im Universum. Das vermittelte Bild: die Spitze des Mutis, des höchsten Bergs Westtimors, inmitten einer Wasserwüste. Deshalb sandte er seine Vögel zu Uis Neno, dem personifizierten Himmel, denn zu jener Zeit lagen Himmel und Erde noch dicht beieinander, und bat um eine Wohltat. Angekommen erhielten die Vögel rotes, gelbes und blaues Garn, das sie in alle Himmelsrichtungen verteilten und so die Erde trocken webten. Und auch der Tunbes in Ostamanuban, der in der Geschichte der Nope-Dynastie eine wichtige Rolle spielt, ist ein Berg, genauer der Tafelberg, auf dem der erste Nope, ein Migrant aus dem Westen, den authothonen Nuban vertrieb, und die Macht über Banam, das spätere Amanuban, an sich riss. Dass die Ahnen via Mutis in irgendein Jenseits im Westen gelangen, wo sie ihre Identität mit klanspezifischen Tätowierungen belegen müssen, behaupten die alten, niederländischen Quellen, obwohl ein Jenseits als abgetrennter Raum nicht zu den Vorstellungen passt, die sich die Atoin Meto einst von ihrer nachtodlichen Existenz machten (vgl. Die Seelenvorstellungen der Atoin Meto sowie Ahnenverehrung).
Nur soviel noch: Die indigene Religion der Atoin Meto kreist um Orte, die sich durch eine bestimmte Kombination von Baum und Stein auszeichnen, sodass es nicht falsch ist, für sie den Terminus Hau ma Fatu, die Religion von Holz und Stein, zu verwenden. Es ist leider üblich, als Religion nur anzuerkennen, was in etwa den monotheistischen Hochreligionen entspricht. Dies trifft in einem besonderen Maße auf die pan-indonesisch verbindliche Pancasila zu, die fünf Grundsätze nationaler Ideologie und Verfassung der Republik Indonesien, die strikt zwischen Agama (Religion im Sinne des Monotheismus) contra Kepercayaan (Überzeugung im Sinne ethnischer Religiosität) unterscheidet.
Eine weitere, ähnliche Konstruktion ist der ehemalige tola, der sich inzwischen nur noch in der Ikonographie als textiles Motiv findet, der aber einst in den Dörfern als eine Art Altar oder Opferplatz für Lineage (ume) oder Klan (kanaf) aufgestellt wurde, ein mit drei Wurzeln zum Himmel reichender Baumstamm, an dem auch den Ahnen geopfert wurde (okla mnes) (vgl. ebenfalls meine Literaturstudie Die Weltanschauung der Atoin Meto, Kapitel 3, 5 und 7).
Bleibt noch die Frage: Um welche Nahrung handelt es sich, die am Holz und Stein Tapan und Tuik Neno gereicht wird. Einen abschließenden Hinweis gibt die gelbe Farbe (molo) der Spitzen dieser Hügel (pupu). Die dominierenden Farben der symbolischen Klassifikation der Atoin Meto sind weiß, indigoblau oder rot; marginaler spielt auch gelb eine wichtige Rolle. Pieter Middelkoop (1949:45) berichtet, dass gelb die Farbe des Todes und ein Symbol für die Tae ma Banfen, die Totenengel, ist, die das Sterben der Menschen einleiten, und die bei großen Trockenperioden um Hilfe angerufen werden. Eine interessante Bemerkung, die sich nicht verifizieren ließ, durch den Terminus Engel aber korrupt wirkt. Zusammengenommen deuten all diese Splitter am ehesten auf eine spirituelle Nahrung hin.
Die Konföderation Kuan Fatu - Vers 267 - 335
267 Tita tenim mat nain [ ten ]
Und ich fahre fort und berichte [ weiter ]
268 Ni Ome Ni Banu Ni Punuf Ni Panab bi leku in balan man bi sene [ in balan ]
Von Ni Ome, Ni Banu, Ni Punuf und Ni Panab, am Platz des Schlegels und des Gongs [ Ort ]
269 Bi ue in balnem man bi sene [ in balan ]
Am Ort des Rotans und des Gongs [ Ort ]
270 Bi uki in nanem man tefu [ in nanan ]
Im Inneren der Banane und des Zuckerrohrs [ Inneren ]
Die Verse 268 - 270 beziehen sich auf die Domäne Kakan im Nordosten Kuan Fatus. Die an anderer Stelle genannten Orte, die Kakan in den Dichtungen beschreiben, sind: Oe Le`u, Niuf Metan, Oe Nisa, Sona` Timun, Nao Utenu, Noe Nai Let, Nono Kani, Nono Hau Sunaf, Nono Oe Susu, Noe Batan, Nono Nankai, Meu Naek, Kobe Buti, Oe Batan, Obe Panan, Kobe Nabonat, Tufe Tunan, Sona` Usapi, Ek Menu, Nono Nun Me`, Nun Bikase, Toi Upun und Oe Hau Molo; das entsprechende, pars pro toto geltende Eigennamenbündel mit den Namen der Ana`mnes dieser Region: Punuf und Panab, Manu und Sanak; aber auch das oft unvollständige Eigennamenbündel Ome und Banu.
271 Tabiabok tanim tatalbok [ tain ]
Verbündet sind wir bereits und vereint sind wir [ schon ]
272 Nabiaba kitim natalab kitit nak feot le`u moen [ le`u ]
Er hat uns vereint, verbündet hat er uns, sodass man sagt: Feto Le`u und Mone [ Le`u ]
Hinsichtlich sozialer beziehungsweise politischer Allianzen im vorindonesischen Kuan Fatu bedeutet die parallele Formel feot le`u / moen le`u ein Generationen umfassendes Heiratsversprechen, das zwei Namengruppen auf vorgeschriebene Weise in einer symmetrischen Präskription verbindet, die wenigstens das älteste Kind eingehen soll. Die wesentlichsten Kriterien dieser Heiratsregel sind die dominierende Rolle des Mutterbruders, des atoin amaf, des vatergleichen Manns, in den Lebenszyklusritualen seiner Schwesterkinder sowie die sogennnte Cross Cousin-Heirat. Die in diesem Kontext feto le`u / mone le`u genannte Heirat reflektiert die politische Allianz als feto-mone, unter der Vorausssetzung, dass feto, weiblich, die inferiore Kategorie ist, während mone, männlich, superior ist und das höhere Sozailprestige genießt.
273 Neon apinat neon [ aklahat ]
Himmel, Du Strahlender, Sonne, Du [ Versengende ]
274 Mano`an lekom kat mafetin [ leko ]
Empfangen uns gegenseitig und verabschieden uns, [ wie es sich gehört ]
Mano`an, beziehungsweise manona, sich gegenseitig etwas geben; mafetin, sich gegenseitig entlassen, freigeben.
275 Mat manekam mat matakut taha totoenam tiun [ totoen ]
Ehren uns und beschützen uns gegenseitig, essen zusammen und [ trinken zusammen ]
276 Poi neno i man poi [ fai i ]
Bis zum heutigen Tag, bis in die [ Nacht, die heutige ]
277 Neon apinat neon [ aklahat ]
Himmel, Du Strahlender, Sonne, Du [ Versengende ]
278 Ai` neu Tse Banfati Mna`o [ Biliu ]
Mit Tse, Banfati, Mna`o, [ Biliu ]
279 Bi Usaip Malak Usaip [ Leo Ta`e ]
In Usapi Malak und Usapi [ Leo Ta`e ]
280 Nok neu hit nekem hit taiket hit nopkem [ hit nanak ]
Wegen unserer Gedanken und unserem Willen, unseren Gefühlen und [ unserem Empfinden ]
281 Es afi he nafula naneuk sinim napene [ naneuk sin ]
Denn früher wurden sie vertrieben und verschwanden, wurde ihnen hinterhergeblickt, bis sie [ verschwunden waren ]
nafula, (fort-)blasen; nafula napene, blasen, bis etwas verschwunden ist. Was davonschwebt, sind die Blasen aus dem klebrigen Pflanzensaft, der aus dem Paku-Baum, einer Damar-Art, quillt. Kinder bilden aus Grashalmen eine Rundung, ziehen diese durch den harzigen Saft bis dieser die Rundung des Grashalms verschließt. Daraufhin blasen sie in diese Rundung, bis seifenblasenähnliche Ballons aufsteigen.
Napene, mit über die Augen gehaltene Hand in die Ferne blicken: blasen, bis verschwunden sind etc.
282 Bi Lilom Bakunaset Babaunam [ Pan Muti ]
Nach Lilo und Bakunase, nach Babaun und [ Pan Muti ]
283 Neon apinat neon [ aklahat ]
Himmel, Du Strahlender, Sonne, Du [ Versengende ]
284 Es hit nekem hit taiket hit nopkem [ hit nanak ]
So waren unser Gedanken und unser Wille, unsere Gefühle und [ unser Empfinden ]
285 Biliu mnasi fen neman manao [ nem ]
Biliu mnasi brach auf und kam, machte sich auf den Weg, [ kam an ]
286 Matua`am ma`usi`at ma`enam [ ma`ama ]
Bekam einen Herr und einen Herrschern, eine Mutter und einen [ Vater ]
287 Neu Na`i Len Sole bi sonfa Knutum pane [ Knutu ]
Kam zu Ni Leni, in sein Haus Knutu, in seinen Palast [ Knutu ]
288 Itlam mat atal talalim tasonim [ talail ]
Schon hob er seinen Fuß hoch, trennte sich [ bereits }
ita / ata (wegen des erforderlichen Parallelismus), den Fuß anheben, um zu gehen. Nasoni, freilassen, loslösen: den Fuß anheben, aufbrechen, sich selbst lösen und befreien.
289 Tatokbam tam`auka bi Meo Nae Meo Kliko sin son kenuen [ sin tnan kenu ]
Doch saß unbeweglich zwischen dem Meo Nae und dem Meo Kliko, [ in ihrer Mitte ]
Durch seine (wahrscheinlich noch) nicht autorisierte Landnahme geriet Ni Biliu in eine unangenehme Lage; sozusagen zwischen die Stühle. Die Grenzen zwischen Sole, dem Meo Nae, und Nabuasa`, dem Meo Kliko (vgl. Die Grenze zwischen Kuan Fatu und Lasi) waren von intra-tribalen Konflikten gekennzeichnet. Biliu mnasi wurde zum Puffer konvergierender Interesse, eingeengt und bewegungslos, ohne dass seine Loyalität geklärt war; zwischen dem Meo Nae und dem Meo Kliko siedelnd und nach beiden Seiten verpfichtet.
Tatobak, jemanden irgendwohin hinsetzen, auch ansiedeln, einladen, sich niederzulassen. Tam`auka lässt zwei Möglichkeiten zu: (1) verehren, schmeicheln; jemandem Respekt und Ehrerbietung erweisen. Auch na`au, ein Kind besänftigen, beschwichtigen, bis es aufhört zu weinen. (2) jemanden zur Jagdbeute machen, übertragen zum Gespött machen. Sona, freie, geräumige Fläche zwischen zwei Polen; tnanam, Mitte, Zentrum.
290 Nah neu Meo Klikot leko nah neu Meo Naet [ leko ]
Er isst vom Meo Kliko gut, er isst vom Meo Nae [ gut ]
291 Neon apinat neon [ aklahat ]
Himmel, Du Strahlender, Sonne, Du [ Versengende ]
292 Es aenet on iyam manaonat [ on i ]
So lauten die Worte und ihr Verlauf [ ist so ]
293 Tek kitim natonan kitit nak Nai`ya Lamu matuaam mausi`at maenam [maama ]
Wir nennen uns und bezeichnen uns, sagen Nai Lamu, sind Herrn und Herrscher, sind Mutter und
[ Vater ]
294 Neon apinat neon [ aklahat ]
Himmel, Du Strahlender, Sonne, Du [ Versengende ]
295 In tua kenum in uis kenut in en kenum [ in am kenu ]
Seine Herrn und seine Herrscher, seine Mütter und [ seine Väter ]
296 Es Ton Finit Babis Sapai bi Maemletet Kua Mukem [ Bi Taek ]
Nämlich Ton, Finit, Babis, Sapai in Mae, Nai Lete, in Kua Muke und [ Bi Taek ]
297 Tua kenum uis kenu es Ni Tkofa Ni Leosae Ni Tbet Ni Patnai bi Nekem Kualinat Kualinam
[ Kua Tae ]
Ihre Herren und ihre Herrscher, nämlich Ni Tkofa, Ni Leosae, Ni Tbet, Ni Patnai in Neke und Kualin, in Kualin und [ Kua Tae ]
298 Tua kenum uis kenu es Tusi Tanu Leo Benu bi Sas Pupum Kua Manut Honom [ Ni Feu ]
Ihre Herren und ihre Herrscher, nämlich Tusi, Tanu, Leo, Benu in Sas Pupu und Kua Manu, in Hono und [ Ni Feu ]
299 Neon apinat neon [ aklahat ]
Himmel, Du Strahlender, Sonne, Du [ Versengende ]
300 Ni Ome Ni Banu Ni Punuf Ni Panab anbi uki in nanem ma bi tefu [ in nanan ]
Ni Ome, Ni Banu, Ni Punuf, Ni Panab im Inneren der Banane und im Zuckerrohr, [ im Inneren ]
301 Neon apinat neon [ aklahat ]
Himmel, Du Strahlender, Sonne, Du [ Versengende ]
302 Tse Banfati Mna`o Biliu bi Usaip Malak Usaip [ Leo Ta`e ]
Tse, Banfati, Mna`o, Biliu in Usapi Malak und Usapi [ Leo Ta`e ]
303 Nai`ya Lamu on tua kenum [ uis kenu ]
Die Nai Lamu sind die Herren und sie sind [ die Herrscher ]
304 Nok sin tuanem sin usin Ni Soel Le`u bi Maemletet Kua Mukem [Bi Taek ]
Zusammen mit ihrem Herrn und ihrem Herrscher, Ni Sole Le`u in Mae und Nai Lete, in Kua Muke und [ Bi Taek ]
305 Ana` namesem man Ton [ mese ]
Ein einziger Ana`mnes, Ton, [ der Eine ]
306 Hit keso hit luli hit moenfam [ matolin ]
Unsere vier Stiere, unsere vier Bambusrohre, unsere Männer und [ Nachkommen ]
Keso / luli ist eine übliche, grammatisch parallele Formel im Tonis-Register, um männliche Kraft und Potenz auszudrücken, vor Kraft strotzende Männlichkeit. Im Vergleich mit der häufiger verwendeten Formel keso / mone, die in der Kuan Fatu-Chronik immer Ton und Finit, Babis und Sapai bezeichnet, ist sie relativ selten, wenn auch bedeutungsgleich. Stier (keso), aber auch Hahn (manu), verkörpern, wegen ihrer Stärke und Aggresivität ausgezeichnet Männlichkeit (mone), getragen von dem Wunsch, diese Attribute auf den Mann zu übertragen, besonders auf den männlichsten Mann, den Krieger-Kopfjäger (meo).
In der zoologischen Nomenklatur der Atoin Meto bezeichnet keso das männliche Tier, während luli ein aus einem Bambussegment hergestellter Wasserbehälter ist. In der Alltagsprache heißt ein solcher Behälter tuke und soll sich von einem luli durch seine Länge unterscheiden. Auch soll ein Tuke ein Trinkgefäss sein, während der Luli ein Reservoir ist. Diese Interpretation hörte ich in oft Amanuban, doch sie klingt nicht zu weit hergeholt, obwohl zwei Lexeme wie keso und luli auf den esten Blick nicht allzu viel verbindet. Es handelt sich nämich um einen metaphorischen Vergleich, dem, wie einem jeden solchen Vergleich, erlaubt ist, was gefällt. In der Dichtung Das Land Kuan Fatu habe ich im Kontext von Vers 10 bereits darauf hingewiesen, dass es die Hörner des ausgewachsenen Büffels sind, ein vor Kraft strotzender Koloss und geeignetes Symbol für Männlichkeit, Kühnheit und Mut. Die metaphorische Formel keso und luli gewinnt ihre Bedeutung aufgrund von Länge und phallischer Symbolik.
Früher fand man an jedem Lopo einen Luli. Entsprechend der geschlechtlich orientierten Raumaufteilung des Atoin Meto-Gehöfts ist ein Lopo der männliche Bereich. Der Mann wohnte sein ganzes Leben im Lopo. Im weiblichen Ume kbubu hielt er sich nur gelegentlich auf. Beide Häuser verfügten über einen eigenen Wasserbehälter, der Lopo über einen Luli, im das Ume kbubu stand ein nai (oe). Im Zusammenhang mit diesem geschlechtlichen Symbolismus der Gebäude ist die Morphologie der beiden lebenswichtigen, Leben spendenden Gefässe interessant: der runde Nai Oe und der lange Luli, Vulva und Phallus.
Natolin, ein Verb des Wortstamms tol, einen Keim, einen Sproß (Spitze) besitzen, bezieht sich auf die aus dem Boden spießenden Pflanzen, als Metapher: Nachkommen besitzen. Dass in Überlieferungen anscheinend Mythenreste übelebten, die wiederum Middelkoop erwähnt, in denen gehörnte Ahnen aus der Erde aufstiegen, will ich nur am Rand bemerken.
307 Es Ni Sole Le`u bi Lamu in nanem hau anah [ in nanan ]
Nämlich Ni Sole Le`u im Inneren des Lamu, des Hau Anah [ Inneren ]
308 Bi bue in nanan hau anah [ in nanan ]
Im Inneren des Bue, des Hau Anah [ Inneren ]
Die Metaphern Lamu, Wald, Hau Anah, das kleine Gehölz und Bue oder Bua, Gestrüpp, Unterholz, stehen für das Siedlungsgebiet der Nai Lamu Meo Lamu, der Herren des Waldes, der Krieger-Kopfjäger des Waldes. Eine alternative Formel des rituellen Registers für die Nai Lamu lautet: bi kelo koto in balan / bi fafi kaman in balan, am Platz der Waldaffen, der wilden Schweine Ort.
309 Bi Tapnam Tuik Neon neon apinat neon [ aklahat ]
Am Tapan und Tuik Neno, Himmel, Du Strahlender, Sonne, Du [ Versengende ]
310 He aenet on iyam manaonat [ on i ]
So lauten die Worte und ihr Verlauf [ ist so ]
311 Henaiti pah nama` taosam [ mahonit ]
Damit das Land und seine Regionen, die Charaktere und [ die Abstammungslinien ]
312 Funam natef tan nonom [ natef ]
Sich einkreisen und begegnen, herumschweifen und [ zusammentreffen ]
313 Bi Nekem Kualinat Kualinam [ Kua Tae ]
In Neke und Kualin, in Kualin und [ Kua Tae ]
314 Maemletet Kua Mukem [ Bi Taek ]
In Mae und Nai Lete, in Kua Muke und [ Bi Taek ]
315 Tse Banfati Mna`o [ Biliu ]
Tse, Banfati, Mna`o, [ Biliu ]
316 Naiti mnen in toinam ma mnen [ in a`an ]
Mögen sie die Reden hören und vernehmen [ die Worte ]
317 He minoina manim mibata [ mani ]
Damit weitergegeben wird und bewahrt [ wird ]
318 Henaiti tia tut muni taul [ muni ]
Damit die folgenden Generationen, und die Generationen [ die folgen ]
319 Kaisam bo`om leko kaisam batiom [ leko ]
Damit sie sich nicht aufteilen, sich nicht in alle Winde [ zerstreuen ]
320 Kaisam seki`om leko kaisam sole`om [ leko ]
Nicht miteinander brechen, sich nicht [ trennen ]
Leko, eigentlich gut, ordentlich, ist in diesem Vers ein Ersatzwort für das Personalpronomen der 2.Person/Singular. Die Verwendung von leko statt ho oder hi folgt der Vorstellung der höflichen Beantwortung einer Frage.
Aufgrund der besonderen Bedeutung von leko in den Versen 319 und 320 steht das Verb des Variationsveres in der eckigen Klammer, die ansonsten den Versschluss des Chors enthält.
Seki, (ab)brechen, und sole, trennen, loslösen, sind bilden gemeinsam eine grammatisch parallele Formel aus Grund- und Variationsvers. Im alltag bezieht sich seki auf das Abbrechen des Maiskolbens vom Stengel. Die Maisernte heißt deshalb sek pena. Auch das Herausbrechen einer Banane aus einem Kamm bezeichnet man als seki>. Bezieht sich der Begriff seki auf den Umgang mit Pflanzen, bedeutet sole das Trennen von Muttertier und säugendem Jungen, beziehungsweise das Melken des Muttertiers. Für die Herkunft des Eigennamens Sole vgl. Die Protagonisten der Kuan Fatu-Chronik, Stichwort SOLE.
321 Henaiti Nai`ya Lamu matua ma`usi ma`enam [ ma`ama ]
Damit die Nai Lamu einen Herrn haben, einen Herrscher, eine Mutter und [ einen Vater ]
322 Nai`ya Lamu nait maboko kunum manape kunut penpene me mait matika kunum [ masaba kun ]
Mögen die Nai Lamu gekräftigt und energiegeladen bleiben, die rote Fahne das Land ausdehnen und
[ erweitern ]
Maboka und maskke sind verwandte Bezeichnungen, die sich auf den körperlichen Zustand oder das körperliche Erscheinungsbild eines Menschen beziehen. Maskeke, hübsch, charmant, anziehend, bezeichnet einen kräftigen, gut gebauten, aber auch schönen Körper des Mannes, wie er dem kulturspezifischen Ideal entspricht. Maboka bezieht sich mehr auf innere Qualitäten wie psychische Energie, Aktivität, Temperament, Energie oder Lust. Nanape beziehungsweiswe manapa ist eine der Konsequenz von maboka, nämlich die aktive, energiegeladene Bewegung des Körpers, als Folge von Elan und körperlicher Kraft (mapapschnell, hastig, übereilt im negativen Sinn).
323 Bi`akaes moen me nait matika kunum [ masaba kun ]
Möge der rote Hengst das Land weit und [ breit machen ]
324 Mifili nabalahat nait miponi`am [ nabalah ]
Mögen sie für ewig aufhängt sein und hochgehängt bleiben, [ für alle Zeit ]
325 Henaiti Benam Un Monet Lulfam [ Batnun ]
Damit Bena und Un Monet, damit Luluf und [ Batnunu ]
326 Nait matua`am [ ma`usi ]
Einen Herren haben mögen und [ einen Herrscher ]
327 Sumnam Niuf Usi`at nait matua`am [ ma`usi ]
Suman und Nifu Usi einen Herrn haben mögen und [ einen Herrscher ]
328 Bi Kiuwa in noenam man bi linah in noen ]
Die Tamarinde, die schattenspendende, der Granatapfelbaum, [ der Schatten gibt ]
329 In usnam ina tnanan es Maemletet Kua Mukem [ Bi Taek ]
Am Zentrum und Mittelpunkt, nämlich in Mae und Nai Lete, in Kua Muke und [ Bi Taek ]
330 Matuaam ma`usiat maenam [ maama ]
Haben sie einen Herrn und einen Herrscher, eine Mutter und [ einen Vater ]
Die in den Versen 325 und 327 genannten Orte im Westen Südamanubans, auf dem Gebiet der heutigen Dörfer Noe Muke, Oebelo und Polo, gehörten pan-indonesisch in den Einflussbereich der Domäne von Kuan Fatu - Vers 329 und 330 (vgl. Das Land Kuan Fatu sowie Die Grenze zwischen Kuan Fatu und Lasi).
331 Es aenat on iyam manaonat [ on i ]
So lauten die Worte und ihr Verlauf [ ist so ]
332 Henaiti mnen in toinem ma mnen [ in a`an ]
Damit die Rede gehört wird, vernommen werden [ die Worte ]
333 Au tua kenum au uis kenut au am kenum [ au en kenu ]
Meine Herren, meine Herrscher, meine Väter und [ meine Mütter ]
334 Funam natef tan nonom natef ]
Sie kreisten umher und trafen zusammen, schweiften umher und [ begegneten sich ]
335 Aut ninet tanunu`okam tabua`ok tan neno ham fai [ ha ]
Ich glaube, sie trafen zusammen und versammelten sich, für die vier Tage und für Nächte [ die vier ]
Abschied vom Lamu - Vers 336 - 372
336 Fai`yen sopu`en man tia`yenat neno sopu`enam [ tia`yen ]
Die letzte Nacht ist angebrochen und der letzte Tag [ schon erreicht ]
337 Kolon kaem matken meut maut het bo`ok lek-lekom mat batiok [ lek-lekom ]
Der Vogel zwitschert schon, doch unsere Augen sind noch wach, wir scheiden jetzt und [ trennen uns ]
338 Henaiti tutnai fanim taskau [ fain ]
Um ihn auf der Schulter heim zu tragen, auf dem Rücken [ nach Hause ]
339 Hit olik hit munik hit suikem [ hit tolaf ]
Unseren jüngeren Bruder, unseren kleinen Bruder, unsere Stütze und [ unseren Stab ]
340 Es i na`ko pah lolo`am niuf [ lolo ]
Den aus dem fernen Land, dem See, [ dem fernen ]
341 Na`ko pah Jermanam nifu Jerman neon apinat neon [ aklahat ]
Aus dem Land Deutschland, vom See Deutschland - Himmel, Du Strahlender, Sonne, Du [ Versengende ]
342 Taub tanam tatui tan he tatnana tafani`am takesi [ fain ]
Wurde er hergebracht, ist uns hierher gefolgt, und wir wollen ihn zurückzubringen und ihn fortbringen [ zurück ]
343 Neu So`em Onaenut Nob-Nobim [ Hu`e Mnanu ]
Nach Soë und Oan Enu, nach Nobi Nobi und [ Hu`e Mnanu ]
344 Hu`e Mnanu`em Fafi [ Nisin ]
Hu`e Mnanu und Fafi [ Nisin ]
345 Neno pinat neon [ aklahat ]
Himmel, Du Strahlender, Sonne, Du [ Versengende ]
346 Masan tipo`onam fain man li`on [ fain ]
Nachher kehrt er zurück, dreht sich um und [ kehrt zurück ]
347 Neknem le`un matem man tumai [ maet ]
Unser Herz ist traurig, zum Sterben [ traurig ]
Tumai ist eine physische Schwäche, die Traurigkeit, Melancholie oder Depressionen, der psychische Schmerz, den man beim Verlust eines geliebten oder nahestehenden Menschen empfindet. Tumai ist auch eine psychische Verfassung, Auslöser für die von Traurigkeit erfüllten Lieder, die in Amanuban sikoli heißen, und die mich an Flamenco oder Fado erinnerten. Ist jemand tumai mate, dann hat ihn eine große Traurigkeit ergriffen: Er ist sterbenstraurig.
348 Bismain matem man tumai maet ]
Mit seufzendem Herzen und sterbens- [ traurig ]
349 Namnau nitam nafnek [ nit ]
Erinneren wir uns, wenn möglich, und hoffen, [ wenn möglich ]
350 Ton Finit Babis Sapai nok tuanem usin bi Maemletet Kua Mukem [ Bi Taek ]
Ton, Finit, Babis, Sapai, mit ihrem Herrn und ihrem Herrscher, in Mae und Nai Lete, in Kua Muke und [ Bi Taek ]
351 Kin-kino in eno het a` on mem hatatoin on me ]
Wie sollen wir beginnen, wie sollen wir es ausdrücken, aussprechen [ wie ]
352 Lo mes het batiakam [ tbo`ok ]
Wie können wir uns trennen, wie uns [ aufteilen ]
353 Neon apinat neon [ aklahat ]
Himmel, Du Strahlender, Sonne, Du [ Versengende ]
354 Tipu`onaf fain man li`on [ fain ]
Er kehrt zurück, dreht um und [ geht zurück ]
355 Neu pah Jermanam nifu [ Jerman ]
Ins Land Deutschland und zum See [ Deutschland ]
356 Nan nenom man fai`yat nan funanam [ nan ton ]
Für einen Tag, für eine Nacht, für einen Monat und [ für ein Jahr ]
357 Nabela nan in neknam in tainat nabela nan in nopnam [ in nanan ]
Schon äußerte er seine Gedanken und seinen Willen, äußerte seine Gefühle und [ sein Empfinden ]
358 Hen seun kitim bi Lamu in nanan na`an fen nemam manao [ nem ]
Wollte uns besuchen hier im Inneren des Lamu, brach auf und kam an, machte sich auf den Weg, [ und kam an ]
359 Nem hen senun ten kit man sak [ ten kit ]
Kam, um uns zu begegnen, um zusammenzutreffen [ mit uns ]
Senun und sak bezeichnen beide ein kurzes, zeitweiliges Zusammentreffen: zwei Menschen treffen sich vorübergehend auf der Straße, tauschen Betel miteinander, unterhalten sich, und gehen daraufhin wieder ihrer Wege. Ebenso naeuk natok. Bei dem Besuch in einem Haus sagt man nem neun oder nao nem; nem, kommen oder ankommen, nao, gehen, hingehen, insgesamt Termini, die ein absichtsvolles Zusammentreffen implizieren, die nicht die Beiläufigkeit und Zufälligkeit von senu oder sak besitzen. Ho om nneu sa?, Wohin gehst du? / Au om neun sa, Ich gehe ihn besuchen (treffen).
Senu heißt auch das Webschwert, dass das kuzfristige Zusammentreffen der unterschiedlichen Fadenlagen der beiden Webfächer steuert.
360 Hit kat nikan tale`um hat eni [ tale`u ]
Wir werden ihn nicht vergessen und wir werden ihn nicht [ zurückhalten ]
361 Neon apinat neon [ aklahat ]
Himmel, Du Strahlender, Sonne, Du [ Versengende ]
362 Nok-nokat tanene`obaham taten-tenbahat neon ma-mabet tanene-obahamb
[ taten-tenabah ]
Schon am Morgen haben wir nachgedacht und haben es uns überlegt, und auch am Nachmittag haben wir nachgedacht und [ überlegt ]
363 Neu puin mesem ma nak [ mese ]
Für den einen Maiskolben und den Kopf [ den einen ]
364 Nek leko te leko nop leko nan [ leko ]
Mit den guten Gedanken, dem guten Willen, den guten Gefühlen und [ dem guten Empfinden ]
365 In kato in subu in oilnam [ in munin ]
Seiner Frau und Gefährtin, seiner Jüngsten und [ seiner Kleinsten ]
366 Es aenan on iyam manaon [ on i ]
So lauten die Worte und ihr Verlauf [ ist so ]
367 Onat kail aentat es le` i onat non absat [ es le` i ]
So wird die Nadel eingestochen, der Faden durchgezogen [ so ]
368 On tabiabokat es le` i on tabalbokat [ es le` i ]
So verbünden wir uns hier und vereinen uns [ hier so ]
369 Maut he aenan in toinem manaona [ in a`an ]
Sodass die Rede vorangebracht wird, auf den Weg gebracht werden können [ die Worte ]
370 He nekan neno nahinem ten neno [ nahin ]
Damit das Herz es begreift, und der Bauch [ es versteht ]
In den Versen 367 bis 370 drückt J.Ch. Sapay abschließend noch eimal die Hoffnung aus, dass die regionale Geschichte, die die Kuan Fatu-Chronik überliefert, und damit ein Aspekt der Geschichte der Atoin Meto, nicht in Vergessenheit gerät, vielleicht eines Tages einen gleichberechtigten Platz in der Geschichte des indonesischen Archipels einnimmt, wie es die Geschichte dominanterer Ethnien bereits erreicht hat (vgl. die ausführliche Darstellung der Motivation und Hintergründe des Historiker-Seminars in Nai Lete: Unser Wunsch ist erwacht!). Soweit die Erwartungen an mich, den westlichen Gast und Ethnologen, dem sie ihre historischen Überlieferungen treuhänderisch anvertraut haben.
371 Matua kaum ma`usi kaut ma`ena kaum [ma`ama kau ]
Ich habe einen Herrn und einen Herrscher, eine Mutter und [ einen Vater ]
372 In ka tonin on me in ka a`an [ on me ]
Meine Rede ist nicht irgendeine, meine Worte sind [ nicht irgendwelche ]
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