Samstag, 25. April 2020

Der Sonba`i-Krieg - Die Dichtung


Vorbemerkung

Die mündliche Dichtung über den Krieg, den Tubani Nope gegen den Sonba`i führte (Makenat Sonba`i), den Herrscher in Molo und Miomafo, Pai Neno und Oenam, bildet in den Überlieferungen der Kuan Fatu-Chronik den dritten Expansionskrieg zur Gründung des vorindonesischen Banams. Vorgetragen wurde diese Dichtung von J. Ch. Sapay in der Nacht zum 11. Februar 1991 im großen Lopo von Nai Lete, Kuan Fatu, Südamanuban.

Dienstag, 31. März 2020

Die Grenze zwischen Kuan Fatu und Lasi - Die Erzählung


Vorbemerkung

Die Tonis-Dichtung Meo Nae ma Meo Kliko behandelt den Grenzverlauf der beiden Lehen, die Mnanu und Pilis Sole sowie Kaba Nabuasa` nach dem Abi Loemnanu-Krieg zugewiesen bekam. Vorgetragen wurde diese umgangssprachliche Erzählung in der Nacht zum 9. Februar 1992 in Nai Lete, Kuan Fatu, in Südamanuban, von Musa Leni Seo, dem Mafefa von Ch.Z. Babys.

Die Grenze zwischen Kuan Fatu und Lasi

Nachdem Tubani Nope die Expansionskriege gegen Abi Loemnanu im Westen und Kolo Banunaek im Süden Banams erfolgreich für sich entscheiden konnte, schickte er Ni Lape Isu, um seine loyalen Vasallen Sole und Nabuasa` mit Ländereien zu belohnen. Als die Nai Lamu aufgefordert wurden, sich im Sonaf in Niki Niki zu versammeln, um sich an der Entscheidungsschlacht gegen Abi Loemnanu am Bia Moko zu beteiligen, wurde diese Mobilmachung ebenfalls von Ni Isu vom Ayo Toen aus verkündet, einem Hügel in der Nähe des heutigen Panan. Dies war der erste Ruf, der von Ayo Toen ausging, und jetzt, nach dem Sieg über Abi Loemnanu, wurde vom Ort der ersten Mobilmachung aus auch das Territorium unter die Sieger aufgeteilt. Die Nai Lamu Meo Lamu wurden durch die beiden Namengruppen Sole (Meo Nae) und Nabuasa` (Meo Kliko) repräsentiert.

Mittwoch, 25. März 2020

Die Grenze zwischen Kuan Fatu und Lasi - Die Dichtung


Vorbemerkung

Die historische Überlieferung der Atoin Meto in Amanuban bewahren Spezialisten (mafefa, der einen Mund besitzt) in Form konkurrierender Versionen regionaler Geschichte (tonis), die gleichzeitig ethnische und Klanidentität stabilisieren und sichern. Im Verlauf geredeter Rituale (rituals of oration; James J. Fox, 1979) komponiert der Mafefa komplexe Dichtungen (tonis) aus dem Stegreif, die in dieser Form nicht wiederholbar sind.
Die folgende Tonis-Dichtung (Meo Nae ma Meo Kliko), die Musa Leni Seo im 7. Februar 1992 in Nai Lete, Kuan Fatu, vortrug, behandelt die Landmarken der Territorien von Sole, dem Meo Nae Baman in Kuan Fatu und Nabuasa`, einem der drei Meo Kliko Banam in Lasi. Diese beiden Namengruppen (kanaf) repräsentieren, einst wie heute, die politische Elite dieser beiden politischen Territorien in Südamanuban.
Im Kontext der Dichtungen der Kuan Fatu-Chronik nimmt dieser Text eine besondere Position ein, behandelt er doch das Thema, das überhaupt erst zur Dokumentation der mündlichen Dichtungen aus Kuan Fatu führte, ein konstruktives Missverständnis die Hierachie der vier Großen Krieger-Kopfjäger (Meo Naek Banam) betreffend. Meine Verwechslung von naek (groß) und nae (älter in der Geschwisterreihe), und meine Bezeichnung von Nabuasa` als Meo Nae, und nicht als Meo Naek, motivierte Charles Zeth Babys aus Oebesa, Soë, den berechtigten Titelinhaber des ältesten der Meo Naek Banam, dazu, die regionale Geschichte Kuan Fatus in neun Dichtungen von den Männern seiner inoffiziellen, politischen Administration erzählen zu lassen, die über die entsprechenden Kompetenzen verfügten.

Montag, 23. März 2020

Der Kolo Banunaek-Krieg - Die Erzählung


Vorbemerkung

Ein charakteristisches Merkmal einer Tonis-Dichtung ist ihre Kontextorientierung, die es mit sich bringt, dass der Dichter-Sprecher in der Komposition seiner Verse mit Andeutungen auskommt. Er kann sich darauf verlassen, dass sein Publikum ihn auch ohne umfangreiche Erläuterungen versteht. Für Außenstehende ist dies aber nicht der Fall, da er die Geschichte hinter der Geschichte, die erzählt wird, nicht versteht. Um diese Situation zu umgehen, wurde jede Tonis-Dichtung im Anschluss an ihren Vortrag umgangssprachlich als einfache Erzählung wiederholt. Die anschließende, prosaische Erzählung vom Krieg gegen Kolo Banunaek erzählte J.Ch. Sapay in der Nacht vom 9. Februar 1992 in Nai Lete.

Der Krieg gegen Uis Kolo Banunaek

Vor vielen Generationen wurden die Herren des Waldes und der Savanne (Nai Lamu Humone`) und ihre politischen Funktionäre (Amfini) von Tubani Nope, dem Uis Banam, ihrem Herrn und Herrscher, ihrer Mutter und ihrem Vater in seinem Sonaf in Niki Niki versammelt. Ni Koli, Ni Toli, Ni Amu, Ni Nope, Ni Nuban und Ni Toi hatten beschlossen einen Sona Bano in Klaban und Tain Lasi, in Maunu und Niki Niki zu errichten.

Samstag, 21. März 2020

Der Kolo Banunaek-Krieg - Die Dichtung


Vorbemerkung

Feldforschungen erreichen nur dann ihr Ziel, wenn es dem Ethnologen gelingt, sich auf seine Gastkultur einzulassen. Erst wenn vorformulierte Thesen angesichts einer fremden Realität zerbrechen, und die Distanz dem Ethnologen unerträglich wird, ist er mit Situationen, Begegnungen und Sachverhalten konfrontiert, die er, noch in seine akademische Welt eingebunden, weit von sich gewiesen hätte.
Von der Dokumentation indigener Tracht und textiler Ikonographie bis hin zur Untersuchung ritualisierten Sprechens und epischer Dichtung musste ich einen weiten Weg zurücklegen. Wer diesen Weg in Ostindonesien geht, erkennt, dass epische Dichtung und textile Motivik symbolische Kommunikationssysteme sind, die sich in den Ritualen des Lebenszyklus mannigfaltig miteinander verschränken.
Außer der Tonis-Dichtung Der Abi Loemnanu-Krieg, der 1999 in Buchform erschienen ist, besteht die Kuan Fatu-Chronik aus acht weiteren Dichtungen, die in den Nächten vom 7. bis zum 14. Februar 1992 in Nai Lete vorgetragen wurden. Die Reihenfolge der einzelnen Dichtungen ist nicht zufällig oder willkürlich so entstanden. Die regionale Geschichte der Atoin Meto kennt keine Zeitrechnung westlicher Geschichtsüberlieferung und auch keine absolute Chronologie. Ihr historisches Bewusstsein ist von einem früher oder später geprägt, unabhängig davon, wie viele Jahre oder Generationen die einzelnen Ereignisse trennen. Der Grenzverlauf zwischen Kuan Fatu und Lasi wurde nach dem Kolo Banunaek-Krieg festgelegt und Ni Neno erreichte den Lamu erst nach dem Sonba`i-Krieg, und als Lobis Nope versuchte, seine Herrschaft auf den Lamu auszudehnen, war Neno schon lange anwesend. Nur so viel ist sicher, die Ereignisse, die in der Kuan Fatu-Chronik überliefert werden, fanden irgendwann zwischen dem späten 17. und 19. Jahrhundert statt, soweit die dynastischen Listen der Herrscherdynastien von Nope und Sole-Babis zuverlässig sind.

Dienstag, 10. März 2020

Der Abi Loemnanu-Krieg - Eine Analyse


Mündliche Dichtung und regionale Geschichte in Westtimor [1]


Vorbemerkung

Die mündliche Dichtung über den Abi Loemnanu-Krieg (Makenat Abi Loemnanu) wurde am 9. Februar 1992 von J.Ch. Sapay in Nai Lete, Kuan Fatu, in Südamanuban vorgetragen. Die Tonis-Dichtung über diese militärische Auseinandersetzung, die vor nunmehr fünfzehn Generationen stattfand, irgendwann im späten 17. Jahrhundert, präsentiere ich an dieser Stelle nur kursorisch. Ausführlich bearbeitet und dokumentiert findet sie der interessierte Leser in meiner Dissertation von 1999: Die Kuan Fatu-Chronik. Form und Kontext der mündlichen Dichtung der Atoin Meto (Amanunban, Westtimor). Meine Online-Publikation weiterer mündlicher Dichtungen aus Kuan Fatu folgt der Argumentation der grundlegenden Untersuchung dieses ostindonesischen, literarischen Genres. Nur gelegentlich komme ich in der Fortsetzung der Kuan Fatu-Chronik, allerdings nicht umfänglich, auf dort vertretene Thesen, auf Erläuterungen zu den Übersetzungen der Verse, die ich aus Verständnisgründen gelegentlich sehr frei ins Deutsche übersetzen musste, sowie auf die kulturellen Hintergründe zurück.

Montag, 9. März 2020

Der Abi Loemnanu-Krieg - Eine Synopsis


Vorbemerkung

Die Tonis-Dichtung Makenat Abi Loemnanu der Kuan Fatu-Chronik ist die erste von insgeamt neun weiteren mündlichen Dichtungen, die die regionale Geschichte der Atoin Meto in Kuan Fatu, Südamanuban, thematisiert. In meiner Dissertation habe ich die Abi-Dichtung exemplarisch genutzt, um Form und Inhalt dieses literarischen Genres zu analysieren. Im Gegensatz zu den anderen acht Dichtungen aus Kuan Fatu, die in diesem Weblog vollständig publiziert sind, enthält dieser Blog nur eine kurze Zusammenfassung der Ergebnisse meiner Dissertation. Die vollständige Dichtung über den Abi-Krieg liegt nur in der Print-Ausgabe Die Kuan Fatu-Chronik vor. In dieser berichtet J.Ch. Sapay vom ersten Expansionskrieg Tubani Nopes gegen den autochthonen Herrscher Abi Loemnanu, mit dem Ziel, Banam, das heutige Amanuban unter seiner Herrschaft zu vereinen. Aufgrund von in Die Protagonisten der Kuan Fatu-Chronik geschilderten historischen und biographischen Details, ist dieser Krieg für die herrschende Elite der vor-indonesischen Domäne Kuan Fatu relevant.
Die in dem Weblog Seine Rede ist nicht irgendeine publizierten Dichtungen kommen gelegentlich auf die hier geschilderten Ereignisse zurück, ohne die handelnden Protagonisten biographisch als Individuum zu fassen. Soweit ein solches Unternehmen überhaupt gelingen kann, habe ich versucht in Die Protagonisten der Kuan Fatu-Chronik ihre Biographien aus den Texten und exegetischen Interviews zu rekonstruieren.

Eine Synopsis

In den Tagen, in denen Uis Banam Tubani Nope sein Machtzentrum noch in Tunbes hatte, dem heutigen Ostamanuban, entschied er sich, den rechtmäßigen Herrscher im Süden und Westen Banams, Abi Loemnanu, anzugreifen und zu vertreiben.